Industrie muss Emissionshandel im Auge behalten

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Die Wirtschaftskrise schickt nicht nur den Ölpreis auf Berg- und Talfahrt, auch an der CO2-Börse geht es turbulent zu. Derzeit kostet die Tonne CO2 nur noch halb so viel wie im Sommer 2008, berichten die "Salzburger Nachrichten". "Die Preise an der CO2-Börse ändern sich täglich. Wer da nicht ständig kontrolliert, verpasst den besten Zeitpunkt zum Einkaufen", so der Chef des Zementwerks Leube, Rudolf Zrost. Die Industrie ist somit zum schnellen Handeln an der Börse gezwungen, setzt aber auch zunehmend auf ökologische Technologien.

Ständige Wachsamkeit zahlt sich heuer jedenfalls aus, denn derzeit kostet die Tonne CO2 nur noch halb so viel wie im Sommer 2008. Der Emissionsrechtehandel wurde 2005 als Instrument der europäischen Umweltpolitik zur Senkung des Schadstoffausstoßes eingeführt.

Von 25 auf 9 auf 14 Euro

Während Zrost etwa im September 2008 noch um 25 Euro pro Tonne einkaufte, liegt der Preis - nachdem er schon auf 9 Euro gesunken war - jetzt bei rund 14 Euro pro Tonne. "Bei spätestens 15 Euro kaufen wir ein", sagt Zrost. 1,5 Mio. Euro wird Leube damit heuer für den Kauf der Emissionsrechte ausgeben. Im Vorjahr waren es mit drei Millionen Euro noch doppelt so viel. In naher Zukunft könnte der Preis für CO2-Zertifikate jedoch wieder signifikant steigen, fürchten die Vertreter der Industrie.

Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz, die Ende des Jahres in Kopenhagen stattfindet, wird in der EU über eine Verschärfung der Umweltziele diskutiert. Derzeit lautet die Vorgabe, den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bis 2020 um ein Fünftel im Vergleich zu 1990 zu senken. Sollte in Kopenhagen ein neues Welt-Klimaabkommen vereinbart werden, will die EU unter bestimmten Bedingungen ihren CO2-Ausstoß sogar um 30 Prozent reduzieren.

Preissprung befürchtet

Für Dieter Drexel, den Klimaexperten der Österreichischen Industriellenvereinigung (IV), ist das ein "heißes Thema", schreibt die Zeitung. Zwar betrachtet Drexel den Zertifikatehandel mit Kohlendioxid trotz aktueller Turbulenzen als "reifen Markt". Doch warnt er davor, noch einen Gang zuzulegen. "Den CO2-Ausstoß um 30 Prozent senken zu wollen hieße, dass auch die Ausgabe der Zertifikate drastisch gesenkt werden müsste. Das würde den Preis nach oben treiben."

"Ich hoffe nicht, dass es eine Spekulationsbörse wird. Die Gefahr besteht, dass über Heuschrecken Zertifikate aus dem Markt herausgekauft und später, wenn immer weniger Zertifikate ausgegeben werden, teuer verkauft werden", sagt Zrost. Er rechne jedenfalls mit einem dauerhaften Preis von 30 Euro für 1 Tonne CO2.

Mit Technologien gegen die Krise

Nicht nur das Kaufen von CO2-Zertifikaten steht für Industrieunternehmen im Mittelpunkt, sondern auch die Hinwendung zu umweltschonenden Technologien. Und gerade auf diese setzt neben der deutschen Industrie auch die Bevölkerung. Von klimaschonenden Technologien als Weg aus der Wirtschaftskrise seien 89 Prozent der Bürger nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag der Industrie überzeugt, berichtete der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin.

Ebenso viele Befragte erwarteten eine positive Entwicklung solcher Technologien, während nur 52 Prozent die deutsche Industrie hierbei weltweit an der Spitze sehen. Mitte Juli waren 1.001 Menschen von 14 Jahren an aufwärts befragt worden.

"Klimaschutz hat das Potenzial, der Wachstumstreiber des 21. Jahrhunderts zu werden", sagte Siemens-Vorstandschef Peter Löscher, Vorsitzender der BDI-Initiative "Wirtschaft für Klimaschutz". "Grüne Technologien aus Deutschland haben hervorragende Wachstumschancen und tragen zu einer nachhaltigen Weltwirtschaft bei. So können wir auch neue Arbeitsplätze schaffen", sagte er.

BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf betonte: "Die deutsche Industrie ist der Problemlöser Nummer eins im weltweiten Klimaschutz. Die klassischen Industrien produzieren Stahl, Metalle und Zement für den Bau von Windrädern. Maschinenbau und Elektroindustrie fertigen Turbinen. Und die Chemieindustrie sorgt für die Materialien zur Isolierung und Wärmedämmung." Über ein interaktives Online-Angebot des BDI, die "Klima-Stadt", sollen sich die Nutzer über Projekte der Industrie informieren können. Dabei gehe es beispielsweise um geringere Treibhausgas-Emissionen.

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