Die Deutsche Lena Dürr hat den schnellsten ersten Slalom-Lauf bei den Olympischen Spielen in Yanqing hinuntergebracht.
Weltmeisterin Katharina Liensberger hat mit 0,66 Sekunden Rückstand als Halbzeit-Siebente noch Chancen auf Edelmetall. US-Topfavoritin Mikaela Shiffrin schied am Mittwoch wie auch zuvor im Riesentorlauf bereits nach wenigen Fahrsekunden aus. Start zum zweiten Durchgang ist um 6.45 Uhr MEZ (live ORF 1).
Hinter der 30-jährigen Dürr, die die erste deutsche Slalom-Olympiasiegerin seit Maria Riesch 2010 werden könnte, lauern die Schweizerin Michelle Gisin (+0,03), Riesentorlauf-Olympiasiegerin Sara Hector aus Schweden (+0,12) und die Slowenin Andreja Slokar (+0,47). Die Slowakin Petra Vlhova liegt mit +0,72 Rückstand direkt hinter Liensberger. Katharina Gallhuber ist Zehnte (+1,23), Katharina Huber Zwölfte (+1,37). Katharina Truppe kam nicht ins Ziel.
Mit einer Unsicherheit im Zusammenhang mit ihrem Skistock begann Liensberger, daher wusste sie, sie müsse Gas geben. "Das ist mir teilweise gut gelungen, teilweise hätte ich die Ski noch ein bisschen mehr gehen lassen können. Ich weiß jetzt, was im zweiten Lauf auf mich zukommt. Es heißt, noch einmal gut besichtigen, gut darauf einstellen, alles geben und den Fokus bewahren." Der Zwischenstand sei "sehr speziell", sie werde sich jetzt auf das Skifahren konzentrieren.
Gallhuber pushte von Beginn an, hielt dies aber nicht durch. "Auf so einem Schnee ist es wichtig, dass du alles auf Zug fährst, sonst bekommst eine Packung." Die Pause wegen der Corona-Infektion und verspätete Anreise sei nicht die optimale Vorbereitung gewesen, aber sie habe sich gut einstellen können. "Ich habe mich auf das Rennen gefreut, es war für mich der größte Gewinn, dass ich überhaupt hier bin." Sie habe einen großen Rückstand auf die Podiumsplätze, daher: "Vollgas."
"Ich war schon nervös am Start, ich glaube, das hat man in der Startsektion gesehen, dass das nicht ganz so lockerflockig war. Ich bin froh, dass ich auf der letzten Teilpassage nicht so viel bekommen habe wie sonst, sondern im Gegenteil gut dabei war", erklärte Huber. Auf die Bedingungen habe sie sich gut einstellen können. "Und nun hopp oder drop", nahm sie sich vor.
Bei der Riesentorlaufvierten Truppe funktionierte es "vom ersten Tor an nicht", sie habe sich gefragt, wann es sich irgendwie gut anfühlen werde. "Dann war zack schon der Einfädler da. Der kann passieren, aber bis dahin war es miserabel. Es hat sich so wild angefühlt." Sie sei locker drauf gewesen eigentlich. "Aber anscheinend ist die Lockerheit gestern schon mit dem Flieger heimgeflogen." Truppe indes bleibt noch in China und hofft auf den Einsatz im Teambewerb.
Die US-Amerikanerin Shiffrin saß mit hängendem Kopf minutenlang neben der Strecke und wurde von Trainern und Betreuern getröstet. Innerhalb von drei Tagen hat die Gesamtweltcup-Führende nun schon zwei große Medaillenchancen liegen lassen, jeweils war der Arbeitstag früh beendet. Nach vier Rennen hält das Ski-Traumpaar bei einer Medaille, Shiffrins norwegischer Freund Aleksander Aamodt Kilde hatte nach Platz fünf in der Abfahrt im Super-G Bronze gerettet.
Es war der zweite Ausfall von Shiffrin im Slalom in dieser Saison nach Kranjska Gora, der davor letzte war im Jänner 2018 in Lenzerheide passiert. Im Riesentorlauf war sie vor Olympia zuletzt im Jänner 2018 in Kronplatz nicht ins Ziel gekommen. "Der Druck war groß, aber das hat sich nicht wie das größte Problem heute angefühlt. Es ist nicht das Ende der Welt und dumm, sich viel darüber zu sorgen, aber ich fühle, dass ich nun viel hinterfragen muss." Vor Olympia hatte sie angegeben, in allen Bewerben antreten zu wollen.