Siemens stehen harte Zeiten bevor

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Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser hat Investoren und Mitarbeiter auf anhaltend schwere Zeiten eingestimmt.

Der Auftragseingang sei im laufenden Schlussquartal des Geschäftsjahres 2008/09 (per 30.9.) erneut um mehr als ein Fünftel verglichen zum Vorjahreszeitraum eingebrochen, sagte Kaeser bei einer Analystenveranstaltung in London.

Die neuen Aufträge im Quartal bis Ende September würden sich in etwa auf das Volumen des dritten Geschäftsquartal summieren, als der Münchener Technologiekonzern gut 17 Mrd. Euro an neuen Ordern verzeichnete.

Stabile Umsatzentwicklung

Die Umsatzentwicklung ist Kaeser zufolge allerdings weiterhin relativ stabil, da Siemens von bestehenden Aufträgen zehre. Der Rückgang werde weniger als ein Zehntel betragen. Die Prognose eines operatives Gewinns der drei Hauptgeschäftsfelder Energie, Industrie und Medizintechnik von mehr als 6,6 Mrd. Euro im sich zu Ende neigenden Geschäftsjahr sei nicht in Gefahr, beruhigte der Finanzchef.

Im Industrie-Sektor, der bisher am schwersten von der weltweiten Wirtschaftskrise gebeutelt wird, sei zwar stellenweise die Talfahrt beendet. Eine Erholung werde allerdings erst 2011 erwartet. Auch dann werde eine Auslastungslücke bleiben, da die Nachfrage nicht so schnell auf das Niveau der Vorjahre zurückkehren werde, bekräftigte der Finanzvorstand frühere Aussagen. Daher sei ein Stellenabbau in dem Segment unausweichlich. Den Mitarbeitern würden zunächst Abfindungen für ein freiwilliges Ausscheiden angeboten. Wie hoch der Arbeitsplatzabbau ausfallen werde, sei noch nicht abzuschätzen.

Zunehmend Kopfzerbrechen bereiten Kaeser die Gemeinschaftsfirmen des Konzerns, vor allem die verlustreiche Nokia Siemens Networks (NSN). "Das Geschäft mit Telefonnetzen ist nicht dort, wo es stehen sollte", kritisierte der Manager. Es müsse damit gerechnet werden, dass Siemens seinen Anteil an dem Joint Venture mit der finnischen Nokia noch im laufenden Quartal abwertet. "Wir werden die Probleme aktiv angehen", sagte Kaeser. Zuvor hatte er bereits darauf hingewiesen, dass Siemens seine Beteiligungen an NSN, dem Firmennetzbauer SEN und Bosch Siemens Hausgeräte (BSH) nicht mehr als strategisch einstuft.

In der Sparte Gesundheitstechnik will Siemens in den kommenden Jahren mehr einsparen als geplant. Der Sektor Healthcare habe sich in der Krise vor allem dank Einsparungen gut geschlagen, sagte der Chef des Segments, Hermann Requardt, in London. Die Integration der in den vergangenen Jahren übernommenen Unternehmen Diagnostic Products, Bayer Diagnostics und Dade Bahering komme gut voran.

Kostensenkungen auf gutem Weg

Von den durch die Integration angepeilten Kostensenkungen in Höhe von 500 Mio. Euro bis Ende 2010 habe Siemens bereits zwei Drittel erreicht, sagte Requardt. Darüber hinaus rechne der Konzern mit weiteren Einsparungen in Höhe von 100 Mio. Euro bis 2011. Im Gegenzug veranschlagt Siemens für den Umbau im kommenden Jahr Kosten von bis zu 100 Mio. Euro.

Im gesamten Sektor will Siemens außerdem bei den Ausgaben für Berater und Informationstechnik sparen sowie die Zahl der Geschäftseinheiten und den Kreis der Lieferanten verkleinern. Wie ein Sprecher auf Anfrage sagte, sollen die Beraterkosten bis 2010 auf 45 Mio. Euro sinken. Dies wären knapp 40 % weniger als 2008. Bei der Informationstechnik will Siemens Healthcare im gleichen Zeitraum elf Prozent weniger ausgeben und so auf Ausgaben von 350 Mio. Euro kommen.

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