Medienkomsum

Internet-Nutzung hat Fernsehen überholt

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Jugendliche verbringen mehr Zeit im Internet als vor dem Fernseher.

Die Fachtagung Vipja 09, die am 26.11.2009 im Wiener Rathaus stattfand, widmete sich dem Thema wie Kinder und vor allem Jugendliche Medien nützen. Und das Ergebnis ist überraschend: Bei Jugendlichen hat das Internet die "Glotze" als beliebtestes Medium abgelöst.

Insgesamt nahmen an der von der MA 13 - Fachbereich Jugend/Pädagogik koordinierten Veranstaltung 500 Interessierte teil. "Das Thema 'Medien und Gesellschaft' ist bereits seit einem Jahr Schwerpunktthema in Wiens Jugendeinrichtungen und ich freue mich, dass so viele die Fachtagung genutzt haben, um bei diesem wichtigen Thema am Ball zu bleiben," betonte der Jugend- und Informationsstadtrat Christan Oxonitsch.

90 Prozent sind in Social Network-Seiten aktiv
"Das Internet hat bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Österreich erstmals das Medium Fersehen als Infoquelle überholt" erklärte die Soziologin Natalia Wächter vom Österreichischen Institut für Jugendforschung, die im Rahmen einer, von der Stadt Wien beauftragten Umfrage, das Mediennutzungsverhalten bei 400 Wiener Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren hinterfragte. Hauptaspekt der Studie ist das Web 2.0-Nutzungsverhalten, das Usern vor allem ermöglicht, Internetinhalte ohne großen technischen und finanzielle Aufwind aktiv mitzugestalten und sich zu vernetzen. Nach der Nutzung von Suchmaschinen steht bei Jugendlichen vor allem die Nutzung sozialer Netzwerkseiten, wie Netlog, Facebook, Myspace oder Schüler VZ im Vordergrund.

Dies zeigt sich allein daran, dass über 90 Prozent der befragten Personen ein Profil auf einem Freundschafts-Netzwerk besitzen. Im Durchschnitt haben die Jugendlichen sogar auf zwei Plattformen ein Profil. Mehr als die Hälfte dieser persönlichen Profile sind für alle frei zugänglich. Im Vordergrund steht die Kommunikation mit Menschen, die die Jugendlichen auch persönlich kennen. Das Kennenlernen neuer Personen steht eher im Hintergrund. Für alle Jugendlichen gilt, dass der Selbstdarstellung eine wesentliche Funktion der Nutzung von sozialen Netzwerken zukommt. Profile haben ein Foto aufzuweisen und möglichst viele Informationen über Vorlieben und Eigenheiten der jeweiligen Person preiszugeben.

Tratsch, Klatsch und Must Have, um dabei zu sein
In den Tiefeninterviews und Fokusgruppen kam klar zum Ausdruck, dass Jugendliche ihr Profil dazu verwenden, um über alle Geschehnisse in ihrem Freundeskreis informiert zu sein. Dazu gehören Beziehungsgeschichten, Gruppenaktivitäten sowie Tratsch und Klatsch über andere Gruppenmitglieder oder andere Personen. "Es hat den Anschein, dass Profile auf online Plattformen geradezu verwendet werden müssen, um in der Gruppe mitdiskutieren zu können und gleichberechtigtes Gruppenmitglied zu sein", so Natalia Wächter abschließend.

Wenngleich Freundschaftsnetzwerke neue Kommunikationsmöglichkeiten erschaffen haben, werden Chat und Instant Messaging trotzdem immer noch von einem Großteil der Jugendlichen regelmäßig verwendet.

Virtuell heißt für Jugendliche nicht parallel
Medienexperte Franz Josef Röll von der Hochschule Darmstadt, stellte in seinem Vortrag fest: "Virtuelle Welt und reale Welt hängen sehr eng zusammen, reale soziale Netzwerke und Cliquen werden im Netz abgebildet - wer in den sozialen Netzwerkseiten nicht vertreten ist, gehört auch im realen Freundeskreis nicht mehr ganz dazu. Beziehungsmanagement - als zentrale Fähigkeit in einer dynamischen Gesellschaft - lernt man heute nicht in der Schule, sondern in den sozialen Netzwerken im Internet". Angela Tilmann von der TU Dresden, die über die unterschiedlichen Rollenbilder von jungen Frauen und Männern im Internet sprach, meinte dazu: "Die Rollenbilder werden im Internet nicht neu erfunden, sondern aus der realen Umwelt der Jugendlichen übernommen".

Einhellige Aussage aller vortragenden ExpertInnen war, dass die virtuelle Welt der Jugendlichen keine Parallelwelt darstellt, in der alles ausprobiert wird, was in der realen Welt keinen Platz hat.

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