Tourismus als Hoffnungsträger für Südeuropa

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Haufenweise Schulden, aber großartige Strände und viel Sonne. Spanien, Portugal, Griechenland und Italien haben ähnliche Probleme - und die gleiche Hoffnung. Der Tourismus, von dem die südeuropäischen Länder zu einem großen Teil abhängig sind, könnte den bedrängten Volkswirtschaften einen wichtigen Impuls verschaffen. Nach dem Krisenjahr 2009, in dem die Wirtschaftskrise den Tourismus besonders hart getroffen hat, stehen die Zeichen auf Erholung. Doch für übertriebene Hoffnungen besteht kein Anlass.

"Es war ein schwarzes Jahr. Wir konnten der weltweiten Krise nicht ausweichen", sagt Duarte Nobre Guedes, Tourismuschef des portugiesischen Badeortes Estoril bei Lissabon. Als Rückzugsort der reichen Oberschicht der Hauptstadt ist das Seebad mit seinem Spielkasino und der Formel-Eins-Strecke noch relativ glimpflich davongekommen. Die Algarve dagegen, das große Feriengebiet im Süden Portugals, verzeichnete 2009 den schlechtesten Sommer seit 15 Jahren.

"Die Regierung sieht den Tourismus als einen der strategischen Hauptpfeiler für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung", sagt der portugiesische Tourismusminister Jose Vieira da Silva. Doch die Prognosen legen nahe, dass es nur langsam bergauf gehen wird.

Portugal gehört mit Griechenland, Spanien und Italien zu den 20 beliebtesten Reiseländern der Welt. Zusammen ziehen die 4 Nationen jedes Jahr etwa 130 Mio. Touristen an, das entspricht in etwa der Summe ihrer Einwohner. Doch 2009 hat diese 4 Länder hart getroffen. Für die Mittelmeerstaaten verzeichnete die Welttourismusorganisation der UNO ein Minus von 5 %.

Reisefreudige Briten lassen auf sich warten

Gerade die sonst so reisefreudigen Briten blieben weg. Zusätzlich zur Krise mit Gehaltseinbußen und Arbeitslosigkeit kam für sie die Tatsache, dass das britische Pfund im Vergleich zum Euro an Wert verlor. Das Bier in der Strandbar oder der Mojito im Hotel kostet die Touristen von der Insel deswegen noch mehr als in den Jahren zuvor. Viele Briten sind deswegen zu Hause geblieben, was immerhin zu einer neuen Wortschöpfung geführt hat: "staycation" (aus "to stay" - bleiben und "vacation" - Ferien).

Laut Tourismusverband (ABTA) sank die Zahl der britischen Touristen auf dem europäischen Kontinent um 16 %. Besonders schlimm erwischte es Portugal mit einem Minus von 21 %.

Wenn die Briten verreisen, achten sie noch mehr auf einen günstigen Preis als früher. So konnten Ägypten und die Türkei 25 % Zuwachs verbuchen, wie ABTA-Sprecher Sean Tipton erklärt. Für das laufende Jahr sieht es etwas besser aus. "Es wird Wachstum geben, und das wird durchaus eine Hilfe sein. Aber es ist nur ein Teil, der für eine wirkliche Erholung nötig ist", sagt David Goodger vom Institut Tourism Economics in Oxford.

In Spanien, wo der Tourismus 11 % des BIP und mehr als 8 % der Beschäftigung ausmacht, gab es vergangenes Jahr einen Rückgang von beinahe neun Prozent bei den Besuchern. Für 2010 rechnet man zwar mit einer leichten Erholung. Doch es wird ein "Übergangsjahr" auf dem Weg des Landes aus der Krise werden, erklärt der spanische Tourismus-Chef Joan Mesquida.

Zu den Hoffnungsträgern für den europäischen Tourismus zählen die Deutschen. Trotz Wirtschaftskrise scheint deren Reiselust nämlich ungebrochen, wie die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) ergab. Im Krisenjahr 2009 ist die Zahl der Urlaubsreisen mit 64,8 Mio. im Vergleich zum Vorjahr sogar noch leicht gestiegen.

Und auch für 2010 erwartet die FUR unverändert große Reiseabsichten. So planen derzeit 68 % aller Deutschen eine Urlaubsreise, während 16 % noch unentschlossen sind und 15 % gar nicht verreisen möchten.

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