Griechenland bremst Euro-Pläne von CEE-Staaten

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Unmittelbare Auswirkungen der aktuellen Griechenland-Krise auf Osteuropa erwarten die Analysten der Erste Group derzeit nicht, allerdings dürfte sich die Euro-Einführung in den CEE-Ländern weiter verzögern. Bei einigen CEE-Staaten ist die Euro-Einführung 2015/16 im Gespräch. Dies werde sich auf nicht abschätzbare Zeit verschieben, meint Erste-Chefanalyst Fritz Mostböck. So haben etwa Bulgarien und Polen ihre Euro-Beitrittsambitionen auch offiziell auf die lange Bank geschoben.

Während sich der Euro im Zuge der 2008 ausgebrochenen Wirtschaftskrise bisher bewährt habe, hätten nun die neuen EU-Staaten mit einer eigenen Währung einen Vorteil bei der Bewältigung der Folgen der Wirtschaftskrise, da sie durch Währungsabwertungen gegensteuern können, so Mostböck. Zwar sei die Finanzkrise und ihr Übergreifen auf die Realwirtschaft global gesehen mittlerweile eingedämmt, allerdings sei sie nun in den Staatshaushalten angekommen.

er Chefanalyst strich hervor, dass die Verschuldung der CEE-Staaten mit Ausnahme Ungarns deutlich unter dem EU-Schnitt von rund 80 % des BIPund noch immer weit vom griechischen Niveau (rund 115 % Ende 2009) entfernt sei. So sind etwa Tschechien, Ungarn, Rumänien, Kroatien und die Slowakei, die zusammen rund 52 Mio. Einwohner haben, mit rund 200 Mrd. Euro deutlich geringer verschuldet als Griechenland (rund 300 Mrd. Euro).

Für 8 von den Erste-Analysten beobachtete CEE-Staaten - Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei, Tschechien, die Ukraine und Ungarn - wird für heuer mit einem gewichtetem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 1,7 % gerechnet, während für die Eurozone ein Plus von 0,7 % prognostiziert wird. Nur Kroatien wird dieser Einschätzung zufolge heuer nicht aus der Rezession kommen: Nach einem BIP-Minus von 5,8 % im Vorjahr wird 2010 ein weiterer Rückgang um 1,1 % erwartet. Die Ukraine hingegen, die 2009 einen BIP-Rückgang um 15 % erlitt, kann heuer dank der Hilfe des IWF wieder mit einem 2,8-prozentigen Wachstum rechnen.

Aufgrund der schwachen Konjunktur der Euro-Länder rechnet die Erste Group nur mit einem langsamen Anspringen der CEE-Exporte. Zudem dürften die Haushalte und Unternehmen vorsichtig bei ihren Ausgaben sein und die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Als Risikofaktor gelten neben der schwachen Konjunktur der Eurozone vor allem neuerliche Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Russischen Medienberichten zufolge plant die EBRD ihr Eigenkapital bei der bevorstehenden Konferenz in Zagreb Ende kommender Woche um bis zu 10 Mrd. Euro aufzustocken, wobei Russland bis zu 400 Mio. Euro beitragen könnte. Die Krise Griechenlands birgt der EBRD zufolge auch Gefahren für Bulgarien, Rumänien und Serbien, da in diesen Ländern die griechischen Banken traditionell eine wichtige Rolle spielen. Dazu meinte Mostböck, dass man noch immer in eine unsichere Zukunft blicke und daher nicht zum Tagesgeschäft übergehen könne. Weiteres Kapital für die Region sei daher grundsätzlich begrüßenswert.

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