Wir verraten, was hinter dem Trend steckt, der nach Hollywood nun auch Europa erobert!
Sieben von zehn Europäern klagen regelmäßig über Darmbeschwerden. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung leiden bereits an einer Chronifizierung der Beschwerden, dem Reizdarmsyndrom (RDS). Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung sowie Durchfall und, damit einhergehend, Abgeschlagenheit und Müdigkeit gehören für Betroffene zum Alltag. Als Ursache der Symptome sehen Forscher neben großen Stressbelastungen die moderne, industriell verarbeitete (sehr kohlenhydrat-/zuckerreiche) Ernährungsweise. Auf Basis umfangreicher wissenschaftlicher Forschungen wurde nun ein neuer, effizienter diätetischer Ansatz – die Low-FODMAP-Diät – entwickelt, der Darmbeschwerden sowie Symptome des RDS in vielen Fällen erheblich lindern kann. Auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), bei denen Beschwerden bestehen, obwohl die Darmentzündung gut unter Kontrolle ist, kann die Diät hilfreich sein. Wir verraten, was hinter dem Trend steckt, der nach Hollywood – Schauspielerin Kirsten Dunst konnte u. a. mit der Diät ihre Beschwerden bekämpfen – Europa erobert.
Reizdarm – leide ich daran?
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Der Begriff:
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine Erkrankung des Verdauungssystems, bei der die Funktion des Darms gestört ist. Es liegen Symptome wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen und Blähungen vor, für die sich keine andere Erkrankung als Ursache finden lässt. Dabei kann der Stuhl sowohl zu weich, manchmal sogar flüssig, zu hart, zu oft oder zu selten sein. Diese Symptome und Stuhlgangsveränderungen bestehen dabei nicht immer, sondern sie können auch nur an einzelnen Tagen auftreten.
Auslöser:
„Die Ursachen“, so Prof. Dr. med. Storr, „sind nicht vollständig geklärt. Neben einer erblichen Komponente spielen Magen-Darm-Infekte, Umweltfaktoren und Ernährungsfaktoren eine Rolle.“ Das Zusammenspiel all dieser Faktoren lässt ein uneinheitliches Krankheitsbild entstehen, bei dem die Betroffenen über viele Jahre nicht wissen, was ihnen fehlt, und bei denen über Jahre viele Arztbesuche und Untersuchungen stattfinden.
Betroffen? Blitztest:
Innerhalb der letzten drei Monate an mind. drei Tagen im Monat abdominelle Schmerzen oder Unbehagen mit zwei der drei Eigenschaften könnten auf RDS hindeuten:
1. Linderung durch Stuhlgang,
2. Beginn der Schmerzen verbunden mit einer Veränderung der Stuhlhäufigkeit,
3. Beginn der Schmerzen verbunden mit einer Veränderung der Stuhlkonsistenz.
Wann zum Arzt?
Generell gilt beim Thema Darm: Durchfälle sollten immer abgeklärt werden – es könnte eine Darmentzündung zugrunde liegen. Zudem muss jede rektale Blutung abgeklärt werden!
Weitere Infos zum Thema RDS lesen Sie in der kommenden Ausgabe im „Lexikon“.
Was sind FODMAPs?
Das Akronym FODMAP kommt aus dem Englischen und ist eine Abkürzung für fermentierbare Oligosaccharide (Laktose), Disaccharide (Zweifachzucker) und Monosaccharide (Einfachzucker) sowie Polyole (mehrwertige Alkohole, wie z. B. in Äpfeln). „Der Begriff FODMAP“, erklärt Prof. Dr. med. Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, FODMAP-Experte und Autor des neuen Ratgebers „FODMAP-Diät“ „beschreibt also eine Gruppe von kurzkettigen Kohlenhydraten und sogenannten Zuckeralkoholen.“ Diese schlecht verdaulichen Kohlenhydrate können vom Darm nur schlecht resorbiert werden und beginnen aus diesem Grund übermäßig zu gären.
