Mammut-Kongress in Wien: Von 12. bis 16. September findet in Wien der Jahreskongress der European Respiratory Society (ERS) statt. Es handelt sich um eine der größten Medizin-Veranstaltungen des Kontinents. Viele Jahre standen die Lungenkrankheiten zum Beispiel im Schatten anderer Disziplinen.
Doch bald wird beispielsweise das klassische Raucherleiden "chronisch obstruktive Lungenerkrankung" (COPD) weltweit die dritthäufigste Todesursache sein. Hier soll in Wien eine neue Therapie präsentiert werden. "The Lancet" brachte ein ganzes Themenheft zu dem Komplex heraus.
Bei den chronischen Erkrankungen ist heute die COPD ganz vorne. Drei Millionen Menschen sterben pro Jahr weltweit daran. In Europa sind es jährlich zwischen 200.000 und 300.000 Opfer. Und in Österreich sind von dem Leiden mehr als ein Viertel der Menschen über 40 betroffen. Die düsteren Zukunftsaussichten: Im Jahr 2020 wird diese Lungenerkrankung bereits weltweit die dritthäufigste Todesursache sein. In Österreich leiden mehr als ein Viertel der Bevölkerung (26 Prozent) über 40 Jahre an COPD, aber nur zehn Prozent wissen davon und bekommen eine entsprechende Therapie. Zwischen 80 und 90 Prozent aller COPD-Patienten sind Raucher.
Früherkennung dringend notwendig
Die Früherkennung - zumindest durch Spirometrie-Untersuchungen bei Rauchern ab 40 - wäre dringend notwendig. Ebenso wichtig wären aber Neuerungen in der Therapie der COPD. Lang wirksame Bronchodilatoren, Cortison-Aerosole und die Substanz Tiotropium haben nur einen bedingten Effekt. Sie bremsen das Fortschreiten der Erkrankung. Eine Umkehrung der Erkrankung ist aber nicht möglich.
Bei dem Kongress in Wien wird hier eine neue Therapie präsentiert. Es handelt sich um die zusätzliche Gabe der Substanz Roflumilast bei Patienten mit moderater bis schwerer COPD. In einer klinischen Studie wurden 466 Patienten mit dem Bronchodilator Salmeterol plus der Substanz behandelt. 467 Patienten bekamen statt der neuen Substanz - ein sogenannter Phosphodiesterase-Hemmer 4, der entzündungshemmend wirkt - ein Placebo. Eine weitere klinische Studie wurde mit Patienten durchgeführt, die Tiotropium plus bzw. minus Roflumilast bekamen (je rund 370 Patienten).
Verbesserung der Lungenfunktion
In Spirometrieuntersuchungen zeigte sich, dass sowohl in der Studie mit Salmeterol als auch in jener mit Tiotropium eine Verbesserung der Lungenfunktion bei den Patienten erzielt wurde. Auch auf andere Lungenfunktionswerte wirkte sich die zusätzliche Therapie positiv aus. Die Autoren unter Klaus Rabe von der Abteilung für Lungenerkrankungen der Universität Leiden in den Niederlanden im "Lancet" (29. August): "Roflumilast verbessert die Lungenfunktion von Patienten mit COPD, die bereits Salmeterol oder Tiotropium bekommen und könnte eine wichtige Behandlungsmöglichkeit für diese Kranken werden."
Die angesehene britische Medizin-Fachzeitschrift hat - offenbar aus Anlass des Kongresses in Wien - vergangene Woche faktisch ein Pneumologie-Themenheft herausgebracht. In ihm finden sich neben zwei Studien zu dem neuen COPD-Medikament gleich zwei weitere Originalarbeiten, drei Übersichtsarbeiten sowie Kommentare.