Algorithmus sorgt für Skepsis

Steile These: Will China den Westen mit TikTok verdummen?

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War TikTok vor wenigen Jahren ausschließlich für sehr junge Altersgruppen, spricht die App mittlerweile auch immer mehr Erwachsene an. Doch die App bleibt umstritten.

Entwickelt wird TikTok von der chinesischen Firma Bytedance, 2016 kam die Social-Media-App erstmals auf den Markt. Weltweit, nur in einem Land nicht: China. Ausgerechnet im eigenen Herkunftsland ist TikTok bis heute von der Kommunistischen Partei verboten. Bytedance-Chef Zhang Yiming entwickelte für China stattdessen die App Douyin – nichts anderes als ein TikTok-Klon, jedoch mit anderen Inhalten.

Genau aus diesem Grund wird immer wieder eine These aufgestellt: Will China den Westen mit TikTok verdummen? Während das vorwiegend junge Publikum in Europa und Amerika in erster Linie belanglose Inhalte wie Katzen- und Tanzvideos präsentiert bekomme, werde den chinesischen Douyin-Usern Gehaltvolleres gezeigt. Motivierenden Content, etwa wie ein Student einen Mathematik-Wettbewerb gewinnt.

TikTok hat besten Algorithmus

Die dahinterliegende Vermutung: Das autokratische China kontrolliert Bytedance und hat direkten Einfluss auf die Inhalte bei TikTok. Denn seit Jahren gibt TikToks Erfolgsgarant Rätsel auf – sein Algorithmus. Er gilt als einer der besten in der Social-Media-Welt und sorgt dafür, dass Nutzern immer mehr Inhalte vorgeschlagen werden, die sie sehen möchten. Nicht umsonst hat TikTok die mit Abstand längste Verweildauer in der App pro Tag, noch vor YouTube, Instagram, Facebook und Twitter.

Katarina Stanoevska, Expertin für digitale Kommunikation an der Universität St. Gallen, widerspricht der Verdummungsthese: TikTok habe sehr wohl einige Inhalte forciert, "um Influencer im Westen zu seriöseren Inhalten zu animieren", erklärte sie dem Schweizer "Blick". Auch laut TikTok selbst gebe es mehrere Kampagnen im Kulturbereich, etwa bei Musik.

Zweifel an Unabhängigkeit von TikTok

TikTok weist zudem jegliche Kooperation mit der chinesischen Regierung von sich. Doch daran gibt es erhebliche Zweifel. "Es gibt in China keine unabhängigen Konzerne, wie wir es kennen", sagt Robert Wang. Er war stellvertretender US-Botschafter in China unter Barack Obama. "Ich kann ihnen von meiner über 30-jährigen Erfahrung in China versichern: Es gibt keine Zweifel, dass dort jedes Unternehmen alles tut, was die Regierung befiehlt. Einschliesslich Bytedance", so Wang zum "Blick".

Zudem wurde kürzlich enthüllt, dass TikTok-Mitarbeiter intern den Algorithmus übergehen und gezielt Videos pushen können, sodass diese mehr Nutzern angezeigt werden. Darin sieht auch Stanoevska eine Gefahr. Offen ist ob die sogenannte Feuertaste auch wirklich zu Propaganda-Zwecken eingesetzt wird.

Zuletzt wurde in mehreren Staaten die Nutzung von TikTok auf Amts- und Behörden-Smartphones aus Datenschutzgründen untersagt.

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