Dies ist zwar nicht gefährlich, die Gärung führt jedoch zur Bildung von Gasen wie Wasserstoff. Diese wiederum können – vor allem bei bestehenden Darmbeschwerden – zu typischen Symptomen, allen voran Blähungen, führen respektive bestehende Symptome verstärken.
Die genauen Hintergründe, so der Darmexperte: „Entweder sind die Moleküle zu groß, um die Darmwand zu passieren, dies trifft z. B. auf die Polyole zu. Oder die Transportkapazitäten durch die Darmwand sind begrenzt, dies trifft z. B. auf die Fruktose zu. Oder die Enzymaktivität, die notwendig ist, um einen Transport durch die Darmwand zu ermöglichen, ist limitiert – dies trifft z. B. auf die Laktose zu. Oder eine entsprechende Enzymaktivität gibt es nicht.“ Weiters sind FODMAPs sehr kleine Moleküle und können so sehr viel Wasser binden. Dies führt dazu, dass sich Flüssigkeit im Darm ansammelt. Das wiederum führt zu einer erhöhten Transportgeschwindigkeit im Darm mit häufigeren Stuhlgängen und weicherem Stuhl bis hin zu Durchfall sowie zu einem angeschwollenen Bauch.
Eine Linderung von Flatulenzen, Diarrhö etc. kann durch das Reduzieren von diesen schlecht verdaulichen FODMAPs erreicht werden. In der Praxis bedeutet dies im Wesentlichen einen teilweisen Verzicht auf freie Fruktose (aus Obst und Süßungsmitteln), Laktose (aus Milch und Milchprodukten), Oligosaccharide (aus Gemüse und Getreideprodukten) und Polyole (aus Obst, Gemüse, Süßungsmitteln). Nahrungsmittel mit hohem FODMAP-Gehalt werden bei der Diät durch solche mit geringem FODMAP-Gehalt ersetzt. Dazu gehören u. a. Zitrusfrüchte, gewisse Gemüsesorten (wie Karotten, Sellerien, Mais, Paprika), gluten- sowie laktosefreie Produkte und Ahornsirup. „Ziel“, so Dr. Storr, „ist es, die Gesamtmenge der FODMAPs in unserer Ernährung so stark herunterzufahren, dass die verbleibenden FODMAPs keine Symptome verursachen.“
So gelingt der Einstieg:
Hilfe für den Einstieg bietet unsere Nahrungsmittelliste, die zwischen Bauchwehmachern (Nahrungsmittel, die viele FODMAPs enthalten) und Bauchschmeichlern (Low-FODMAP) unterscheidet. Zudem gibt es einen Ernährungsplan für den Einstieg in ein beschwerdefreies Leben.
Enthalten wenige Fodmaps:
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Früchte
➠ Bitte zugreifen: Ananas, Banane, Blaubeeren, Cantaloupe-Melone, Clementine, Drachenfrucht, Durian, Erdbeeren, Galia-Melone, Guave (reif), Himbeeren, Honigmelone, Kaktusfeige, Karambola, Kastanien, Kiwi, Kumquat, Limette, Mandarine, Maracuja, Maronen, Netzmelone, Orange, Papaya, Rhabarber, Sternfrucht, Weintrauben, Zitrone, Zuckermelone.
Gemüse und Hülsenfrüchte
➠ Bitte zugreifen: Alfalfa, Aubergine, Brokkoli (in kleinen Portionen genießen = kP), Chicorée-Salat, Chilischoten, Chinakohl, Fenchel, Frühlingszwiebel (grüner Teil), Fisolen, Gurke, Hokkaido, Ingwer, Karotte, Kartoffel, Kohlrabi, Kichererbsen (kP), Knollensellerie (kP), Lauch/ Porree (grüner Teil), Mais (kP), Maniok (kP), Mangold, Okra, Oliven, Paprika, Pastinake, Radieschen, Rettich, Rosenkohl (kP), Rotkohl, Salat, Schnittlauch, Sojasprossen, Spaghettikürbis, Spinat, Staudensellerie (kP), Tomate, Weißkraut, Zucchini.
