Die Malaria-Therapien basieren derzeit fast alle auf Artemisinin-Wirkstoffen. Immer häufiger werden Resistenzen registriert - besonders in Südostasien. Um die weltweite Verbreitung aufzuzeigen, hat eine Forschergruppe aus mehr als 50 Ländern – unter Leitung des Institut Pasteur in Phnom Penh (Kambodscha) – eine Landkarte der Resistenzen erstellt. An der nun im Top-Magazin "New England Journal of Medicine" (NEJM) veröffentlichten Karte waren auch Experten der MedUni Wien unter der Leitung von Harald Noedl und Michael Ramharter sowie die Vetmeduni Vienna (Hans-Peter Fuehrer) beteiligt.
Eines der größten Projekte der Malaria-Forschung
Untersucht wurden rund 14.000 Proben, davon insgesamt rund 700 aus den Forschungsgebieten von Michael Ramharter (Universitätsklinik für Innere Medizin I, klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin) in Gabun bzw. von Harald Noedl (Institut für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin) in Bangladesch bzw. Äthiopien. Es ist eines der größten länder- und fächerübergreifenden Projekte in der Geschichte der Malaria-Forschung.
Afrika blieb bis jetzt verschont
Das zentrale Ergebnis: "Die Artemisinin-Resistenz ist derzeit ausschließlich auf Südostasien konzentriert, afrikanische Gebiete sind davon noch nicht betroffen. "Noch nicht", betonten die MedUni-Wien-Forscher. Das genau ist aber bereits seit Jahren die größte Bedrohung in Sachen Malaria: Dass sich in Afrika ein resistenter Erreger entwickelt und dann weiter fortpflanzt. Ramharter: "Die Nachfahren dieser Parasiten sind wie Klone. Ist einer einmal resistent, sind es praktisch auch alle anderen."
Eine Ausbreitung der Resistenzen nach Afrika sei wahrscheinlich. Mithilfe der neuen Landkarte der Artemisinin-Resistenz sei es nun möglich, die weitere Entwicklung genau zu beobachten, Verschiebungen schneller zu erkennen und die Kontrolle einer der tödlichsten Seuchen der Menschheit zu optimieren, betonten die Wissenschafter laut einer Aussendung der MedUni Wien.
Malaria: Brennpunkt Afrika
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Tödlicher Stich für Kleinkinder
Besonders für Kleinkinder ist der Parasit lebensgefährlich. 90 Prozent der weltweit fast 440.00 Malaria-Todesfälle gab es im Jahr 2015 nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Afrika. Auch 88 Prozent der 200 Millionen neuen Malariainfektionen weltweit wurden dort registriert.
Afrika besonders betroffen
Es gibt mehrere Gründe, weshalb es diesen Kontinent besonders hart trifft. In Afrika wird Malaria vor allem durch den Parasiten Plasmodien falciparum übertragen, der die gefährlichste Form der Infektionskrankheit verursacht und die längste Überlebensdauer aller Malaria-Parasiten hat. Dazu kommen das tropische Klima, eine unzulängliche Gesundheitsversorgung und die weitverbreitete Armut.
Resistenzen der Mücken als Problem
Malaria betrifft vor allem Menschen, die auf dem Land in schlecht gebauten Häusern leben, die nur wenig Schutz vor Anopheles-Mücken bieten. Wer zusätzlich aufgrund mangelhafter Ernährung über ein geschwächtes Immunsystem verfügt, hat geringere Chancen, sich gegen eine Infektion zu wehren. Die Tropenkrankheit schafft auch neue Armut. Wer an Malaria erkrankt, kostet der Familie viel Geld: Ausgaben für Medikamente und Arztbesuche, kombiniert mit Einkommensausfall. Viele afrikanische Familien geben nach Angaben der Johns Hopkins Universität in Baltimore in den USA ein Drittel ihres Haushaltseinkommens für die Behandlung von Malaria aus. Die sich schnell entwickelnden Resistenzen der Mücken gegen Insektizide und der Erreger gegen die Malariamedikamente stellen ein enormes Problem dar.
Anlass zur Hoffnung
So schlimm die Daten erscheinen, die langfristige Entwicklung gibt Anlass zu Hoffnung, selbst in Afrika. Immer weniger Menschen weltweit erkranken und sterben an Malaria. Ein Großteil der betroffenen Länder hat nach Angaben der WHO die Zahl der Neuerkrankungen von 2000 bis 2015 um mindestens die Hälfte senken können. "Seit Beginn dieses Jahrhunderts haben Investitionen in Malariavorsorge und -behandlung mehr als sechs Millionen Todesfälle verhindert", sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Auch in Afrika sanken die Todeszahlen seit 2000 um 66 Prozent.
Stich mit tödlichen Folgen
Die lebensbedrohliche Infektionskrankheit Malaria wird durch den Stich der Anopheles-Mücke übertragen. Der Erreger gelangt so in die Blutbahn und vermehrt sich in der Leber. Der Körper reagiert mit Fieberschüben. Eine breit anwendbare wirksame Impfung gibt es vorerst noch immer nicht. Grundsätzlich wird bei Malaria zwischen drei verschiedenen Formen unterschieden. Malaria tropica gilt als die gefährlichste und kann zu Nierenversagen und zu neurologischen Störungen bis hin zum Koma führen. Auch Schädigungen von Lunge und Milz sind möglich. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sie innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Leichter verlaufen die Malaria tertiana und Malaria quartana.