iPad mini und Co. lenken vom Start des Microsoft-Betriebssystems ab.
Ein neues iPad 4 mit einem kleineren Bruder ( iPad mini ) und dünnere Macs - Apple ist bemüht, vor dem Start des neuen Windows 8 von Microsoft eigene Akzente zu setzen. Die Kalifornier gehen fest davon aus, das die Kunden weiter die höheren Preise für Apple-Geräte bezahlen werden.
Störfeuer
Es sollte eigentlich die Woche von Microsoft werden. Schließlich bringt der Software-Gigant am Freitag sein Windows 8 auf den Markt - die wohl bisher mutigste Erneuerung des Betriebssystems, mit dem weltweit mehr als 90 Prozent der PCs laufen. Doch wenige Tage vorher fuhr Apple dem Erzrivalen in die Parade. Zusätzlich zum erwarteten kleineren Modell des iPad gab es am Dienstag eine Reihe von Produktneuheiten
, die potenziellen Käufern eine Rundum-Alternative zu Windows-Geräten bieten sollen.
Video: 3-Jähriger beherrscht Windows 8
Zahlreiche Neuheiten
Darunter: Ein neues großes iPad mit einem deutlich schnelleren Chip als Gegenentwurf zu Microsofts kommendem erstem eigenen Tablet Surface. Ein drastisch verschlankter Desktop-Rechner iMac, der sein DVD-Laufwerk verlor und eine um 80 Prozent dünnere Aluminium-Seitenkante hat als das Vorgängermodell. Ein weiteres, günstigeres Macbook-Laptop mit extrem hoher Bildschirm-Auflösung. Apple-Chef Tim Cook und Marketing-Profi Phil Schiller zogen wenige Wochen vor dem Weihnachtsgeschäft in San Jose eine große Werbe-Show ab.
"Die Produktpalette dürfte sich vor den Feiertagen gut verkaufen", meinte Analyst Michael Gartenberg vom Marktforscher Gartner. "Wenn da noch ein Fernseher dabei wäre...", fügte er augenzwinkernd in Anspielung auf die seit Jahren herumgeisternden Spekulationen über ein TV-Gerät von Apple hinzu.
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Der eigentliche Grund für das Apple-Event im kalifornischen San Jose - das iPad mini - konnte da fast schon in den Hintergrund geraten. Dabei ist es eine wichtige Premiere: Das erste Mal seit dem Tod von Gründer Steve Jobs vor gut einem Jahr führt Apple eine neue Produktkategorie ein. Und es ist ein gewagter Vorstoß - mit einem Preis ab 329 Euro bzw. Dollar ist das kleine iPad drastisch teurer als die billigsten Taschen-Tablets der Konkurrenz. Da bekommt man ein Gerät schon für weniger als 200 Euro oder Dollar.
Sicher, Apple kann sich auf die Strahlkraft der Marke verlassen, ebenso wie die Bereitschaft der Fans, für Produkte mit dem angebissenen Apfel im Logo mehr zu bezahlen. Aber die Preisspanne lässt den Rivalen immer noch viel Platz, einen Platz auf dem stark wachsenden Markt zu finden. Nach der Ankündigung des Preises in San Jose sackte deshalb auch der Kurs der Apple-Aktie in New York deutlich ab. Die Börsianer hatten wohl auf eine aggressivere Preisstrategie von Apple gehofft.
Zugleich lässt sich schwer mit dem Argument des amerikanischen IT-Journalisten Dan Frommer streiten: "Apple wird alle seine Mini-iPads im Weihnachtsgeschäft loswerden, egal ob sie 329 oder 200 Dollar kosten, oder wie viel auch immer." Warum sollte der Konzern also auf das Geld verzichten?
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Das Dilemma von Apple-Chef Tim Cook ist verständlich: Ein iPad mini muss so günstig sein, dass es den Rivalen Käufer abjagen kann - aber zugleich nicht so billig, dass die Apple-Fans dafür massenweise auf den Kauf eines größeren iPad-Modells verzichten. Einige Analysten schätzten schon im Vorfeld, dass rund 15 Prozent potenzieller iPad-Käufer eher zur Mini-Version greifen könnten. Die Spaßvögel vom US-Kanal Comedy Central haben jedenfalls ein Kauf-Argument bereits parat: "Das coolste Feature des iPad mini ist die Möglichkeit, sich für einen Riesen auszugeben, der ein iPad in Normalgröße nutzt", twitterten sie.
Cook startete in die Präsentation mit einem Video vom ersten Verkaufstag des neuen iPhone mit vielen glücklichen Käufern - unter anderem auch in Hamburg. Es könnte eine Antwort auf die jüngsten Werbeclips von Samsung gewesen sein, in denen die Wartenden in denen langen Schlangen vor den Apple-Läden verspottet wurden. Der Kampf in der Branche wird mit harten Bandagen geführt. Apple bekräftigte mit dem Neuheiten-Feuerwerk am Dienstag, dass es den Rivalen keinen Vorsprung gewähren und dabei nach wie vor viele Milliarden verdienen will.
Gegenentwurf von Microsoft
In einem klaren Gegenentwurf zu Apple setzt Microsoft darauf, dass sich viele Millionen PC-Anwender von der Perspektive begeistern lassen, dass mit Windows 8 Produktivitäts-Tools wie Office
nicht mehr nur auf herkömmlichen Personal Computern verfügbar sind. Mit dem eigenen Tablet-Computer Surface will der Softwareriese außerdem seinen Hardware-Partnern beweisen, dass nicht nur Apple coole Geräte bauen kann. Die Verbraucher haben im Vorweihnachtsgeschäft jedenfalls eine große Auswahl wie noch nie.
Fotos von Microsofts Surface-Tablets
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Mit dem eigenen Tablet-PC "Surface" greift der Software-Riese Apple frontal an. Vorgestellt wurden die Geräte von Microsoft-Chef Steve Ballmer persönlich.
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"Der Surface ist ein PC. Der Surface ist ein Tablet. Und der Surface ist etwas ganz neues", verkündete er.
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Auffälligste Besonderheiten sind der eingebaute Ständer und der abnehmbare Bildschirmschutz, der über eine vollwertige Tastatur samt Touchpad verfügt. Die Variante Type Cover hat klassische Klick-Tasten, das Modell Touch Cover ist etwas dünner durch eine berührungsempfindliche Oberfläche.
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Wenn das abnehmbare Cover auf die Rückseite gefaltet wird, dient es auch als Ständer.
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Es gibt zwei Surface-Typen: Das leistungsstärkere und dickere Gerät läuft mit dem für PC-Prozessoren entwickelten Betriebssystem Windows 8, der dünnere und leichtere Bruder mit dem für mobile ARM-Prozessoren optimierten Ableger Windows RT.
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Das Tablet kann auch mit einem Eingabestift "Digital Ink" bedient werden.
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Microsoft bietet das Surface in unterschiedlichen Farben an. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
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Genaue Preise und ein Erscheinungsdatum für seine Tablet-Computer nannte Microsoft noch nicht. Der Konzern verriet nur, dass die kleinere Surface-Variante zusammen mit der finalen Version des neuen Windows-Systems erscheinen soll.
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