Wifo: Arbeitsmarkt entwickelt sich günstig, mit Einschränkungen

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Wifo: Vom Arbeitslosigkeitsrückgang konnten Langzeitarbeitslose nicht profitieren - Beschäftigung in der Leiharbeit beinahe wieder auf Vorkrisenniveau - Boom bei Gesundheits- und IT-Jobs

Am Arbeitsmarkt gibt es weiterhin Aufholbedarf in der Gastronomie und Hotellerie, im Verkehr und der Logistik, in Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie in den persönlichen Dienstleistungen und den Reisebüros, geht aus dem heute veröffentlichten WIFO-Research-Brief hervor. Grundsätzlich würde sich die Arbeitsplatzsituation aber "weiter günstig entwickeln".

"Die österreichische Wirtschaft entwickelte sich im Jahresverlauf 2021 so günstig, dass im 3. Quartal 2021 das BIP erstmals wieder höher als vor der Covidpandemie war", so das Wifo. Wobei nicht vergessen werden dürfe, dass der erste Lockdown das höchste Arbeitslosigkeitsniveau seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte. Im Mai 2021 konnte dann zumindest bei der Gesamtbeschäftigung das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden. Allerdings waren 2021 im Jahresdurchschnitt noch 231.045 Personen zur Kurzarbeit angemeldet.

"Bei der Arbeitslosigkeit reichte der Rückgang im Jahresverlauf 2021 dagegen nicht aus, um unter das Vorkrisenniveau zu sinken", merken die Wirtschaftswissenschafter an. Die Arbeitslosigkeit sei zwar 2021 merklich gesunken, lag allerdings noch deutlich über 2019.

"Vom Arbeitslosigkeitsrückgang konnten Personen, die schon mehr als ein Jahr arbeitslos sind, jedoch nicht profitieren", so das Fazit. Die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Personen erhöhte sich demnach 2021 um 14.914 auf 131.642 und war damit um rund ein Drittel höher als im Vorkrisenjahr 2019.

2021 gestaltete sich ihre Beschäftigung dynamisch. Ausländische Arbeitskräfte, die in Österreich leben, konnten das Vorkrisenniveau deutlich übertreffen, ebenso Pendler aus dem Ausland. Die Beschäftigung von Arbeitskräften mit österreichischer Staatsbürgerschaft lag zwar knapp unter dem Vorkrisenniveau, gemessen an der Jahrgangsbesetzung konnte der Wert von 2019 allerdings bereits wieder erreicht werden.

Zu den einzelnen Branchen hält das Wifo fest, dass zu Krisenbeginn fast alle von den Beschäftigungseinbußen betroffen waren und sich diese mit zunehmender Pandemiedauer auf die kontaktintensiven Bereiche beschränkten. Im Jahresverlauf 2021 konnten fast alle Sektoren Beschäftigungszuwächse im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen, nur nicht das Verkehrswesen und die persönlichen Dienstleistungen.

Auch die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung lag 2021 noch etwas unter dem Vorkrisenniveau. Beim Arbeitskräfteverleih konnte, nach den massiven Einbrüchen zu Beginn der Covidpandemie, dagegen beinahe wieder das Niveau von 2019 erreicht werden.

Besonders deutlich über den Vor-Corona-Zeiten befand sich 2021 die Beschäftigung in den Bereichen Gesundheitswesen, IKT und freiberufliche Dienstleistungen, aber auch im Bauwesen.

Wie schaut es im Ländervergleich aus? "Im Jahresverlauf 2021 verzeichneten zwar wieder alle Bundesländer Beschäftigungszuwächse, allerdings konnten Salzburg und Tirol sowie Vorarlberg das Vorkrisenniveau bislang nicht erreichen", schreibt das Wifo.

Für 2022 erwartet das Wifo eine weiterhin günstige Entwicklung. "Unsicherheit besteht aber nach wie vor in Hinblick auf die pandemische Entwicklung. Auch ohne Lockdown könnten die hohe Ansteckungsgefahr und die hohen Fallzahlen die kontaktintensiven Bereiche weiterhin negativ treffen. Weitere Risiken sind in etwaigen Lieferengpässen zu sehen, die sich negativ auf die Produktion auswirken", schreiben die Wirtschaftsforscher in ihrem Bericht.

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