Wie entscheidet der GM-Verwaltungsrat?

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Der Verwaltungsrat der ehemaligen Opel-Mutter GM soll am Freitag über die Angebote der Bieter Magna und RHJ beraten. Im Folgenden ein Überblick über mehrere mögliche Szenarien für eine Entscheidung:

GM-VERWALTUNGSRAT EMPFIEHLT MAGNA-ANGEBOT

Dieses Szenario ist der Wunsch der deutschen Politik und der Opel-Belegschaft. Sowohl die Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch die Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Standorten haben sich für Magna ausgesprochen. Um Magna den Weg zu ebnen, wollen Bund und Länder die milliardenschweren Staatsgarantien für Kredite an Opel sogar zunächst alleine ohne Unterstützung anderer europäischer Opel-Staaten stemmen - vorausgesetzt Magna kommt zum Zug. Entscheidet sich GM für das Angebot von Magna, dürfte Deutschland demnach grünes Licht für die Garantien geben. Auch eine Zustimmung der Opel-Treuhand, die die Mehrheit an dem Autobauer hält und letztlich über den Verkauf entscheidet, dürfte erfolgen. Danach sollen andere Opel-Länder wie Belgien, Spanien, Großbritannien und Österreich eingebunden werden.

GM-VERWALTUNGSRAT EMPFIEHLT RHJ

Auch eine Empfehlung des GM-Verwaltungsrats für das Angebot des Finanzinvestors RHJ ist nicht auszuschließen. Der für Opel zuständige GM-Verhandlungsführer John Smith hatte mehrmals betont, das Angebot von RHJ sei aus Sicht des US-Konzerns sehr attraktiv und einfacher umzusetzen als jenes von Magna.

Mit einer Präferenz für RHJ würde GM aber auf massiven Widerstand insbesondere der deutschen Opel-Bundesländer stoßen. Während die deutsche Regierung zuletzt Garantien für RHJ zumindest in Betracht zog, hatten einige Ministerpräsidenten gedroht, dem Finanzinvestor keine Bürgschaften zu gewähren.

Sollte sich GM für RHJ aussprechen, dürften sich die Verhandlungen demnach noch eine Weile hinziehen. Aus Sicht von Merkel gibt es einen Einigungszwang zwischen GM und der deutschen Politik.

GM WILL WEITERVERHANDELN

Magna hat sich nach eigener Darstellung mit GM auf Managementebene bereits über alle strittigen Punkte bei einer Opel-Übernahme geeinigt. GM hatte sich jedoch zurückhaltend gezeigt und erklärt, Magna habe lediglich ein neues Angebot eingereicht. Vor einer endgültigen Entscheidung über Opel gebe es noch einige Dinge zu klären.

Der US-Konzern hatte seine europäischen Verhandlungspartner bereits einmal überrascht: Bei der Abkoppelung Opels von der ehemaligen US-Mutter vor deren Insolvenz hatte GM eine Finanzlücke bei dem Rüsselsheimer Autobauer offenbart, die die Bundesregierung gestopft hatte.

GM WILL OPEL ZURÜCKKAUFEN

Dieses Szenario steht als Alternative im Raum. Dabei müsste sich GM nicht mit Politikern über die Zukunft von Opel einigen und könnte nach dem überstandenen Insolvenzverfahren mit der Europatochter im Kampf um den Titel des weltgrößten Autobauers Boden gutmachen. Allerdings bräuchte der US-Konzern zunächst 1,5 Mrd. Euro, um den von Deutschland verbürgten Überbrückungskredit in selber Höhe abzulösen. Damit würde auch die Opel-Treuhand, die den Verkauf des Autobauers überwacht, automatisch aufgelöst. Berichte, GM könnte die US-Regierung um weitere Hilfen bitten, um die Tochter wieder zurückzukaufen, hatte der US-Konzern aber bereits zurückgewiesen. GM werde die US-Regierung nicht um Hilfen zur Finanzierung einer Opel-Sanierung bitten und strebe keinen Rückkauf von Opel an, hatte Smith klargestellt. Zudem müsste GM bei dieser Variante wohl deutlich mehr als 1,5 Mrd. Euro in die Hand nehmen, um Opel zu sanieren - ohne staatliche Hilfe.

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