Der deutsche Pathologenverband widerlegt die Aussage eines Hamburger Forschers, der im Frühjahr behauptet hatte, die meisten Verstorbenen wären auch ohne Corona zeitnah verstorben.
Wie viele Menschen sterben wirklich an Corona? Diese Frage beschäftigt nach wie vor die Wissenschaft. Bereits während der ersten Corona-Welle behauptete der Hamburger Pathologe Klaus Plüschel, dass das Virus nur eine "harmlose Grippe" sei, das den Sterbeprozess lediglich beschleunige. Er erklärte nach Obduktionen, die er durchgeführt hatte, die von ihm untersuchten Todesopfer hätten so schwere Vorerkrankungen gehabt, dass sie, „auch wenn das hart klingt, alle im Verlauf dieses Jahres gestorben wären.“
86 Prozent der Menschen sterben an Corona
Diesen Aussagen widerspricht nun der Pathologenverband und stützt sich auf eine breit angelegte Studie. Diese zeigt, dass in mehr als drei Viertel der Obduktionen eine Covid-erkrankung als wesentliche oder alleinige zum Tode führende Erkrankung dokumentiert werden konnte. Die Ergebnisse der Studie im Details: Der Befund: Bei 86 Prozent war eindeutig Covid-19 die Todesursache. Nur bei einem Siebtel der Verstorbenen fanden die Pathologen keine charakteristischen Organschäden. Mit einem Anteil von 68 Prozent waren die obduzierten Verstorbenen mehr als doppelt so häufig Männer als Frauen. Die meisten von ihnen waren bei ihrem Tod zwischen 60 und 90 Jahre alt.
Mehr als die Hälfte der charakteristischen Organbefunde hätten lungenseitig diffuse Alveolarschäden und diffuse Alveolarschäden mit Bronchopneumonien ausgemacht, so Johannes Friemann, Leiter der Studie. Darüber hinaus fanden sich bei den Obduktionen Thrombosen und Thromboembolien, Mikrothromben und Endothelialitis. Bei den Obduktionen der Covid-19-Verstorbenen seien zudem Schäden an anderen Organen jenseits der Lunge festgestellt worden, berichtete Friemann weiter: an Immunorganen wie der Milz oder den Lymphknoten, von Leberschäden, über Herzmuskelentzündungen, Lungenentzündungen bei Embolien sowie Hirninfarkte bis hin zu Hirnblutungen. Bei diesen Organveränderungen sei aber eine Assoziation mit Covid-19 nur möglich, nicht erwiesen. Es gebe aber „Hinweise auf möglicherweise virusassoziierte Schäden des Immunsystems, der Leber, des Herzens und des Zentralnervensystems“.
Zehn Jahre verlorene Lebenszeit
Darüber hinaus habe die Studie gezeigt dass vorerkrankte Patienten im Schnitt zehn Jahre ihrer Lebenszeit durch Corona verloren hätten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam zuvor schon eine Studie aus Glasgow.