IHS sieht Indizien für eine positive Wende in der Realwirtschaft

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"Die Realwirtschaft ist über das Schlimmste hinweg." Diese Einschätzung gab IHS-Chef Bernhard Felderer anlässlich der 5. Konferenz Europäischer Städte und Regionen zum Thema "Auswege aus der Finanzmisere" in Salzburg. Steigende Auftragseingänge und positive Wirtschaftsdaten sind für Felderer ein Indiz dafür, dass es in der Realwirtschaft wieder aufwärts gehen könnte.

Weniger zuversichtlich ist der Wirtschaftsforscher bei der Beurteilung des Bankensektors: Die notwendigen Restrukturierungen seien noch nicht gemacht worden. Die europäischen Banken hätten zu wenig Eigenkapital.

Lob gab es von Felderer dagegen für die von Deutschland beschlossene "Schuldenbremse". Diese verfassungsmäßig verankerte Selbstbindung, die Verschuldung zu begrenzen, sollte man auch in Österreich überlegen.

Schuldenabbauprogramme notwendig

Alle Staaten werden in den nächsten Jahren über Schuldenabbauprogramme nachdenken müssen. Die internationalen Ratingagenturen würden in Hinkunft stark auf die konkreten Schuldenabbaupläne der Länder achten, ist er überzeugt. "Es wird Länder geben, die sich da schwertun, und andere, die das wie Deutschland elegant erledigen", meinte Felderer.

Das schlechteste Instrument, um die Einnahmenausfälle der Länder und Städte zu kompensieren, wäre eine Erhöhung von Steuern und Abgaben, waren sich Felderer und die hessische Staatssekretärin für Europaangelegenheiten, Nicola Beer, einig. Für Beer sind eine Verwaltungsreform sowie Innovationen bei Produkten und Dienstleistungen die "Stellschrauben", an denen vordringlich gedreht werden müssen.

"Ein positives BIP-Wachstum mag ein gutes Zeichen sein, heißt aber nicht, dass der Höhepunkt der Krise schon erreicht ist", warnte Stefan Eder, stellvertretender Vorsitzender des Kongressveranstalters "Institut der Regionen Europas" und Partner bei der Rechtsanwältekanzlei DLA Piper Weiss Tessbach. Das Thema Überschuldung werde bei vielen Unternehmen im Rahmen der Bilanzerstellung erst in den ersten Quartalen 2010 schlagend werden, glaubt der Jurist.

Viele Betriebe hätten in den Bilanzen Abwertungen von Investitionen zu verkraften, rechnet Eder noch mit schweren Zeiten in der Realwirtschaft und am Arbeitsmarkt. Er glaubt nicht, dass strengere Regeln für die Finanzwirtschaft in Österreich nötig sind. Es brauche nicht verstärkte Regulatorien, sondern einen Regulator, der deren Einhaltung auch kontrollieren könne, meinte Eder.

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