Volkswagenhält sich alle Optionen offen

Zum Abschied zahlt MAN einen Euro

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Künftige Struktur des Unternehmens ungewiss.

Die Zahlen trist, die Zukunft ungewiss. MAN hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich - und einfacher wird es für den Lastwagenbauer zunächst kaum werden, bevor im Sommer Volkswagen endgültig die Macht bei seiner Tochter übernimmt. "Auch 2013 wird für MAN ein schwieriges Jahr", sagt Konzernchef Georg Pachta-Reyhofen am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz des einstigen Dax-Konzerns in München. Die tagt nicht wie sonst im etwas beengten Haus der Bayerischen Wirtschaft in der Innenstadt, sondern geht im firmeneigenen Bus-Forum noch einmal über eine große Bühne.

"Ich gehe schon davon aus, dass wir auch im nächsten Jahr eine Bilanzpressekonferenz machen werden", sagt Pachta-Reyhofen. Welche Struktur MAN dann aber haben wird, ob das traditionsreiche Großunternehmen zumindest noch mit einem kleinen Teil an der Börse gehandelt oder ob die Dachgesellschaft MAN SE mit Pachta-Reyhofen überhaupt noch existieren wird, kann der Österreicher nicht sagen. "Darauf kann ich Ihnen keine konkrete Antwort geben." Die Verhandlungen mit VW über den geplanten Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag stehen noch ganz am Anfang. Volkswagen jedenfalls hält sich alle Optionen offen.

Nur ein Bekenntnis haben die Wolfsburger immer wieder abgegeben: An den beiden Sparten Nutzfahrzeuge und Power Engineering mit dem Motoren- und Kraftwerksgeschäft wird nicht gerüttelt. Vor allem geht diese Botschaft an die weltweit mehr als 54.000 Mitarbeiter. Für die verbliebenen Aktionäre von MAN sind die Aussichten eher ungewiss. Und so könnte die Dividende von einem Euro je Aktie für 2012 bereits ein Abschiedsgeschenk gewesen sein - wenn auch ein eher kleines. 2011 flossen noch 2,30 Euro je Papier. Für VW bedeutet die Ausschüttung trotz der Mehrheit von zuletzt 75 Prozent wohl auch einen kleinen Geldregen: Mindestens 106 Millionen Euro bekommen die Wolfsburger.

Nach dem Gewinnabführungsvertrag muss sich VW allerdings nicht mehr nur mit der Dividende bescheiden. Doch ob der Gewinn 2013 die Ausschüttung übersteigt, ist nicht ausgemacht.

Operativ dürfte es in diesem Jahr noch tiefer in den Keller gehen, bei einem nur leicht sinkenden Umsatz. Wie die VW-Schwester Scania oder die Rivalen von Volvo bekommt MAN die Krise in vielen Ländern Europas hart zu spüren. Die Einbrüche sind zwar nicht mit dem dramatischen Absturz der Wirtschaftskrise 2009 zu vergleichen. Dafür könnte sich aber der Wiederaufstieg der Branche aus dem derzeitigen Tal deutlich länger hinziehen als nach dem Horrorjahr 2009.

Und auch für die weitere Zukunft ist die Branche deutlich weniger optimistisch. Auch mittelfristig sei in Europa nur mit einem Marktniveau unter dem bisherigen Rekordjahr 2008 zu rechnen, sagt Pachta-Reyhofen - und erntet Misstrauen. Manche Börsenexperten argwöhnen, MAN könnte die Lage schlechter reden als sie ist, um den Kurs der Aktie ein wenig zu drücken - und damit für die Mutter den weiteren Zukauf von Aktien billiger zu machen. Davon will MAN freilich nichts wissen. Doch zum Verhandlungsstand mit VW gibt es keine Informationen. Das Rätselraten dürfte noch einige Wochen munter weiter gehen. Noch wichtiger als die Struktur ist aber das Geschäft.

VW will mit MAN, Scania und der eigenen Nutzfahrzeug-Tochter auf diesem wichtigen Markt die Konkurrenz mächtig ärgern. Autopatriarch Ferdinand Piëch will nicht nur, dass Volkswagen vom Kleinwagen bis zum Schwerlaster alles im Programm hat, was auf Straßen unterwegs ist, er will damit auch jeweils führend sein. Dabei ist das Verhältnis zwischen MAN und dem schwedischen Rivalen Scania allerdings nicht einfach. Beide sollen sich weiter Konkurrenz machen, aber zugleich etwa von den Möglichkeiten eines gemeinsamen Einkaufs profitieren. Und mit der endgültigen Machtübernahme durch VW bei MAN dürfte der Durchgriff der Wolfsburger erheblich einfacher werden.

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