''Die britische Virus-Mutation macht uns große Sorgen'', sagt der Vizerektor der MedUni Wien.
Wien. Die in Großbritannien entdeckte Virus-Mutation B 1.1.7. dürfte schon "relativ stark" in Österreich verbreitet sein. Sie werde wohl "irgendwo zwischen 10 und 20 Prozent" (der Covid-Fälle) liegen, rechnet MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner angesichts erster Untersuchungen positiver PCR-Tests aus Wien. Diese ergaben 17 Prozent Mutations-Anteil. Wie hoch der Anteil tatsächlich ist, werde man - zumindest für Wien - am Mittwoch bekanntgeben können, sagte Wagner am Samstag im ORF.
Der Wissenschafter geht davon aus, dass sich in Europa vor allem die britische Mutation - und nicht die in Südafrika entdeckte - verbreiten wird. Es sei davon auszugehen, dass dies auch in Österreich schon vor wenigen Wochen begonnen habe. Aber das Virus baue sich erst langsam ohne größere Spuren auf, und "wenn es dann einmal da ist, geht es wirklich sehr schnell", so Wagner in der Sonder-"ZiB".
Wagner: "Verfünffachung der Sterbefälle"
"Schon sehr große Sorgen" mache den Wissenschaftern, dass die Mutation "sehr wahrscheinlich" zu einer größeren Infektiosität führt, sagte er. Und das sei "teuflisch": Denn wenn das Virus um 50 Prozent ansteckender ist, bedeute das bei gleichbleibender Gefährlichkeit binnen ein paar Wochen "mindestens eine Verfünffachung der Sterbefälle". Wäre hingegen das Sterberisiko um 50 Prozent höher, käme es im selben Zeitraum nur zur Verdoppelung.
Die MedUni Wien hat auf Ersuchen von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) vom vergangenen Donnerstag zunächst positive PCR-Tests einer Teststraße analysiert - und mittlerweile alle positiven Proben aus Wien. Laut den der APA bekannt gegebenen ersten Ergebnissen wurde bei der Untersuchung einer Stichprobe von 83 positiven PCR-Tests in 14 Fällen die für das britische Virus typische Mutation nachgewiesen. Die Untersuchung ist aber noch nicht fertig, die Ergebnisse der Sequenzierung liegen noch nicht vor.
Verdacht bestätigt
Hacker sah aber bereits den Verdacht bestätigt, wonach die Variante schon länger in Österreich sein dürfte. Er hat den Auftrag erteilt, alle positiven PCR-Befunde in Wien auch automatisch auf Mutationsmarker mittesten zu lassen. Nun gebe es den ersten Outcome des Auftrags. "Wichtig ist, dass es sich hierbei - Stand jetzt - immer noch um Verdachtsfälle handelt und die endgültige Bestätigung durch Sequenzierungen aussteht", sagte der Ressortchef. Offen sei auch noch, um welche Mutation es sich tatsächlich konkret handle.