"Für die Alternsforschung waren die Entdeckung der Telomere und der Telomerase und ihre Funktionen wesentliche Erkenntnisse" erklärte am Montag, unmittelbar nach der Bekanntgabe der Medizin-Nobelpreisträger, die Direktorin des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung, Beatrix Grubeck-Loebenstein, gegenüber der APA.
"Jede Zelle hat Telomere an den Chromosomen. Sie werden mit jeder Zellteilung immer kürzer. Schließlich kann sich die Zelle nicht mehr teilen. Sie stirbt. Man weiß aber auch, dass bestimmte Faktoren, zum Beispiel oxidativer Stress, diesen Prozess noch schneller ablaufen lassen", sagte die Expertin. Somit ist die Verkürzung der schützenden "Kappen" der in Chromosomen angeordneten Erbsubstanz DNA auch eines der hauptsächlichen Merkmale der Zellalterung.
Das System funktioniert allerdings im Laufe der Entwicklung eines Lebewesens in unterschiedlicher Intensität und Form. Grubeck-Loebenstein: "Die Telomerase (das Enzym baut Telomere auf, Anm.) wird im Embryonalstadium praktisch in allen Zellen exprimiert. Nach der Geburt ist das nur noch in geringem Ausmaß der Fall. Höhere Konzentrationen an Telomerase gibt es noch in Keimzellen." Auch in gewissen Immunzellen werde die Telomerase noch in niedriger Quantität produziert.
Ganz anders ist das, wenn Zellen oder Zellverbände in einer späteren Entwicklung in Richtung Bösartigkeit und Krebs "marschieren". Die Wissenschafterin: "In Tumorzellen wird die Telomerase wieder exprimiert. Sie können die Zellteilung für immer aufrechterhalten."
Die Verbindung zwischen Alternsprozessen und Krebs ist deshalb gerade in Sachen Telomere und Telomerase ziemlich klar. Beatrix Grubeck-Loebenstein: "Man sagt, dass die Seneszenz und Krebs die zwei Seiten einer Medaille sind."