Zweite Amtszeit für Fed-Chef fixiert

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Der Ritterschlag für Ben Bernanke kam kürzlich vom Wirtschaftsnobelpreisträger höchstpersönlich: "Ich denke, er hat einen richtig guten Job gemacht. Er hat sich eine zweite Amtszeit verdient", warb Paul Krugman in einem Interview für den Chef der US-Notenbank, dessen Wiederernennung durch Präsident Barack Obama zur Zitterpartie zu werden drohte. Nun hat sich Obama entschieden: "Helikopter-Ben" darf weiter fliegen.

Den Spitznamen hat dem 55-jährigen Wirtschaftsexperten auf dem Chefsessel der mächtigsten Notenbank der Welt seine auf Nobelpreisträger Milton Friedman zurückgehende geldpolitische Strategie eingebracht. Die bedeutet, im Krisenfall die Geldmenge massiv auszuweiten und - bildlich gesprochen - Geld aus dem Helikopter abzuwerfen im Kampf gegen Deflation und Kreditklemme.

Genau dies hat der renommierte Spezialist für die Große Depression der 30er Jahre auch gemacht - in den gut zwei Jahren seit Ausbruch der schwersten Rezession seit damals. Er hat die Zinsen so stark gesenkt wie noch nie. Außerdem kauft die Fed Wertpapiere in großem Stil an, damit das Finanzsystem flüssig bleibt. De facto hat er damit die Notenpresse angeworfen. Lob und Tadel hielten sich meist die Waage.

Erste Erfolge scheinen ihm recht zu geben, gleichwohl haben seine geldpolitischen Pillen Risiken und Nebenwirkungen, die es in seiner zweiten Amtszeit ab Februar 2010 zu minimieren gilt: Die Wirtschaft der USA hat sich mittlerweile wieder gefangen, nicht zuletzt dank billigem Geld der Fed und milliardenschwerer Konjunkturprogramme der Regierung.

Bernankes Job ist damit aber noch keineswegs erledigt. Die Dollars der Fed müssen wieder zurück in die Tresore der Notenbank, wenn nicht in ein paar Jahren hohe Teuerungsraten die Ersparnisse der Amerikaner auffressen sollen. Viele mussten schon in der jetzigen Krise bei der Zwangsversteigerung ihrer auf Pump gekauften Häuser zusehen. Für sie wäre Inflation eine Katastrophe.

Bernanke spürt diesen Druck von der Straße, er schlägt ihm bei jeder Parlamentsanhörung entgegen, wenn die Volksvertreter die Fed und ihre Politik des billigen Geldes in der Ära seines Vorgängers Alan Greenspan für die jetzige Krise verantwortlich machen. Auch Bernanke saß damals schon mit am Verhandlungstisch im Eccles Building, dem Hauptquartier der Notenbank unweit von Weißem Haus und Lincoln Denkmal im Herzen Washingtons.

Auch sein Krisenmanagement in der Krise der vergangenen zwei Jahre ist nicht gänzlich unumstritten. Seine Rolle beim Notverkauf von Merrill Lynch an die Bank of America etwa, wirft nach Ansicht vieler Experten eine Menge Fragen auf. Der Senat dürfte einer zweiten Amtszeit dennoch zustimmen.

Machtfrage noch ungeklärt

Obama setzt mit der erneuten Nominierung auf Kontinuität in der Krise - Bernanke und seine Truppen sollen in den kommenden Jahren die Trümmer der Rezession beseitigen und zugleich das Inflationsgespenst bannen. Ob die Fed außerdem wie von der Regierung gewünscht mehr Macht bekommen wird, bleibt wegen des Gegenwindes aus dem Kongress noch abzuwarten. Bernanke jedenfalls kann gestärkt an die vor ihm liegenden Aufgaben gehen.

Bernanke wurde am 13. Dezember 1953 in Augusta (US-Bundesstaat Georgia) geboren. Das Wirtschaftsstudium in Harvard schloss der Sohn eines Apothekers und einer Lehrerin mit Bestnote ab, den Doktortitel erwarb er am renommierten Massachusetts Institute of Technology. Fast 20 Jahre lehrte und forschte Bernanke an der nicht minder berühmten Princeton-Universität, bevor er zur Federal Reserve (Fed) wechselte.

In der Zunft der Ökonomen machte er sich vor allem mit Forschung über die Wirtschaftskrise der 30er Jahre einen Namen. Er schrieb mehrere Bücher und war mehrfach Mitglied in Wirtschaftsgremien der Regierung. Angesichts solch einer Karriere wird auch immer wieder gerne berichtet, dass der Notenbanker einst bei einem Buchstabier-Wettbewerb am Wort "Edelweiß" scheiterte.

Aus dem Schatten seines legendären Vorgängers Alan Greenspan, dessen Mythos immer mehr verblasst, ist der schüchtern wirkende Familienvater und Spross osteuropäischer Einwanderer längst getreten. Inzwischen wird erzählt, mit Bernanke sei ein neuer Stil in die ehrwürdige Federal Reserve eingezogen.

Die Fed-Sitzungen seien spontaner, es gebe mehr Gelegenheit zum Austausch. Anders als sein Vorgänger isst der Baseball-Fan und zweifache Vater auch mal gerne in der Cafeteria zu Mittag und plauscht dabei mit jüngeren Ökonomen und Verwaltungsmitarbeitern. Als erster amtierender Notenbankchef seit 20 Jahren gab Bernanke dem Fernsehsender CBS ein langes Interview. Seine erste Amtszeit endet am 31. Jänner 2010.

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