Laut Grazer Forschern wird Tumorsuppressor "p53" durch Nahrungsentzug in der Leber angereichert.
Sogenannte Tumorsuppressoren können verhindern, dass sich gesunde Körperzellen in Tumorzellen verwandeln. Unter diesen Proteinen ist der Transkriptionsfaktor p53 ein interessanter Kandidat. Durch Nahrungsentzug wird dieser Faktor in der Leber angereichert, haben Forscher der Med-Uni Graz und ihre deutsche Kollegen erkannt. Das könnte neue Therapiewege öffnen, meldete die Med-Uni Graz am Mittwoch.
Forscher nennen ihn "Wächter des Erbguts":
Der vor rund 40 Jahren entdeckte Eiweißstoff p53 sorgt etwa dafür, dass sich Zellen mit beschädigtem Erbgut nicht unkontrolliert teilen und letztlich einen Tumor bilden, weiß Andreas Prokesch vom Institut für Zellbiologie, Histologie und Embryologie der Med-Uni Graz. Durch Unterbrechung des Zellzyklus kann das Protein die Teilung entarteter Zellen verhindern und spielt damit eine elementare Rolle im zellulären Kampf gegen die Entstehung von Krebszellen.
Bisherige Studien haben gezeigt, dass in vielen Tumoren das Tumorsuppressor-Gen mutiert, also verändert ist oder Störungen des p53- Signalweges vorliegen. Das macht den Transkriptionsfaktor zu einem attraktiven Ziel für neue pharmakologische Therapieansätze. Die Forschergruppe der Charite-Universitätsmedizin Berlin, des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke und der Med-Uni Graz haben daher die Regulation und Funktion dieses Faktors in gesunden Zellen von Mäusen genauer untersucht. Ihre Ergebnisse haben sie in der Zeitschrift der Federation of American Societies For Experimental Biology (FASEB-Journal) publiziert.
Hohe Anreicherung des Proteins nach Nahrungsentzug
Als sie den Tieren für 24 Stunden die Nahrung vorenthielten, zeigte sich in der Leber eine Anreicherung von p53, fasste Erstautor Andreas Prokesch zusammen. In nachfolgenden Experimenten mit nachgezüchteten Leberzellen von Mäusen und auch von kultivierten menschlichen Hepatozyten haben sie nach der Entfernung der Nährstoffe aus den Petrischalen eine ähnlich hohe Anreicherung des Proteins erkannt. Die bisherigen Daten würden darauf hindeuten, dass die Anreicherung von p53 durch einen zellulären Energiesensor und Stoffwechselenzym namens AMPK (Activated Protein Kinase) vermittelt wird, schloss Prokesch auf den dahinterliegenden Mechanismus.
In einem weiteren Versuch habe sich gezeigt, dass p53 für die Mäuse für die Anpassung des Stoffwechsels im Hungerzustand benötigt wird: Mäuse, denen p53 in der Leber fehlte, hatten Schwierigkeiten, ihren Stoffwechsel an die unzureichende Nahrungszufuhr anzupassen. "Vor allem scheint die Balance zwischen Aminosäuren und Glukose gestört, wenn diese Regulation in der Leber fehlt", wie Prokesch festhielt.
Grundlage für neue Therapieoptionen bei Stoffwechsel- und onkologischen Erkrankungen
In den neuen Erkenntnissen sehen die Forscher nun eine mögliche Grundlage für neue Therapieoptionen bei Stoffwechselerkrankungen wie auch onkologischen Erkrankungen. In zwei deutsch-österreichischen Teams unter seiner Leitung will Prokesch in den kommenden drei Jahren die fasteninduzierte p53-Stabilisierung weiter untersuchen und u.a. erforschen, ob diese im Zusammenhang mit dem Leberzellkarzinom positive therapeutische Effekte haben kann. Weiters will man herausfinden, ob die p53-Anreicherung bei Nahrungsentzug nur auf die Leber beschränkt ist oder auch in anderen stoffwechselaktiven Geweben und Organen zu finden ist.