Coronavirus

Corona-Ausbruch in Wuhan viel größer als angenommen

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WHO-Experten konnten Ursprung des Virus nicht finden. "Wir brauchen mehr Daten von China"

Die USA und ein Experte der Weltgesundheitsorganisation WHO haben China aufgefordert, mehr Informationen zu den möglichen Ursprüngen der Corona-Pandemie zur Verfügung zu stellen. "Wir brauchen mehr Daten", um mögliche frühe Corona-Fälle ausfindig zu machen, sagte der Leiter der WHO-Mission in Wuhan, Peter Ben Embare. Auch der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden forderte die Offenlegung aller Daten über die "ersten Tage des Corona-Ausbruchs".
 
Ben Embarek und sein internationales Expertenteam sollten im Auftrag der WHO in Wuhan den Ursprüngen der Pandemie auf den Grund gehen. In der chinesischen Millionenstadt waren im Dezember 2019 die ersten Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet worden.
 
Zwar gehen die WHO-Experten auch nach ihrer Untersuchung weiter davon aus, dass das neuartige Coronavirus von Fledermäusen über ein weiteres Tier als Zwischenwirt auf den Menschen übertragen wurde. Doch wann und wo das genau geschehen sein könnte, ließ sich nach ihren Angaben nicht klären.
 
Peking hatte eine unabhängige internationale Untersuchung zum Ursprung des Virus, die beim Kampf gegen diese und kommende Pandemien helfen sollte, zunächst verweigert. Erst mit einem Jahr Verspätung stimmte die Regierung der WHO-Mission zu, doch beschränkte sich diese letztendlich auf knapp zwei Wochen und blieb politisch heikel. Peking weist jede Verantwortung für die Pandemie von sich und bringt auch andere Verbreitungsmöglichkeiten ins Spiel.
 

Virus bereits im Dezember weit verbreitet

Es gebe in seinem Team eine Mischung aus Frustration und der "realistischen" Einschätzung, was "in welchem Zeitrahmen machbar ist", sagte Ben Embarek nun. Nach seinen Angaben hätte sein Team gerne die Rohdaten über frühere Krankheitsfälle wie Lungenentzündung, Grippe und Fieber untersucht, bei denen es sich möglicherweise bereits um Covid-19 gehandelt habe. Dabei geht es um 72.000 Fälle zwischen Oktober und Dezember, von denen chinesische Experten aber nur 92 nachträglich auf das Virus untersuchten. Diese fielen allesamt negativ aus. "Das Virus war bereits im Dezember 2019 in Wuhan weit verbreitet. Das ist eine neue Erkenntnis-". so Embarek.
 
Ben Embareks britischer Kollege John Watson lobte allerdings die Bereitschaft der chinesischen Kollegen, in allen Details über ihre Arbeit und Methoden zu berichten. Berichte über lautstarke Meinungsverschiedenheiten über den Zugang zu den Daten hatte ein weiterer Experte, Peter Daszak, zuvor zurückgewiesen.
 
Trotz der deutlich verspäteten Untersuchung in Wuhan gebe es noch "eine Menge zu lernen, eine Menge zu entdecken", sagte Ben Embarek. Auch nach den Worten seines Kollegen Watson ist es immer noch möglich, mehr als bisher über die frühen Stadien der Pandemie zu lernen. Mit einer vollständigen Aufklärung sei aber nicht mehr zu rechnen.
 

Heikle Mission

Wie heikel die WHO-Mission ist, zeigen auch die Reaktionen der USA. Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan forderte am Samstag einen "unabhängigen" WHO-Bericht ohne Einmischung oder "Änderungen" der Expertenmeinungen durch die chinesische Regierung. Washington habe "ernste Bedenken" über die Art und Weise, wie die Untersuchung in Wuhan gelaufen sei, sagte er.
 
Im Kampf gegen die Pandemie kündigte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides unterdessen ein Schnellverfahren an, wenn bereits zugelassene Corona-Impfstoffe an Virusmutationen angepasst werden. Nach Beratungen mit der Arzneimittelagentur EMA habe die Kommission entschieden, "dass ein Impfstoff, der vom Hersteller auf der Basis des bisherigen Vakzins zur Bekämpfung neuer Mutationen nachgebessert wurde, nicht mehr den ganzen Zulassungsprozess durchlaufen muss", sagte Kyriakides der "Augsburger Allgemeinen". Es werde also schneller gehen, geeignete Impfstoffe verfügbar zu haben, "ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen".
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