Die Schweizer Industriegruppe entwirft einen Rettungsplan und schockt damit die Anleger: So sollen Kreditschulden in Beteiligungen umgewandelt werden, wie der hoch verschuldete Konzern den Gläubigerbanken vorschlägt. Im ersten Halbjahr 2010 soll eine Kapitalerhöhung folgen.
Davor soll das Aktienkapital "substantiell" herabgesetzt werden. Um dem angeschlagenen Konzern zu helfen, sollen überdies Zinsen gesenkt und Kreditschulden gestundet werden.
Allerdings hat bisher keine der 23 an der 2,5 Mrd. sFr schweren Kreditlinie beteiligten Banken dem Plan zugestimmt, sagte Oerlikon-Sprecher Burkhard Böndel. Einverstanden mit den Plänen ist die Hauptaktionärin Renova des russischen Financiers Viktor Vekselberg.
Der Druck ist groß: Oerlikon hat eine 2,5 Mrd. Franken-Kreditlinie großteils ausgeschöpft und muss bis Ende März 600 Mio. sFr Schulden zurückzahlen. Ganze Geschäftsbereiche sollen aber nicht verkauft werden, hieß es aus dem Firmensitz. Bisher war spekuliert worden, der aus teils sehr unterschiedlichen Sparten zusammengesetzte Konzern könnte weitere Geschäftsbereiche verkaufen. Namentlich die Beschichtungs-Technologie, so mutmaßten Beobachter, könnte an den Winterthurer Sulzer-Konzern gehen, den Vekselberg ebenfalls dominiert.
Details bis Ende Februar 2010
Die Details des Restrukturierungs- und Refinanzierungsprogramms mit den Banken würden bis Ende Februar 2010 erwartet, gab das Unternehmen weiter bekannt. Die Kapitalerhöhung sei innerhalb der ersten Jahreshälfte 2010 vorgesehen.
Diese Aussicht indessen ließ die Anleger erzittern und löste eine Verkaufswelle aus: Die Oerlikon-Aktie sackte zeitweise um fast 25 % ab, nachdem der Sanierungsplan ungewöhnlicherweise während des Börsenhandels veröffentlicht worden war. Laut einem Analysten wissen die Investoren kaum mehr über die Zukunft des Konzerns. Vielmehr würden die Probleme vertagt. Im Oktober hatte der erst seit August amtierende Konzernchef Hans Ziegler noch versprochen, bis Ende Jahr eine "Gesamtlösung" für den empfindlich getroffenen Konzern vorzulegen.
Wie OC Oerlikon weiter mitteilte, muss das Solar-Segment eine außerordentliche Abschreibung in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags (Franken) vornehmen. Die Bewertung eines Lagerbestands müsse unter anderem wegen des schwierigen Marktumfelds angepasst werden.
Die Solarsparte gilt in Vekselbergs Konzern gemeinhin als Hoffnungsträgerin und hatte im ersten Halbjahr einen Großauftrag aus Russland erhalten. Allerdings steckt Oerlikon Solar aber wie alle andern Geschäftsbereiche im Strudel der globalen Wirtschaftskrise. Im November verließ Divisionschefin Jeannine Sargent den Konzern.