Siemens vor weiteren Einschnitten

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Nach deutlichen Bremsspuren durch die Wirtschaftskrise im ersten Geschäftsquartal bereitet der Münchner Technologiekonzern Siemens seine Beschäftigten auf einen weiteren Stellenabbau vor. Zwar startete der Konzern mit einem Gewinnsprung ins neue Geschäftsjahr, rutschte aber bei Auftragseingang und Umsatz kräftig ab.

"Die Krise ist längst noch nicht überwunden", mahnte Konzernchef Peter Löscher am Dienstag (26. Jänner) auf der Hauptversammlung in München. Wo immer es möglich sei, wolle man Nachfrage-Täler zwar mit Instrumenten wie Kurzarbeit abfedern. In Geschäften, in denen sich Märkte und Wettbewerb aber dauerhaft änderten, seien "Anpassungsmaßnahmen unumgänglich", sagte der gebürtige Österreicher Löscher.

Weniger Umsatz, mehr Gewinn

Im ersten Quartal 2009/10 (30. September) gaben die Umsätze des Konzerns im Jahresvergleich um 12 Prozent auf knapp 17,4 Milliarden Euro nach. Der Auftragseingang schrumpfte um 15 Prozent auf knapp 19 Milliarden Euro. Unter dem Strich kletterte der Gewinn dagegen vor allem dank der Kostensenkungen in Vertrieb und Verwaltung um fast ein Viertel auf gut 1,5 Milliarden Euro.

Am Donnerstag (28. Jänner) will die Unternehmensleitung die Betriebsräte im Wirtschaftsausschuss über geplante Schritte informieren. "Es sind punktuelle Maßnahmen, und es sind geschäftsspezifische Maßnahmen, die wir hier im Blick haben", sagte Löscher, ohne die Zahl der betroffenen Mitarbeiter oder sonstige Details zu nennen. Bei strukturellen Veränderungen der Geschäfte gehe es aber beileibe nicht immer um einen Stellenabbau. Nach einem Bericht der "Handelsblatt"-Onlineausgabe schloss das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen zwar nicht aus. "Wir sind davon aber meilenweit entfernt", sagte Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm der Zeitung. Ein unternehmens- oder sektorweites Stellenabbau-Programm werde es nicht geben.

Die einzelnen Geschäftsfelder schnitten im ersten Quartal unterschiedlich ab. Im Industrie-Sektor litten vor allem das Geschäft mit Großanlagen für die Industrie und die Antriebstechnologie unter der Nachfrageschwäche. Aber auch der Energiesektor musste mit einem Minus beim Auftragseingang um 19 Prozent und einem zehnprozentigen Umsatzrückgang kräftig Federn lassen. Deutlich besser schlug sich der Sektor Medizintechnik: Hier lag der Bestelleingang lediglich um ein Prozent unter dem Vorjahresniveau, die Erlöse gaben um vier Prozent nach.

An Prognose wird festgehalten

Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Löscher. Von dem für das Gesamtjahr angepeilten operativen Ergebnis von 6,0 bis 6,5 Milliarden Euro hat Siemens allerdings im ersten Quartal bereits fast 2,3 Milliarden Euro eingefahren und damit mehr als ein Drittel. Vor diesem Hintergrund kündigte Löscher an, das Ergebnisziel nach dem ersten Halbjahr auf den Prüfstand zu stellen. "Mit einem guten ersten Quartal ist die Erreichung der Prognose einfacher geworden", sagte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser.

Bei der Hauptversammlung stellte der Konzern erstmals sein Vergütungssystem zur Abstimmung. Aktionärsvertreter forderten weitere Anpassungen an dem Modell. Es entspreche nicht allen gesetzlichen Anforderungen, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz am Dienstag in München. So sei die Haltefrist für Aktienvergütungen zu kurz. Zudem sei das Salär von Konzernchef Peter Löscher im Vergleich zu seinen Vorstandskollegen und auch zu Wettbewerbern sehr hoch.

Die Anleger sollten bei dem Aktionärstreffen auch die Vergleiche mit den früheren Top-Managern durchwinken. Damit will das Unternehmen die Aufarbeitung des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals weitgehend abschließen. Siemens hatte sich nach langem Tauziehen mit neun Mitgliedern der ehemaligen Unternehmensführung auf Schadenersatz von insgesamt 19,5 Millionen Euro geeinigt, darunter auch Ex-Konzernchef Heinrich von Pierer. Cromme schlug den Betroffenen gegenüber versöhnliche Töne an. "Der Komplex, den wir jetzt abschließen, darf nicht den Blick auf die Verdienste dieser Herren verschließen." Mit den Vergleichen sei auch kein Schuldeingeständnis oder Schuldspruch verbunden.

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