Google vermutet Blockade "Große Firewall"

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Neue Runde im Streit zwischen Google und Peking: Der Internetriese Google hat China die Schuld für einen mehrstündigen Ausfall seiner Suchmaschine in dem Riesenreich gegeben. Die Blockade der Hongkonger Seite von Google am Dienstag müsse Änderungen in der sogenannten "Großen Firewall" als Ursache gehabt haben, teilte der amerikanische Internet-Konzern am Mittwoch mit. Am frühen Mittwochmorgen funktionierte die von der Zensur eingeschränkte Google-Suche in China dann wieder wie vorher - ohne dass der Konzern dafür irgendetwas geändert hätte.

Zunächst hatte es Verwirrung über die Gründe des Ausfalls gegeben. Google selbst glaubte erst, eine interne Änderung habe eine automatische Blockade ausgelöst. Später stellte der Internet-Konzern jedoch fest, dass die Änderungen bereits vor einer Woche ausgeführt wurden und folgenlos geblieben waren.

Nach ersten Vermutungen von Google war die Zeichenfolge "rfa" in einem neuen Programmcode für Suchanfragen der Auslöser der Störung. Die Buchstaben-Kombination werde von der chinesischen Internetzensur als Abkürzung für Radio Free Asia interpretiert, was zu einer automatischen Blockade der Ergebnisseiten führe. Der von den USA finanzierte Radiosender, der Programme in ganz Zentral- und Südostasien ausstrahlt, wird von der Regierung in Peking blockiert.

Unterdessen wurde bekannt, dass in den vergangenen Wochen auch bis zu acht ausländische Journalisten Ziel von Hackerangriffen wurden, die ihre E-Mail-Konten bei Yahoo haben. Wie der Verband Foreign Correspondent's Club of China (FCCC) berichtet, waren verschiedene Accounts angegriffen worden.

Am 25. März habe Yahoo einige Konten vom Netz genommen. Yahoo verurteilte die Angriffe. Der Journalisten-Club wirft dem Internet-Konzern allerdings vor, die betroffenen Nutzer nicht unterrichtet zu haben. Auf Anfrage habe der FCCC von Yahoo ebenfalls keine Hintergründe zu den Attacken erfahren. Der Club rät zur besonderen Vorsicht bei E-Mails an chinesische Adressen.

Google hatte vor gut einer Woche die von Peking vorgeschriebene Selbstzensur der Ergebnisse auf seiner chinesischen Suchmaschine beendet, indem die Anfragen auf die Hongkong-Seite umgeleitet werden. Die Regierung hatte mehrfach klargemacht, dass sie Googles Vorgehen nicht dulden werde.

Für die Chinesen ändert sich mit Googles Vorstoß allerdings kaum etwas: Die Zensur der Seite aus Hongkong wird jetzt von der chinesischen Überwachungstechnik - der "Großen Firewall" erledigt. Sie können über die Hongkonger Seite zwar Treffer zu aus Sicht von Peking politisch heiklen Inhalten sehen, doch anklicken können sie sie nicht. Auch Googles Videoportal YouTube funktioniert in China nicht, genauso wie der Blogger-Dienst. Die mobilen Dienste sind teilweise blockiert.

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