Coronavirus

Tirol verschärft Corona-Maßnahmen

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Tirols LH Platter verkündet neue Maßnahmen: Sperrstunde bleibt bei 22.00 Uhr - Orange und rote Bezirke stellen ab neunter Schulstufe auf Distance Learning um.

Innsbruck. Nachdem das Land Salzburg verschärfte Corona-Maßnahmen präsentiert hatte, folgt nun auch Tirol. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kündigte Donnerstagabend in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz an, dass im Bundesland die Registrierungspflicht für Gastronomiebetriebe eingeführt wird. Zudem wird in Ampel-"orangen" und "roten" Bezirken die Schulampel auf "orange" gestellt und damit ab der neunten Schulstufe auf Distance Learning umgestellt.

Auch das Distance Learning an Fachhochschulen und Universitäten werde ausgeweitet, so Platter, der aber gleichzeitig auf die Autonomie und Eigenständigkeit der Einrichtungen verwies. In besonders sensiblen Bereichen wie Senioren- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und der Kinder- und Jugendhilfe sind zudem künftig lediglich zwei Besucher pro Tag erlaubt. Zusätzlich werden die Hygienebestimmungen erhöht. Publikumsveranstaltungen dürfen nur mehr mit zugeteilten Sitzplätzen mit maximal 250 Personen abgehalten werden, der Getränke-Ausschank wird untersagt. Die Teilnahme an Beerdigungen wird künftig auf 100 Menschen beschränkt. Auch Vereinsaktivitäten bleiben von den neuen Maßnahmen nicht unberührt: Die Aktivitäten werden auf den "eigentlichen Vereinszweck" beschränkt - damit muss etwa die Kantine nach einem Fußballspiel geschlossen bleiben.

Außerdem kündigte Platter an, dass die Landesverwaltung vorerst auf Home Office umgestellt werde. Einen entsprechenden Appell an die Tiroler Unternehmen, auch verstärkt auf Home Office zu setzen, ließ der Landeshauptmann folgen.

Das Gros der Maßnahmen gilt ab Freitagabend, die Gastro-Registrierungspflicht und die neuen Schulregelungen ab kommenden Montag. Gültig sind sie vorerst für drei Wochen.

Platter: "Besorgniserregende Situation"

"Wir sind in einer besorgniserregenden Situation", erklärte Platter und verwies auf 295 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden. Zudem werde eine Nachverfolgung der Fälle und Unterbrechung der Ketten immer schwieriger. Auch seien wieder zunehmend ältere Menschen bzw. solche mit Vorerkrankungen von Covid betroffen. Überdies verwies der Landeshauptmann auf steigende Hospitalisierungen. Vorerst wurden in Tirol 52 Corona-Patienten in Krankenhäusern behandelt, sieben davon auf Intensivstationen. Gleichzeitig beruhigte Platter aber auch, was die Situation in den Spitälern betrifft: "Wir sind meilenweit von einer Überlastung entfernt". Auch einen bevorstehenden Lockdown sah der Landeshauptmann nicht heraufdröhnen: "Wir stehen nicht vor einem Lockdown". Einen solche gelte es, unbedingt zu vermeiden.
 
Gleichzeitig appellierte Platter wieder zu vermehrter Vorsicht im privaten Bereich. "Ich appelliere: Reduzieren wir wieder unsere sozialen Kontakte und halten wir wieder mehr Abstand". Und der Landeschef fügte hinzu: "Eine Eindämmung des Virus ohne Einschränkungen ist nicht möglich."
 
Die Verlängerung der Gastro-Sperrstunde mit 22.00 Uhr verteidigte der Landeschef - wie auch schon tags zuvor im Landtag. Sie habe etwas gebracht, die Cluster in der Nachtgastronomie hätten unterbunden werden können. Der Landeshauptmann sprach sich auch für weitere bundeseinheitliche Maßnahmen aus. Exakte Vorhaben diesbezüglich seien aber vorerst" nicht in Aussicht gestellt".

Felipe: "Es wird wieder ernster"

"Es wird wieder ernster", meinet indes Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne). Sie sprach von einer "beunruhigenden Entwicklung", was das Infektionsgeschehen angeht, vor allem im privaten Bereich. Sie habe zwar Verständnis dafür, wenn die Menschen zunehmende Corona-müde werden, aber: "Wir sollten wieder stärker aufeinander schauen, um die Krise in den Griff zu bekommen".
 
"Wir haben ein aktives Infektionsgeschehen", sagte die Mikrobiologin Cornelia Lass-Flörl und spielte auf "150 bis 200 Neuinfektionen" pro Tag an. Es gehe darum, dass man wieder mehr Menschen erreiche und sensibilisiere - vor allem, was das Freizeitverhalten betrifft. Gleichzeitig zeigte auch Lass-Flörl Verständnis vor allem für die Situation junger Menschen. "Das, was wir von jungen Menschen verlangen, ist nicht ganz ohne. Es wird ihnen ein Teil von ihrem Leben genommen."
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