Getreide/Getreideprodukte
➠ Bitte zugreifen: Brot, Cerealien, Gebäck, Gries, Flocken, Nudeln, Mehl etc. aus: Buchweizen, Dinkel, Hafer, Hirse, Mais (Polenta), Quinoa, Reis.
Weiters: Kartoffelstärke, Popcorn, Cornflakes (kP), Kartoffelchips (kP), Maischips (kP).
Milchprodukte
➠ Bitte zugreifen: laktosefreie Milch, laktosefreie Milchprodukte, Butter, Margarine, Kokosmilch, Sojamilch (aus Sojaprotein).
Käse: Bergkäse, Brie, Butterkäse, Camembert, Cheddar, Chester, Edamer, Emmentaler, Feta, Gorgonzola, Gouda, Hartkäse, Harzer Käse, Mozzarella, Parmesan, Pecorino, Raclette, Ricotta, Tilsiter.
Enthalten viele Fodmaps:
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Früchte
➠ Bei Darmbeschwerden in Maßen genießen: Apfel, Aprikose, Avocado, Birne, Brombeeren, Feigen, Granatapfel, Grapefruit, Guave (unreif), Johannisbeeren, Kaki (Persimone), Kirschen, Litschis, Mango, Mirabelle, Nashi-Birne, Nektarine, Pfirsich, Pflaumen, Wassermelone, Zwetschgen, Zuckerbanane (reif). Weiters: Obstkonserven, Kokoswasser, Fruchtsäfte, getrocknete Früchte.
Gemüse und Hülsenfrüchte
➠ Bei Darmbeschwerden in Maßen genießen: Artischocke, Karfiol, Bohnen (alle außer Fisolen), Erbsen, Frühlingszwiebel, (weißer Teil), Knoblauch, Kraut/Kohl, Lauch/Porree, (weißer Teil), Linsen, Pilze, Rote Rüben, Schalotte, Schwarzwurzel, Sojabohnen, Spargel, Süßkartoffel, Topinambur, Wirsing, Zuckererbsen, Zuckermais, Zwiebel
Getreide/Getreideprodukte
➠ Bei Darmbeschwerden in Maßen genießen: Brot, Cerealien, Gebäck, Gries, Flocken, Nudeln, Mehl etc. aus: Amarant, Gerste, Grünkern, Roggen, Triticale, Weizen, Lupinenmehl, Bulgur, Couscous, Weizenkeimen
Milchprodukte
➠ Bei Darmbeschwerden in Maßen genießen: Buttermilch, Crème fraîche, Joghurt, Kaffeeobers, Kaffeeweißer, Kefir, Kondensmilch, Milch, Milcheis, Milchpulver, Molke, Molkenpulver, Topfen, Obers, Sauerrahm, Schmand, Sojamilch (aus Sojabohnen), Tsatsiki.
Käse: Frischkäse, Halloumi, Mascarpone, Molkenkäse.
Weitere Nahrungsmittel
➠ Bei Darmbeschwerden in Maßen genießen: Süßungsmittel: Agavensirup, Fruktosesirup, Honig, Maissirup, Zuckeraustauschstoffe (-it und -ol).
Schokolade: Milchschokolade, weiße Schokolade, Karobschokolade.
Nüsse und Samen: Cashewkerne, Pistazien.
Alkoholische Getränke: Bier (mehr als ein Glas), Likör, Portwein, Rum, Sherry, Wein, Schaumwein. Pflanzliches Eiweiß: Seidentofu.
Für wen ist die Diät geeignet?
„FODMAPs“, so Dr. Storr, „sind im Prinzip kein Problem für unseren Körper – wenn alles gut funktioniert.“ Zwar werden sie bei allen schlecht verdaut – sprich bei völlig Gesunden wie bei Patienten mit Verdauungsbeschwerden. Jedoch entstehen nicht bei allen Symptome. Betroffen sind vor allem jene, deren Darm eben sensibler und anfälliger ist. Beschwerdefreie Menschen können also ruhigen Gewissens diese Diät auslassen. Sie schadet einer gesunden Person zwar nicht, sie würde aber keine Wirkung zeigen.
