Wirkstoffe

Erkältungsmittel im Check

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Das sollten Sie über die Selbstmedikation wissen

Diese Symptome sind im Winter keine Seltenheit, doch mit einem Gang zur Apotheke erhält man heutzutage schnell Linderung. Welche Medikamente wie helfen und worauf man bei der Selbstmedikation achten sollte, erfahren Sie hier! 
 
Eine Erkältung erwischt uns durchschnittlich zwei bis vier Mal im Jahr. Zumeist führt der Weg dann nicht gleich zum Arzt, sondern die erste Anlaufstelle ist die Apotheke. Nasenspray, Hustenstiller oder Kombipräparate sind schnell gekauft, doch oft weiß man nicht, was in den rezeptfreien Medikamenten genau enthalten ist. Die gute Beratung durch die Pharmazeuten ist daher essenziell. Wir haben mit Apotheker Dr. Bernhard Ertl gesprochen, der über Risiken und Nebenwirkungen rezeptfreier Medikamente aufgeklärt. 
 
Bekämpfung einzelner Symptome vs. Kombi-Präparate
Erst mal in der Apotheke angelangt, ist es wichtig, den Pharmazeuten über Folgendes zu informieren: Was sind die Beschwerden? Gibt es eine Dauermedikation (z. B.: blutdrucksenkende Mittel, Schilddrüsen-Medikamente usw.)? Gibt es etwaige Allergien? In welcher Form soll die Medikation stattfinden (Filmtablette, Brausetablette usw.)? Dieser wählt dann das passende Medikament für den Kunden aus. Auch sogenannte Kombi-Präparate, also Medikamente, die mehrere Wirkstoffe enthalten, sind teilweise sinnvoll. „In manchen Kombinationspräparaten kommt es zu einer Wirkungsverstärkung, ohne, dass dadurch die Dosis erhöht werden muss. Manche Kombi-Präparate enthalten jedoch Wirkstoffe gegen viele Symptome (z. B.: Schmerz, Fieber, Husten, Schnupfen) – wenn allerdings nicht alle Symptome vorliegen, ist ein solches Kombinationspräparat nicht zu verabreichen. Lieber sollte man die vorliegenden Symptome gezielt bekämpfen“, rät Dr. Ertl. 
 
Dosis und Wechselwirkung
Zwar sind viele Medikamente rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, gänzlich ungefährlich sind diese jedoch nicht. So sollte man – wie auch bei rezeptpflichtigen Präparaten – achtsam bei der Dosierung sein. „Sowohl rezeptfreie als auch rezeptpflichtige Erkältungspräparate können natürlich überdosiert werden. Paracetamol, welches fiebersenkend und schmerzlindernd wirkt, kann beispielsweise in hohen Dosen zu schweren Nieren- und Leberschäden führen“, so der Apotheker. Auch bei Nasensprays und -tropfen mit abschwellender Wirkung ist Vorsicht geboten: Diese sollten maximal sieben Tage am Stück verwendet werden, ansonsten gewöhnt sich die Nasenschleimhaut daran und schwillt bei Nicht-Benutzen übermäßig an. Das verleitet dazu, den Spray erneut zu benutzen. Anstatt die Nase zu befreien, führt der dauerhafte Gebrauch zu einem chronischen Schnupfen. 
 
Auch bei der Verwendung verschiedener Medikamente sollte man immer einen Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe werfen. Hustenstiller und Schleimlöser dürfen beispielsweise nicht miteinander kombiniert werden. Auch Ibuprofen und Cortison sollten nicht gleichzeitig eingenommen werden, da das Cortison die negative Wirkung von Ibuprofen auf die Magenschleimhaut verstärken kann. Außerdem wird davon abgeraten, Acetylsalicylsäure in Kombination mit Phenprocoumon zu verwenden. Acetylsalicylsäure hat neben seiner schmerzstillenden Wirkung auch die Eigenschaft, die Zusammenlagerung von Blutplättchen zu blockieren – Wunden können dadurch nicht so schnell geschlossen werden. Phenprocoumon macht hingegen das Blut dünner. Die Kombination der beiden Wirkstoffe kann dazu führen, dass Wunden sich nicht verschließen und es auch bei leichten Verletzungen zu starken Blutungen kommt. Außerdem wird von der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten und Alkohol abgeraten, da Wechselwirkungen entstehen könnten.
 
