Eine Fülle von Anpassungsleistungen ermöglicht Kariesbakterien das Überleben in der Mundhöhle. So können sie eine Vielzahl von Zuckern aufspalten, sich vor Säure schützen und antibakterielle Substanzen abwehren. Das berichtet ein Forscherteam nach der Entschlüsselung und Analyse des Erbguts von Bifidobacterium dentium im Fachblatt "PloS Genetics".
Im menschlichen Verdauungstrakt leben verschiedene Arten von Bifidobakterien. Die meisten sind unschädlich, sie helfen dem Organismus sogar bei der Aufspaltung und Verdauung der Nahrung und unterstützen das Immunsystem. Wegen ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften werden sie auch eigens sogenannten probiotischen Lebensmitteln zugesetzt, etwa Joghurt. In der Mundhöhle allerdings lebt ein Bifidobakterium, das schädlich für den Organismus ist: Bifidobacterium dentium ist das am häufigsten aus Karieslöchern isolierte Bifidobakterium.
Marco Ventura von der Universität Parma in Italien und sein Team untersuchten nun, durch welche genetischen Merkmale sich B. dentium von seinen harmlosen Verwandten unterscheidet und wie es sich an das Leben in der Mundhöhle angepasst hat. Demnach besitzt B. dentium Bd1, so die genaue Bezeichnung der analysierten Art, besonders viele Gene für das Aufspalten verschiedener Zucker. So kann es die unterschiedlichsten Zuckerstoffe, die der Mensch mit der Nahrung zu sich nimmt, für seinen eigenen Stoffwechsel nutzen.
Versuche zeigten außerdem, dass B. dentium einen hohen Säuregehalt in seiner Umgebung tolerieren kann. Dies ist wichtig, denn besonders dort, wo Zähne Karies haben, ist die Umgebung sauer. Die Säure sorgt dafür, dass der Zahn entmineralisiert wird, wodurch Karies überhaupt erst entsteht. Schließlich fanden die Wissenschaftler, dass B. dentium eine Reihe von Genen aktiviert, wenn es mit schädlichen Stoffen in Berührung kommt, etwa solchen aus Mundspülungen. Es kann giftige Substanzen unschädlich machen.
Fachartikelnummer: DOI 10.1371/journal.pgem.1000785