Rund 250.000 Menschen leiden in Österreich an Schuppenflechte (Psoriasis). Die Hauptsymptome können schwer belastend sein.
Es zeigt sich bei den Betroffenen aber auch eine zweite Problematik: Oft erkranken sie frühzeitig an einem Herzinfarkt oder erleiden einen Schlaganfall. Italienische Wissenschafter haben jetzt bei Psoriasis-Patienten eine Fehlfunktion der kleinen Blutgefäße des Herzens als mögliche Ursache nachgewiesen.
Die Psoriasis gilt schon seit rund 20 Jahren als zusätzlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen inklusive Herzinfarkt und Schlaganfall. Bereits im Jahr 2006 wiesen Wissenschafter bei Patienten mit Schuppenflechte diesbezüglich eine bis zu dreifach höhere Gefährdung im Vergleich zu Personen ohne Schuppenflechte nach. Im Jahr 2020 zeigte eine schwedische Studie, dass Personen mit schwerer Psoriasis um 73 Prozent häufiger an Bluthochdruck leiden, fast 60 Prozent öfter überhöhte Blutfettwerte (Cholesterin) aufweisen und um den Faktor 2,25 häufiger an Diabetes erkranken.
Schneller auftretende Gefäßverkalkung
Die Herzgefahr wurde insbesondere mit einer durch entzündliche Prozesse schneller auftretende Gefäßverkalkung (Atherosklerose) in Verbindung gebracht. Die Psoriasis ähnelt damit rheumatischen Erkrankungen. Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickelt auch Gelenksentzündungen (Psoriasis-Arthritis).
Stefano Paserico von der Abteilung für Dermatologie der Universität Padua in Italien und seine Co-Autoren haben jetzt im "Journal of Investigative Dermatology" (DOI: https://doi.org/10.1016/j.jid.2023.02.037) gezeigt, dass die Herzgefahr bei Psoriasis-Patienten offenbar nicht nur über die Gefäßverkalkung erhöht wird, sondern auch Störungen in den kleinen Gefäßen des Organs ohne Atherosklerose auftreten. Die Fachleute sprechen von einer "koronaren mikrovaskulären Dysfunktion". Eine solche Fehlfunktion führt zu einer Verringerung der Fähigkeit der Blutgefäße des Herzens, sich bei erhöhtem Sauerstoffbedarf entsprechend zu erweitern.
"Koronare Fluss-Reserve"
Bei Gesunden kann diese "koronare Fluss-Reserve" bei körperlicher Anstrengung das Drei- bis Sechsfache an Blutdurchfluss im Vergleich zum Ruhezustand gewährleisten. Bei einer Begrenzung auf weniger als das Zweieinhalbfache liegt entweder eine schwere koronare Herzkrankheit oder eben eine Fehlfunktion der kleinen Gefäße des Organs vor.
Die italienischen Wissenschafter untersuchten 448 Patienten (Durchschnittsalter von knapp 46 Jahren) mit schwerer Psoriasis (Dauer rund 15 Jahre). Wenn mit einer Ultraschalluntersuchung eine reduzierte Fluss-Reserve in den Koronararterien (weniger als Faktor 2,5) festgestellt wurde, kam es zu einer Angiografie der Herzkranzgefäße per Computertomografie. Aber keiner dieser Untersuchten wies eine Verengung von Herzkranzgefäßen auf.
Störung der Funktion der kleinen Herzgefäße
Damit zeigte sich, dass bei Patienten mit schwerer Schuppenflechte auch eine Störung der Funktion der kleinen Herzgefäße vorliegt: 31,5 Prozent der Probanden hatten eine solche "koronare mikrovaskuläre Dysfunktion". Mit jedem Punkt mehr auf der Messskala der Schwere der Hauterkrankung (PASI-Score) erhöhte sich die Häufigkeit dieser Komplikation der Schuppenflechte, was das Herz betrifft, um 5,5 Prozent. Mit jedem Jahr der Dauer der Schuppenflechte-Erkrankung stieg die Häufigkeit um 4,6 Prozent.
"Das gibt Hinweise darauf, dass eine (bei Psoriasis; Anm.) systemische Entzündung hier eine Rolle spielt", schrieben die Wissenschafter. Das sei ganz ähnlich wie bei chronischer Polyarthritis und anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen. Man sollte bei Patienten mit schwerer Psoriasis auch nach Anzeichen für ein Herz-Risiko suchen. Immerhin würden 21 Prozent der von Schuppenflechte Betroffenen und einer verminderten Funktion der Herzgefäße im Laufe der Zeit auch an einer akuten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Herzinfarkt, Schlaganfall) erkranken.
Laut den Experten sollte das auch Konsequenzen für die Behandlung der Psoriasis selbst haben. Eine hoch wirksame Therapie der Hauterkrankung dürfte nämlich zu einer Erholung der Funktion der Herzgefäße führen, schrieben die Autoren. Unter Verwendung bestimmter Biotech-Medikamente sei das bereits mehrfach nachgewiesen worden.