Siemens hat eine Woche vor Bekanntgabe seiner Quartalsergebnisse die Erwartungen gedämpft. Das abgelaufene dritte Geschäftsquartal weist Finanzvorstand Joe Kaeser zufolge tiefe Spuren der Wirtschaftskrise auf. Der Auftragseingang sei deutlich auf dem Rückmarsch, der operative Gewinn schwinde weiter und auch der Umsatz beginne zu leiden, sagte der Manager am 21. Juli.
Im Vergleich zur Konkurrenz stehe Siemens aber noch gut da. Im laufenden Jahr habe Siemens keine Probleme, die im Frühjahr gesenkten Ergebnisziele zu erreichen. "Bei der Prognose für 2009 sind wir weiterhin voll auf Kurs", sagte Kaeser. Das Unternehmen hat sich für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, einen operativen Gewinn seiner drei Kernsegmente Energietechnik, Industrie und Medizintechnik von mehr als 6,6 Milliarden Euro zum Ziel gesetzt.
Hoffnungsträger Zug
Das kommende Geschäftsjahr bringe allerdings "Herausforderungen mit sich", erklärte Kaeser. Am stärksten zu leiden habe der Industriesektor. Im kurzzyklischen Geschäft mit Industrieautomatisierung, Antrieben und den Leuchtkörpern von Osram sei nicht absehbar, dass bald wieder das Niveau von 2007/08 erreicht werde. Noch komme Siemens aber mit Kurzarbeit aus, um die Flaute zu bewältigen. Geschäftsfelder, die weniger stark von der Entwicklung der Wirtschaft abhängig seien, wie die Zugsparte Mobility, liefen dagegen nach wie vor glänzend. "Wir gehen davon aus, dass in diesem und dem nächsten Jahr der Auftragseingang bei Mobility sehr stark steigen wird", so Kaeser.
Analysten werteten die Aussagen als Versuch, die Erwartungen für die Quartalszahlen am 30. Juli nicht zu hoch werden zu lassen. "Wir haben den Eindruck, dass der Finanzvorstand die Erwartungen für das dritte Quartal etwas dämpfen will", schrieb DZ-Bank-Analyst Karsten Oblinger in einer ersten Einschätzung. "Da die Firma allerdings ihre Prognose klar bekräftigt, sind wir nicht allzu beunruhigt." An der Börse notierte die Siemens-Aktie nahezu unverändert bei 54,05 Euro.