Auch bestimmt Personengruppen sollten bei der Selbstmedikation vorsichtig sein. Dazu zählen Schwangere, Herz-Kreislauf-Kranke, Patienten mit einer Dauermedikation, Säuglinge und Kleinkinder sowie Personen mit Alkoholabhängigkeit.
 
Wirkstoffe im Fokus: 1/5
Paracetamol:

Der Wirkstoff gehört zu Gruppe der Analgetika und hat fiebersenkende sowie schmerzlindernde Eigenschaften. Die übliche Dosis bei Erwachsenen beträgt drei- bis viermal täglich 500 bis 1.000 mg. Zu den (seltenen) Nebenwirkungen zählen Leberenzyme, Blutbildveränderungen, Hautreaktionen und Magen-Darm-Beschwerden.
 

Ibuprofen:

Dieser nicht-steroidale Entzündungshemmer wirkt – wie schon der Name vermuten lässt – entzündungshemmend, schmerzlindernd und fiebersenkend. Die Tabletten, welche meist kontinuierlich und über längere Zeit den Wirkstoff freigeben, sollten bis zu dreimal täglich eingenommen werden. Häufige Nebenwirkungen sind gastro­intestinale Beschwerden, zentralnervöse Nebenwirkungen und Hautausschläge.
 
 
 
 
Ab wann zum Arzt?
Nicht immer gelingt es, den Infekt mit rezeptfreien Mitteln loszuwerden. Dr. Ertl empfiehlt bei folgenden Symptomen den Gang zum Mediziner: „Sollte das Fieber über 38 °C nach 48 Stunden nicht abgeklungen sein, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Ebenso sind starke Ohrenschmerzen sowie Glieder- und Kopfschmerzen, Schmerzen beim Atemholen und eitriger Auswurf von einem Mediziner abzuklären.“ Für Kinder gelten dabei noch strengere Warnhinweise: Fieber über 39 °C, ein schlechter Allgemeinzustand, Teilnahmslosigkeit, Trinkverweigerung, Atemnot, Halsweh mit Belägen, Durchfall über zwei Tage oder anhaltender Reizhusten sind dringende Anzeichen einen Arzt umgehend zu konsultieren. 
 
Der beste Tipp: Lesen Sie sich die Packungsbeilage der Medikamente gut durch und lassen Sie sich vom Apotheker persönlich beraten. 
 
 
Symptome gezielt bekämpfen

Pharmazeut B. Ertl im Talk

Auf was muss man bei Erkältungspräparaten achten? Sind Kombi-Präparate sinnvoll?
Dr. Bernhard Ertl: Die Präparate sollten immer nach den Symptomen ausgewählt werden. Welcher Wirkstoff am besten gegen welches Symptom wirkt, weiß der Apotheker. In manchen Kombinationspräparaten kommt es zu einer sinnvollen Wirkungsverstärkung, ohne, dass dadurch die Dosis erhöht werden muss. Kombinationspräparate enthalten jedoch mehrere Wirkstoffe gegen viele Symptome (Schmerz, Fieber, Husten, Schnupfen) – wenn allerdings nicht alle Symptome vorliegen, ist ein solches Kombinationspräparat nicht sinnvoll.
 
Kann man rezeptfreie Medikamente überdosieren?
Dr. Ertl: Sowohl rezeptfreie als auch rezeptpflichtige Erkältungspräparate können natürlich überdosiert werden. Über die richtige Anwendung entscheidet der Arzt bzw. berät Sie der Apotheker. Darüber hinaus findet man in der Gebrauchsinformation Angaben zur Einnahme sowie Nebenwirkungen. Paracetamol beispielsweise kann in hohen Dosen zu schweren Nieren- und Leberschäden führen, denn die sogenannte therapeutische Breite (Anm.: Wahrscheinlichkeit der Überdosierung ist relativ hoch) von Paracetamol ist beschränkt.
 
Welche Personengruppe sollte bei nicht ­rezeptpflichtigen Präparaten besonders aufpassen? 
Dr. Ertl: Den Apotheker sollte man über Folgendes informieren: Schwangerschaft und Stillzeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien und eine generelle Dauermedikation. Auch bei Kindern und Säuglingen muss man aufpassen, da sie andere Dosen als Erwachsene benötigen. Außerdem: Wer Arzneimittel einnimmt, sollte besser auf Alkohol verzichten oder zumindest Rück­sprache mit seinem Arzt oder Apotheker halten.
 
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