Interview

Schwarzer: "Der Kampf geht weiter, Mädels"

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Alice Schwarzer feiert am 3. Dezember ihren 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat sie nun ein Buch veröffentlich, dass sich aus zwei Teilen speist, die separat schon vor Jahren erschienen sind. 

Mein Leben - Lebenslauf &Lebenswerk" ist ein detaillierter Blick auf Leben und Schaffen der "Emma"-Herausgeberin. ÖSTERREICH hat zu diesem Anlass mit Alice Schwarzer ein Interview geführt.

»Widerstand mit Lebenslust verbinden«

ÖSTERREICH: Welches Kapitel war und ist das wichtigste, prägendste in Ihrem Leben und warum?

Schwarzer: Die Kindheit hat mich sicherlich am stärksten geprägt. Das Aufwachsen bei diesem unangepassten, aber auch schwierigen Paar, meinen Großeltern, die ich Mama und Papa genannt habe. Sie haben die Nazis gehasst und sind auch nach 1945 randständig geblieben. Meine Großmutter war eine wahre Gerechtigkeitsfanatikerin und mein Großvater sehr fürsorglich. Er hat mich gewindelt und mir die Breichen gekocht -sie hat mich erst wahrgenommen, als sie mit mir reden konnte. Am liebsten über Politik. Sehr wichtig aber waren auch die Jahre 1969 bis 1973 in Frankreich. Die Nach-68er-Atmosphäre und die aufbrechende Frauenbewegung - das hat mich darin bestärkt, dagegen zu sein. Die Regeln zu brechen. Den "Rasen zu betreten" - was die Deutschen bekanntermaßen nicht tun. Und vor allem: Widerstand mit Lebenslust zu verbinden, Demos mit Tanzen und Essen.

ÖSTERREICH: Wird Ihre journalistische Arbeit besonders in Hinsicht auf den Feminismus jemals getan sein? Welches Kapitel wird hier in Zukunft aufgeschlagen werden?

Schwarzer: Nein. Man schafft mindestens 5.000 Jahre Patriarchat ja nicht in 50 Jahren ab. Zurzeit gibt es Fortschritt und Rückschritt zugleich. Da müssen wir durch. Rechtlich sind wir jetzt gleichberechtigt. Aber zentral bleibt der Kampf gegen die Gewalt im Schlafzimmer wie Kinderzimmer. Die Männergewalt.

ÖSTERREICH: Welche Erinnerungspassagen haben Ihnen beim Schreiben am meisten Freude bereitet?

Schwarzer: Die Kindheit. Weil ich da über mich selber recherchieren musste. Bei noch Lebenden, in Archiven oder Amtsstuben. Da habe ich so etliche Entdeckungen über mich selber gemacht.

ÖSTERREICH: Welche Fußnote würden Sie noch hinzufügen, sagen wir für junge Frauen, die Sie nicht so gut kennen?

Schwarzer: Dass die 50erbis 70er-Jahre keineswegs nur rückschrittlich waren, sondern im Gegenteil auch eine ganz tolle Zeit. Der Rock'n'Roll in den späten 50ern! Und der übermütige Protest auf den Straßen in den 70ern! Da gab es noch keine Labels. Es war uns ziemlich egal, was wir anhatten, Hauptsache nicht angepasst und provokant. - Ansonsten: Der Kampf geht weiter, Mädels! leo

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