Salzburger Festspiele

''Macbeth'' triumphiert als Horroroper deluxe

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Mit Verdis ''Macbeth'' in der Inszenierung von Krzysztof Warlikowski haben die Salzburger Festspiele im Opernbereich ihren ersten bejubelten Höhepunkt erreicht.

Als Horroroper vom Feinsten beschert der Abend einen virtuosen Seelenstriptease des Bösen und bespielt das große Festspielhaus als über- und multidimensionales Gruselkabinett. Festspielliebling Asmik Grigorian fügt ihren Salzburger Ausnahmeauftritten eine gesanglich wie darstellerisch herausragende Lady Macbeth hinzu.

Warlikowski setzt auf die volle Breite der Bühne, auf Leere und schauerliche Requisiten, auf Kinder mit Masken, Omis mit Strickzeug, auf Spitalsinventar und auf simultane filmische Nahaufnahmen in Schwarz-Weiß. "Macbeth" erzählt von der blutigen Gier nach Macht und von dem Abwärtsstrudel, in den sie alle, schuldig wie unschuldig, hineinzieht. Das Böse selbst ist Protagonist, in männlicher wie weiblicher Ausprägung.

Oper
© APA/BARBARA GINDL
× Oper

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Beklemmende Szenen

Für das Deklinieren des Psychothrillers hat Warlikowksi mit Grigorian und Vladislav Sulimsky ein ideales Paar zur Verfügung, das dem Prickeln des Abgründigen noch in den letzten Atemzügen Glaubwürdigkeit verleiht. Aber er zielt auch über die Ebene des Individuums hinaus, schafft rund um den Mord an Macduffs Kindern beklemmende Szenen, die den Krieg und das Grauen seiner Realität in unserer Zeit ganz ohne direkte Zitate tieftraurig gegenwärtig macht.

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Über das Fest der Stimmen - neben dem farbenschillernden Powersopran der Asmik Grigorian begeisterten auch der bis ins letzte machtwütige Macbeth Sulimsky, der emphatische Macduff Jonathan Tetelman und der grimmige Banco Tareq Nazmi - waltete Philippe Jordan als Dirigent, der erst vor wenigen Wochen für den erkrankten Franz Welser-Möst übernommen hatte. Er führt die Wiener Philharmoniker mit viel Kraft durch Giuseppe Verdis Partitur - aber die üppige Produktion hält das gut aus. Großer Jubel und Standing Ovations ab dem ersten Vorhang.

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