Theater-Kritik

Jonasson als böses Mutter-Monster

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Thomas Bernhards „Am Ziel“ mit Andrea Jonasson hatte Josefstadt-Premiere.

Feuerrote Haare, rauchige Stimme: Die Primadonna Andrea Jonasson, noch immer bildschön, obwohl sie zwei Stunden lang mit zwei gebrochenen Halswirbeln und Halskrause im Ohrensessel sitzen muss, spielt in der Josefstadt erstmals Thomas Bernhard. Am Ziel heißt das obsessive Sprachkunstwerk des Wiederholungs- und Übertreibungskünstlers, das 1981 in Salzburg von Claus Peymann uraufgeführt wurde. Damals war Marianne Hoppe die Protagonistin; nun spielt An­drea Jonasson in Cesare Lievis solider Regie das Muttermonster.

Schmähgesänge
Seit 33 Jahren fahren Mutter (Jonasson) und Tochter (Therese Lohner) auf Sommerfrische nach Katwijk, diesmal in Begleitung des dramatischen Schriftstellers (Christian Nickel), der sich für die Tochter interessiert und für sein Stück Rette sich wer kann gefeiert wird. Als monopolisierte Sprache trägt die Mutter ausgedehnte Schimpfreden und Schmähgesänge zum Thema „Mein Mann war ein Monster“, „Mein Sohn war ein Krüppel“ oder „Meine Tochter ist lebensunfähig“ vor.

Jonasson brilliert in den monologischen Endlos-Tiraden als böse alte Frau, die dauernd redet, um sich ihres Lebens zu versichern, ihre Macht zu behaupten, ihre Tochter zu quälen und den Dichter zu verführen.

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