Gala

Nestroy-Preis: Grazer "Bunbury" ist beste Bundesländer-Aufführung

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Im Wiener Volkstheater hat am Sonntagabend die Verleihung der 24. Nestroy-Preise begonnen.

Mit ihnen werden herausragende Bühnenproduktionen sowie Künstlerinnen und Künstler der vergangenen Theatersaison geehrt. Die von ORF III zeitversetzt übertragene Gala wird von Nadja Bernhard und Peter Fässlacher moderiert. Zu den ersten Preisträgern des Abend zählten das Schauspielhaus Graz für die beste Bundesländer-Aufführung und Nick Romeo Reimann, der den Publikumspreis erhielt.

Die Gala findet im Bühnenbild der Volkstheater-Produktion "Apokalypse Miau" statt, in der es um die Verleihung des Theaterpreises "Destroy" (sic!) geht. Der erste Jury-Preis ging an die beste Bundesländer-Aufführung: Große Freude herrschte bei Claudia Bossard, die für ihre schillernde Neudeutung "Bunbury. Ernst sein is everything!" von Oscar Wilde am Schauspielhaus Graz ausgezeichnet wurde, womit das Haus nach 2021 und 2022 das dritte Mal in Folge mit dem Preis bedacht wurde. Die Regisseurin dankte ihrem gesamten Team und der ehemaligen Grazer Intendantin Iris Laufenberg, die mit der aktuellen Saison ans Deutsche Theater Berlin gewechselt hat und die u.a. gemeinsam mit dem als "Bester Schauspieler" nominierten Frieder Langenberger auf der Bühne stand, um den Preis entgegen zu nehmen.

Publikumspreis ging an Nick Romeo Reimann

Der durch Online-Wahl von ORF III bestimmte Publikumspreis ging an Nick Romeo Reimann, der zuletzt am Volkstheater in Ingeborg Bachmanns "Malina" in der Bühnenfassung von Claudia Bauer zu sehen war. Reimann nutzte seine Dankesrede für ein politisches Statement: "In einer Zeit, in der Rechte und Rechtsextreme teils zweitstärkste Kraft sind und ein rechter Kanzler-Kandidat allen 'echten Frauen' dankt, dass sie ihren Männern den Rücken frei halten und in Wien ein jüdischer Friedhof brennt - in dieser Zeit haben wir alle eine Bühne im Herzen der Stadt, wo wir Komplexität, Vielfalt und Empathie sprechen lassen können", so Reimann.

Eine Neuerung gab es in der Kategorie "Bester Nachwuchs", der bisher getrennt in den Kategorien männlich/weiblich vergeben wurde: In der neuen Kategorie "Bester Nachwuchs Autor*in, Bühne, Kostüm, Musik" wurde die/der 1998 in Zürich geborene nonbinäre Autor:in Selma Kay Matter für ihr/sein Klimastück "Grelle Tage" gewürdigt, das am Schauspielhaus Wien in der Regie von Charlotte Lorenz zur Uraufführung kam. "Ich versuche die Stücke zu schreiben, die mir am Theater fehlen", so der/die queere Autor/in.

Tommy Fischnaller-Wachtler bester Nachwuchs-Akteur

In der ebenfalls neuen Kategorie "Bester Nachwuchs Schauspiel" wurde der 1997 in Brixen geborene Schauspieler Tommy Fischnaller-Wachtler von der Jury für seine bemerkenswerte Leistung als kokette, ihrem männlichen Umfeld weit überlegene Effi Briest in "Effi Briest" von Moritz Franz Beichl frei nach dem Roman von Theodor Fontane (Bronski & Grünberg Theater) gewürdigt. Der Schauspieler lobte in seiner Rede das gute Arbeitsklima in der Produktion und rief dazu auf, dieses zum Standard zu machen.

Wie bereits im Vorhinein bekannt, wurde Thomas Perle für das im Burgtheater-Vestibül uraufgeführte Stück "karpatenflecken" mit dem Autor:innenpreis ausgezeichnet. Das Siegerstück des Retzhofer Dramapreises 2019 ist auf den ersten Blick eine Familiengeschichte, zugleich aber eine raffinierte Europa-Reflexion. "Sein visionären Blick kommt einer Warnung gleich", hieß es in der Laudatio. "Mein Anliegen ist es, dass ich gegen den Nationalismus schreibe. Der Preis ist eine Chance, diese Arbeit fortzuführen", freute sich der Autor. Er war auch der Erste, die auf die aktuelle Krise in Nahost reagierte: "Es fehlen die Worte und es verschwindet ein bisschen die Hoffnung. Wir tragen alle Verantwortung für Geschehen, für Geschichte. Ich will die Hoffnung nicht verlieren."

Die vielfach nominierte Produktion "Ophelia's Got Talent" von Florentina Holzinger, die als Koproduktion mit dem Tanzquartier Wien im Volkstheater Wien zu sehen war, erhielt mit der Prämierung des Bühnenbildners Nikola Knežević eine erste Auszeichnung. Die Bühne überzeugte u.a. mit gigantischen Wasserbecken und einem Hubschrauber, der vom Himmel stürzte.

"Ahnfrauen" ist "Beste Off-Produktion"

In der Kategorie der besten Off-Produktion setzten sich Die Rabtaldirndln und Nadja Brachvogel mit ihrem im Wiener Kosmos Theater gezeigten Koproduktion "Ahnfrauen" durch. Um die Geburt des Kollektivs zu feiern, machten Barbara Carli, Rosa Degen-Faschinger, Bea Dermond und Gudrun Maier ein Stück über ihre Mütter. "Wir suchen uns Themen, wo wir der Meinung sind, da müssen wir als Gesellschaft nachdenken. Und diese Themen werden immer mehr", so die Ausgezeichneten bei ihrer Dankesrede.

Der Spezialpreis ging mit "Heimweh" an eine performative Installation im WUK. In der außergewöhnlichen Arbeit setzen sich die "Darum"-Masterminds Victoria Halper und Kai Krösche mit jenen Verbrechen auseinander, welche die Schutzbefohlene in den kirchlichen und städtischen Heimen des Landes von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre hinein erdulden mussten. Den Opfern gaben die beiden auch in ihrer emotionalen Dankesrede eine Stimme.

Über den Preis für die beste Nebenrolle freute sich schließlich Dorothee Hartinger, die für ihre Rolle der Haushälterin Rosa in Anita Vulesicas Inszenierung von "Der Raub der Sabinerinnen" von Franz und Paul von Schönthan im Akademietheater prämiert wurde. Die Schauspielerin hielt ein Playdoyer für das "subventionierte Theater": "Solange es Theater gibt, gibt es Hoffnung!"

Die Jury setzt sich aus sieben heimischen Kritikerinnen und Kritikern zusammen. Juryvorsitzende ist Alexandra Althoff, die von 2019 bis 2022 stellvertretende künstlerische Direktorin am Burgtheater war.

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