Tirols Landeshauptmann Günther Platter trat im Test-Skandal die Flucht nach vorn an.
Innsbruck. Der Skandal rund um 220.000 möglicherweise falsche PCR-Tests der HG Pharma bzw. deren Tochterfirma lässt in Tirol keinen Stein auf dem andern bleiben. Nachdem Dienstagabend Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf ihren Abgang angekündigt hatte, folgte kurz darauf der seit dem Ischgl-Skandal angeschlagene Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. Er wurde durch ein legendäres ZiB 2-Interview – „Wir haben alles richtig gemacht“ – bekannt.
Vorziehen. Platter betonte zwar gestern, die Abgänge seien lange geplant gewesen und hätten nichts mit dem PCR-Skandal zu tun. Doch dürfte Zollers Rücktritt Platter dazu veranlasst haben, Tilgs länger geplante Ablöse vorzuziehen.
Nerven blank. Denn wegen des freihändig vergebenen Acht-Millionen-Euro-Vertrags an den Urologen Ralf Herwig und dessen HG Pharma liegen die Nerven blank. So blank, dass Platter am Mittwoch die Zusammenarbeit mit Herwig vor laufenden Kameras für beendet erklärte.
Auch Urologe geht
Herwig werden gute Verbindungen zu den in der „Adlerrunde“ und dem Kitzbüheler Country Club versammelten Wirtschaftsbossen nachgesagt, die in der Tiroler ÖVP das Sagen haben. So sei, sagen Insider, der Auftrag an HG Pharma nicht überraschend – was der Urologe aber bestreitet, auch fehlerhafte Tests gebe es nicht. Er zog gestern allerdings seinerseits die Notbremse und zog sich selbst aus dem operativen Geschäft zurück.
Er tritt wieder an. Platter nutzte die Rochade dazu, mit Anton Mattle und Annette Leja zwei Vertraute zu holen – und den ÖVP-Wirtschaftsbund zu entmachten. Statt einen „Kronprinzen“, den ehrgeizigen Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Walser, zu holen, kündigte der 66-jährige Platter an, bei der Landtagswahl 2023 erneut anzutreten. Er wird dann 68 sein …