Siemens-Chef will Solartechnik ausbauen

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Siemens will in der Solartechnik zu einem der führenden Anbieter in der Welt aufsteigen. Das kündigte Vorstandchef Peter Löscher in einem Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" an. Gleichzeitig verteidigte er die Pläne des Konzerns, auch das Atomgeschäft auszubauen. "Die Welt braucht einen breiten Energiemix", sagte der gebürtige Villacher. "Dazu gehört das gesamte Spektrum an Energieträgern und innovativen Technologien."

Löscher wies Kritik an dem geplanten Wüstenstromprojekt "Desertec" zurück, wonach es unwirtschaftlich sei, in Afrika gewonnenen Strom aus Solarkraftwerken über Verteilnetze nach Europa zu transportieren. "Stromautobahnen können heute technisch und wirtschaftlich höchst effizient sein", sagte Löscher. "Für uns gehört das schon heute zum Stammgeschäft."

Einbruch im Energiesektor

Allerdings gerät auch Siemens-Konzern stärker in den Sog der weltweiten Rezession. Nach den Industriebereichen erfasst die Krise laut Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler zunehmend den Energiesektor. "Im Monat Juni ist der Auftragseingang nicht nur in Industriedivisionen wie den Elektroantrieben, sondern auch in der Division Energieübertragung unerwartet schwach ausgefallen", sagte Adler "Euro am Sonntag". Der Konzern wollte dazu keine Stellung nehmen und verwies darauf, dass eine monatliche Betrachtung nicht aussagekräftig genug sei.

Für die 130.000 Beschäftigten von Siemens in Deutschland könnte der jüngste Auftragseinbruch dennoch Konsequenzen haben, fürchtet Adler: "Dieses Loch wird spätestens im Herbst auf die Auslastung der Produktion wirken. Ich rechne damit, dass das Management schon bald über eine Ausweitung der Kurzarbeit verhandeln will", so der Betriebsrat. Vor allem Mitarbeiter der Industriesparten des Konzerns sind bisher von Kurzarbeit betroffen. Hier ist laut Adler bisher noch keine Entspannung in Sicht. "Die Anzahl der Kurzarbeiter bei Siemens könnte sich deshalb bis zum kommenden Frühjahr verdoppeln", sagte Adler der Wirtschaftszeitung. Derzeit arbeiten rund 19.000 der Beschäftigten in Deutschland kürzer als in ihren Arbeitsverträgen vorgesehen.

Konzernchef Peter Löscher hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, dass es in einzelnen Bereichen des Konzerns zu Einschnitten bei der Beschäftigung kommen könne. Auf umfassendere Personalmaßnahmen will Löscher derzeit jedoch verzichten. Erst im vergangenen Sommer hatte Siemens unter anderem auch ein Programm zur Senkung der Verwaltungs- und Vertriebskosten um 1,2 Milliarden Euro beschlossen. Weltweit fallen bis 2010 fast 17.000 Stellen weg.

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