Coronavirus

Experte warnt: Deshalb explodieren Zahlen jetzt

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Christian Drosten erklärt, warum die Corona-Zahlen vielerorts schlagartig steigen. 

Die Neuinfektionen in Österreich sind so hoch wie zuletzt im März. Am Donnerstag wurden gleich 664 Coronavirus-Neuinfektionen gemeldet, auch am Freitag waren es wieder mehr als 500. Österreich ist dabei nicht alleine – auch in anderen europäischen Ländern stiegen die Zahlen zuletzt dramatisch an. Besonders dramatisch ist die Situation etwa in Spanien, Frankreich oder auch Tschechien.
 

Warum ausgerechnet jetzt?

Doch warum  steigen die Zahlen nach monatelanger Stabilität gerade jetzt an? Der Berliner Virologe Christian Drosten spricht von einer unklaren Ausgangslage: „Wir müssen uns ehrlich eingestehen, dass wir nicht genau wissen, wo das Virus gerade überall ist“, so der Experte in einem NDR-Podcast. Die steigenden Zahlen könnten aber durch einen physikalischen  Effekt erklärt werden, der Perkolation genannt wird. Darunter versteht man ein „Durchsickern“ ab einem gewissen Schwellenwert. 
 
Drosten erklärt dieses Phänomen anhand eines Alltagsbeispiels. Kocht man in einer herkömmlichen Filtermaschine Kaffee, so wird das Material zunächst nur befeuchtet, unten kommt aber vorerst kein Kaffee heraus. Erst wenn sich das Wasser seinen Weg durch das Pulver gebahnt und dabei einen Schwellenwert überschritten hat, fließt der Kaffee.
 

Schwellenwert

Umgemünzt auf die Corona-Situation bedeutet dies, dass man die Situation gut im Griff hat, solange man die auftretenden Cluster isolieren kann und die Cluster-Mitglieder unter sich bleiben. Kommt es aber zu einer größeren Vermischung, dann verbinden sich diese einzelnen Gruppen zu größeren Clustern. Das kann etwa bei Urlaubsreisen oder Großveranstaltungen passieren.
 
Dies führt zunächst aber noch zu keinem Effekt. Erst wenn die Entwicklung eine gewisse Schwelle überschreitet und sich viele unentdeckte Cluster vernetzen, dann steigen die Zahlen schlagartig an. Drosten vermutet, dass dies etwa zuletzt in Frankreich der Fall gewesen sei. Auch der Anstieg in Österreich am Ende des Sommers lasse sich so besser erklären. 
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