Israel ist Impf-Weltmeister: Im Jänner werden zweieinhalb Millionen Israelis geimpft sein. Wie das funktioniert und warum die EU so hinterherhinkt.
Account-Manager Gideon Tenner (32), Austro-Israeli, lebt in Tel Aviv, wurde bereits geimpft. In ÖSTERREICH sagt er, warum in Israel das System so rasch und perfekt funktioniert.
ÖSTERREICH: Was macht Israel besser?
Gideon Tenner: Ich bin ein großer EU-Fan, aber in diesem Fall wurde einfach zu kompliziert agiert. Es wurde zu spät gehandelt, zu wenig Impfstoff bestellt. Israel hat in diesem Fall ausnahmsweise den Vorteil, sich nicht mit anderen Ländern abstimmen zu müssen. Man konnte eigenständig handeln, hat früh verschiedene Optionen geprüft und genügend vorbestellt. Selbst mit den Russen wurde über Sputnik V verhandelt. Jetzt haben wir Millionen Impfeinheiten von Pfizer, eine Million kommt von Moderna. Es gibt keine Lieferengpässe, der Zeitplan steht. Wenn weiter alles so läuft, sind Ende des Monats fast 2,5 Millionen Israelis geimpft – bei einer Bevölkerung von 9 Millionen Menschen.
ÖSTERREICH: Wie funktioniert das Impfen?
Tenner: Im ganzen Land gibt es Impfzentren. Flächendeckend. In Fußballstadien, Event-Hallen, überall. Wir haben vier staatliche Krankenkassen, die arbeiten praktisch Tag und Nacht, auch am Sabbat, machen einen super Job. Via App am Handy meldet man sich bei seiner Versicherung an, bekommt Ort und einen Termin zugewiesen, das funktioniert einfach.
ÖSTERREICH: Sie sind erst 32, derzeit werden doch nur über 60-Jährige geimpft?
Tenner: Stimmt, ich falle auch in keine Risikogruppe, ich bin einfach ohne Termin hingegangen. Eine Ampulle von Biontech/Pfizer enthält fünf bis sechs Impfeinheiten. Bleibt am Ende eines Tages etwas übrig, müsste wertvoller Impfstoff weggeworfen werden. Hat man Glück und stellt sich drei Stunden an, kommt man dran.
ÖSTERREICH: Sie erhielten den Biontech/Pfizer-Impfstoff – gibt es Beschwerden?
Tenner: Mir geht es sehr gut. Ich hatte keine Nebenwirkungen, keine Kopfschmerzen. Bereits einen Tag danach war ich beim Sport. K. Wendl