"Bock for President" beschäftigt sich mit der Grande Dame der Wr Sozialhilfe
Das Fremdsein beschäftigt den Regisseur Houchang Allahyari ("Geboren in Absurdistan") in all seinen Filmen.
Hilfsbereitschaft und rauer Humor
In der Dokumentation "Bock For President" zeichnen der Wahlwiener und sein Sohn Tom-Dariusch Allahyari ein liebevolles Porträt der Grande Dame der Wiener Sozialhilfe, Ute Bock, deren Verein Hunderten Flüchtlingen Wohnungen zur Verfügung stellt. Es zeigt eine umtriebigen Pensionistin mit grenzenloser Hilfsbereitschaft und rauem Humor - aber manchmal auch der Strenge einer ehemaligen Erzieherin.
Psychiater und Regisseur
Regisseur Houchang Allahyari lebt und arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Österreich und ist dabei in zwei völlig verschiedenen Berufen erfolgreich: als praktizierender Psychiater in Wien und als Autor und Regisseur, der nach Filmen wie "Höhenangst", "I Love Vienna" oder "Geboren in Absurdistan" aus dem heimischen Kinogeschehen nicht mehr wegzudenken ist. Mit seinem Sohn Tom-Dariusch arbeitet der Wahlwiener immer wieder bei seiner Filmarbeit zusammen - so auch bei seinem jüngsten Dokumentarfilm "Bock For President".
Interview mit Houchang Allahyari und Sohn Tom-Dariusch
Sie sind sowohl aktiver Psychiater als auch Filmemacher. Ist das eine gute Kombination?
Houchang Allahyari: Es ist sehr gut. Das inspiriert mich auch für meine Filme, da ich in direktem Kontakt mit Menschen und deren Problemen bin. Meine Filme haben ja auch immer mit meiner Umgebung zu tun. Ich möchte keinen meiner zwei Jobs weglassen.
Das Fremdsein beschäftigt Sie in all Ihren Filmen. Wie erleben Sie den Alltag als Fremder hier?
Houchang Allahyari: Ich bin schon so lange hier, werde aber immer noch als Ausländer betrachtet. Bei mir ist es besser, weil ich ein Doktor bin, das ist aber sicher in anderen Bereichen anders. Ich spüre allerdings, dass sich in der letzten Zeit einiges verändert hat. Die Aggression Fremden gegenüber ist größer geworden. Auch wenn mir gar nichts Konkretes passiert ist.
Tom-Dariusch Allahyari: Ich habe schon in der Schule gewissen Rassismus mitbekommen. Ich fühle mich sehr wohl in Österreich, spüre aber eine gewisse Verantwortung, gegen diese Stimmungen etwas zu machen. Die Filme, die mein Vater und ich machen, drehen sich oft um Fremde, die aber nicht unbedingt aus dem Ausland sein müssen.
Jetzt haben Sie Ihren neuen Film über eine Frau gemacht, die ihr Leben den Fremden in Österreich widmet. Warum jetzt, obwohl Sie Ihre Tante bzw. Ex-Schwägerin ja schon lange kennen?
Houchang Allahyari: Ich wollte schon seit 20 Jahren einen Film über sie machen. Interessiert hat sie mich schon immer, auch als sie noch nicht mit Ausländern gearbeitet hat. Jetzt hab ich eben einen Produzenten gefunden. Wir haben Ute Bock fast zwei Jahre bei ihrer Arbeit gefilmt, ohne etwas zu inszenieren. Das Schwierigste war, eine Dramaturgie zu finden. Also wie gehen wir mit den 70 bis 80 Stunden und dem wirklich verwendbaren Material um. Wir zeigen den Mensch Ute Bock mit ihren Aggressionen und Ängsten.
Würde es Ute Bock nicht geben, wo wären diese Menschen?
Tom-Dariusch Allahyari: Die wären auf der Straße.
Houchang Allahyari: Ich finde diese gesetzliche Versorgungslücke furchtbar! Es kann nicht sein, dass eine Privatperson diese Lücke schließen muss.
Tom-Dariusch Allahyri: Man kann das eigentlich einem einzelnen Menschen wie Ute Bock nicht zumuten, das alles zu tun. Man sollte sich überlegen, was man gesamt dagegen machen kann.