Thomas Herzog

Coronavirus

Mega-Wirbel um Antigen-Schnelltests in Tirol

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An mehreren Standorten wurden Schnelltests in nur 72 Sekunden durchgeführt.

Nach der Causa HG Pharma gibt es in Tirol Aufregung um Corona-Tests von einem der vielen Antigen-Schnelltest-Anbieter. Ein Versicherungs- und Immobilienmakler sowie 100 Prozent-Gesellschafter der Firma "Ärztezentrum Betriebs GmbH" führt an einigen Orten ebendiese Schnelltests durch. Statt nach der vorgeschriebenen Wartezeit von 15 Minuten erhält man das Ergebnis bereits nach zwei, drei Minuten, berichtete der Blogger Markus Wilhelm auf seiner Seite dietiwag.org.

Videos auf der Seite zeigen, dass vom Abstrich bis zum fertigen Ergebnis mitunter sogar nur 72 Sekunden vergehen. Dies bedeute, er könne mit weniger Personal pro Stunde mehr Testpersonen testen und dem Land Tirol mehr verrechnen. Wilhelm ortete einen "Betrug am Auftraggeber Land und damit an den Steuerzahlern und vielmehr noch eine Gesundheitsgefährdung der 'getesteten' Personen". Nach Aussagen des Unternehmers könne er an einem einzigen Standort täglich zwischen 500 und 600 Personen testen. Falls er nach dem Angebot des Landes abrechnet (35 Euro pro Test), führe das zu einem Umsatz von rund 20.000 Euro pro Tag, rechnete der Blogger vor.

Gegenüber dem ORF Tirol zeigte sich der Unternehmer, dessen Ärztezentrum zwei Sitze in Telfs und Innsbruck hat, überrascht von den Vorwürfen. Diese höre er zum ersten Mal, er könne das nicht nachvollziehen. Falls die Zeiten, die man vorgebe und die Abwicklung von Mitarbeitern nicht eingehalten würden, stehe bei der dritten Abmahnung die Entlassung ins Haus.

"Bei uns ist keiner positiv"

Der ORF ließ zudem einen Lkw-Fahrer zu Wort kommen, der darüber berichtete, dass er beim Testen auf einem Parkplatz gar keine E-Card habe vorzeigen müssen, sondern nur einen Ausweis. Auch einen Zettel mit dem Geburtsdatum habe er ausgefüllt. "Dann haben sie in der Nase zwei, drei Mal eine Runde gemacht und dann bist du auf die Hinterseite vom Container und hast den Zettel bekommen und bist wieder gefahren", so der Mann. Längstens habe das fünf Minuten gedauert. Auf die Frage, was passiere, wenn man positiv sei, habe es geheißen: "Bei uns ist keiner positiv".

Das Land Tirol will den Vorwürfen in dem Fall des Ärztezentrums nun nachgehen. Für den Fall einer nicht ordnungsgemäßen Durchführung des Testungen sei klar, dass man die Zusammenarbeit mit einem Arzt oder einer Ärztin beenden müsse. Er habe die Ärztekammer informiert, erklärte Landesamtsdirektor Herbert Forster: "Hier gibt es, glaub ich, klare Sanktionsmechanismen". Der Leiter des Corona-Einsatzstabes, Elmar Rizzoli, erklärte indes gegenüber der Online-Ausgabe der "Tiroler Tageszeitung", dass auch die zuständigen Gesundheitsbehörden bei den Bezirkshauptmannschaften jetzt alle Fälle prüfen und dann die entsprechenden Sanktionen erfolgen werden.

Der Fall rief auch die Tiroler FPÖ auf den Plan. Diese will eine Anfrage im Landtag einbringen und die Kontrolle der Abrechnungen sichergestellt wissen 

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