Die Ernährungsform richtet sich vor allem an Menschen, die regelmäßig an Flatulenz, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Sodbrennen sowie Übelkeit leiden und sich dadurch auch oft abgeschlagen und müde fühlen.
Sehr gut untersucht ist die FODMAP-Diät vor allem bei Patienten mit einem Reizdarmsyndrom, bei Blähungen und Durchfall. Auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) konnte eine deutliche Linderung von typischen Symptomen nachgewiesen werden. Wichtig ist aber in jedem Fall: Lassen Sie sich bei häufig auftretenden Beschwerden immer vorab beim Spezialisten durchchecken. Denn der Darm gilt nicht umsonst als das Zentrum unseres Lebens.
LOW-Fodmap-Diät: Ihr Ernährungsplan:
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Morgens:
Müsli mit Obst:
Zutaten (2 P.): 1 Kiwi, 1 Mandarine, 2 EL Blaubeeren, 5 Walnusskerne, 1 TL Kürbiskerne, 1 EL Limettensaft, 100 g Haferflocken, 200 ml laktosefreie Milch, 2 EL Ahornsirup, 1 laktosefreier Joghurt
Zubereitung: Obst schälen/waschen, schneiden. Kerne und Limettensaft darüberträufeln. Mit Haferflocken, Milch, Sirup, Joghurt vermengen.Variante: Ananas-Minze-Drink:
Zutaten (2 P.): 1/2 Ananas, 1 Bund frische Minze, 2 EL Zucker, 200 g Eiswürfel, 250 ml Orangensaft
Zubereitung: Obst schälen, schneiden, Minze zupfen, alle Zutaten im Mixer pürieren.
Mittags:
Romanasalat mit Thunfisch:
Zutaten (2–3 P.): 6 EL Olivenöl, 6 EL Balsamicoessig, 1 TL süßer Senf, Salz, Pfeffer, 1 Romanasalat, 1 Tomate, 1/2 Gurke, 1 Bund Frühlingszwiebeln (grüner Teil), 1 Dose Thunfisch im Saft, 3 hart gekochte Eier
Zubereitung: Für die Vinaigrette Öl, Essig, Senf, 6 EL Wasser, Salz und Pfeffer verrühren. Gemüse putzen, schneiden. Mit Thunfisch, Vinaigrette, Eiern anrichten.Variante: Lachstatar:
Zutaten (2 P.): 300 g Lachs, 4 Frühlingszwiebeln (grüner Teil), 1 Bund Koriander, 1/2 Chilischote (mild), 2 EL Olivenöl,
1 EL Knoblauchöl, 1/2 TL Ingwerpulver, 1/4 Avocado, Salz, Pfeffer, Saft 1 Limette
Zubereitung: Lachs in kleine Würfel schneiden. Grün der Frühlingszwiebeln, Koriander, Chilischote klein hacken. Lachs, Frühlingszwiebeln, Chili, Öle, Ingwer und Koriander mit einer Gabel vermengen. Mit Salz und Pfeffer würzen. 4–5 Std. im Kühlschrank ziehen lassen.
Abends:
Paprika aus dem Morgenland:
Zutaten (3 P.): 150 g Reis, 4 große Spitzpaprika,
150 g Faschiertes, 200 g Feta, 1 EL Pinienkerne, 1 Bund Koriander
Zubereitung: Reis kochen. Paprika der Länge nach halbieren und entkernen. Auflaufform mit Öl einfetten und die Paprikahälften nebeneinander hineinlegen. Faschiertes würzen und in einer Pfanne mit Öl anbraten, abkühlen lassen. Feta in Würfel schneiden, mit dem etwas erkalteten Faschierten, dem Reis, klein gehackten Pinienkernen, dem klein gehackten Koriander, dem Saft einer halben Zitrone, dem Olivenöl und dem Ei vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und die Masse in die Paprikahälften füllen. Die Backzeit beträgt im auf 160 Grad vorgeheizten Ofen
40–50 Min.