Coronavirus

Geheimpapier offenbart Worst-Case-Szenario

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Derzeit sind die Trends in einigen Ländern zwar positiv, aber was ist, wenn man die Pandemie nicht in den Griff bekommt? Ein Geheimpapier aus Deutschland skizziert den Kollaps.

In Deutschland sind bis Sonntagnachmittag mindestens 94.927 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert worden (Vortag Stand 16.15 Uhr: über 89.300 Infektionen). Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, welche die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt.

Mindestens 1.384 mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bisher deutschlandweit gestorben (Vortag Stand 16.15 Uhr: 1.103). Mehrere Deutsche starben im Ausland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Besonders hohe Zahlen haben Bayern mit mehr als 24.350 nachgewiesenen Fällen und mindestens 411 Toten sowie Nordrhein-Westfalen mit mehr als 20.523 Fällen und mindestens 258 Toten. Gerechnet auf 100.000 Einwohner, verzeichnet Bayern mit einem Wert von 186,2 die meisten Infektionen. Im Schnitt waren es in Deutschland insgesamt 114,2. Wie für andere Länder rechnen Experten auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle.

Geheimpapier skizziert Worst-Case-Szenario

Nun wurde ein Geheimpapier aus dem deutschen Innenministerium veröffentlicht, das mehrere Szenarien skizziert, wie sich die Epidemie in Deutschland weiterentwickeln kann. Publiziert wurde das Papier von dem gemeinnütuigen Portal "Frag den Staat".

Im Worst-Case-Szenario geht man von einer "massiven Überlastung" aus. Das heißt, dass die rund 40.000 deutschen Intensivbetten bei weitem nicht ausreichen werden. Vor allem dann, wenn die Verdoppelungszahl der Infizierten bis Ende April weiterhin im Neun-Tage-Rhythmus stagniere. Derzeit verdoppelt sich die Zahl der Erkrankten alle neun Tage. Damit ein Kollaps des Gesundheitssystems vermieden werden kann, muss sich diese Rate auf mindestens zwei Wochen ausdehnen. Im schlimmsten Fall, so heißt es in dem Papier, müssten 80 Prozent der intensivpflichtigen Patienten von den Spitälern abgewiesen wäre. Rechnet man dies durch, kommt man auf rund 1,2 Millionen Tote in Deutschland.

Anarchie

Eine absolute Schock-Prognose. Aber es kommt noch düsterer. In dem Papier werden auch gesellschaftliche Folgen skizziert. Sollte die Pandemie nicht erfolgreich bekämpft werden, prognostizieren die deutschen BMI-Experten eine "Kernschmelze" des Systems. "Es droht, dass dies die Gemeinschaft in einen völlig anderen Grundzustand bis hin zur Anarchie verändert", wird darin geschrieben.

Testen & Isolieren

Allerdings gibt es nicht nur Prognosen, die den Teufel an die Wand malen. Das favorisierte Szenario der Experten heißt "Hammer und Dance". Es besteht aus Testen und Isolieren. Dies wird bereits jetzt durchgeführt. Durch Massentests werden so viele Erkrankte wie möglich identifiziert, um auch die Dunkelziffer klein zu halten. Die Risikopatienten werden dann isoliert und behandelt. Hier wird davon ausgegangen, dass nur eine intensive Viren-Kontrolle Covid-19 erfolgreich eindämmt. Geht es nach den Berechnungen würden sich hier rund eine Million Deutsche infizieren. Die Todesrate dabei beträgt rund 12.000 Menschen. Die Ansteckungsgefahr sei dabei allerdings weiterhin gegeben.

Wirtschaftlicher Super-GAU

Wichtig sind natürlich auch wirtschaftliche Prognosen. Die Ausgangssperren und der Shutdown hat freilich enorme Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung. Laut dieser Experten brauche es zwei Monate bis die Firmen wieder störungsfrei arbeiten könnten. Drei weitere würden benötigt werden, um die verlorene Wirtschaftsleitung auszugleichen. Dadurch sinkt das Bruttosozialprodukt um vier Prozent. Bei der Industrie rechnet man sogar mit einem Minus von neun Prozent. Zusammengefasst würde das den deutschen Staat rund 80 Milliarden Euro kosten.

Und das war nur die erste Phase. Denn man bereitet sich auch auf eine zweite Corona-Welle im kommenden Winter vor. Kommt es auch hier wieder zum kompletten "Lockdown" wird man wirtschaftlich im Jahr 2020 mit einem Minus von sagenhaften elf Prozent rechnen müssen. In der Industrie spricht man sogar von einem Umsatzeinbruch um 19 Prozent.

Sperrt man nun die Geschäfte bis zum Ende des Jahres nicht mehr auf, geht man von einem "wirtschaftlichen Zusammenbruch" aus, dessen „gesellschaftliche und politische Konsequenzen kaum vorstellbar sind“. Die Folgen seien derart verheerend, dass das Ministerium mit massiven Protesten gegen die Maßnahmen rechne. Am Ende wird sogar davon ausgegangen, dass die Versorgung und Behandlung der Corona-Erkrankten infrage gestellt werde. Heißt: die Menschen würden sich öffentlich für einen Behandlungsstopp der Kranken aussprechen, als einen dauerhaften wirtschaftlichen Stillstand.



 

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