Zum Schulstart

Sonja Hammerschmid im MADONNA-Talk

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Pünktlich zum Schulstart fordert Bildungsministerin Sonja Hammerschmid  eine Qualitätsoffensive für Österreichs Schulen. Was diese bringen soll und wo sie 5.000 LehrerInnen hernehmen will, verrät sie hier.

In die Ferien ging Sonja Hammerschmid (49), nach langen, harten Verhandlungen, mit einem Nationalrats-Beschluss für das Schulautonomiepaket in der Tasche – aus den Ferien startet die Bildungsministerin (SPÖ) nun ins neue Schuljahr mit der Forderung nach einer weitgreifenden Qualitätsoffensive.  Einer der medienwirksamsten Punkte darin: Österreichs Bildungssystem soll mit 5.000 zusätzlichen Pädagogen aufgestockt werden, um sozial benachteiligte Schüler besser fördern zu können. Mit MADONNA sprach Hammerschmid über ihre Beweggründe und darüber, wie all das in der Realität umzusetzen ist.

Warum ist eine Qualitätsoffensive aus Ihrer Sicht dringend nötig?
Sonja Hammerschmid:
Mit den Bildungsstandard-Ergebnissen, die wir im Frühling bekommen haben, und dem PISA-Test im letzten Jahr ist uns ein Zeugnis ausgestellt worden, das für mich als Bildungsministerin schlichtweg nicht zufriedenstellend ist. Für mich ist es völlig inakzeptabel, das ein Land wie Österreich nur durchschnittlich abschneidet – daher müssen wir handeln! Wir haben uns mit internationalen ExpertInnen ausgetauscht und im Ministerium in den letzten Monaten eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, um den Schulen zu helfen, die hinter ihren Erwartungswerten bleiben. Dieses Maßnahmenpaket kommt jetzt mit Beginn des Schuljahres zur Umsetzung.


Was heißt das konkret für die Schulen?
Hammerschmid:
Das heißt, dass diese 500 Schulen, um die es da geht, in den nächsten Jahren von der Schulaufsicht intensiv begleitet werden, um sehr genau zu analysieren, woran es denn dort hakt.  Und es wird Maßnahmen geben – von PädagogInnen-Fort- und Weiterbildung bis hin zu verstärkten Diagnostik-Instrumenten, die die PädagogInnen bekommen, um jederzeit in jeder Schulstufe und in jedem Fach einschätzen zu können, wo ihre Kinder stehen und ob sie die Kompetenzen haben, die sie haben sollten, und danach handeln können. Es hängt auch oft an der Schulentwicklung per se – hier gibt es eine Reihe neuer Lehr- und Lernformen, die zum Einsatz kommen können. All das wird ab sofort wirklich gut begleitet durch die Schulaufsicht.


Und Sie fordern 5.000 zusätzliche PädagogInnen …
Hammerschmid:
Ja, mit diesen adressieren wir vor allem jene Schulen, die viele Kinder haben, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und deren Eltern ein niedriges Einkommen haben. Das sind hauptsächlich Volksschulen, aber auch neue Mittelschulen, die neue PädagogInnen bekommen. Wir sehen, dass durch nicht ausreichende Deutschkenntnisse der Kinder Defizite entstehen, die das schulische Leben eines Kindes extrem erschweren. Darum müssen wir versuchen, diese Defizite gar nicht erst entstehen zu lassen.


5.000 Lehrer – das ist eine ganze Menge.  Stehen so viele parat?
Hammerschmid:
Wir haben in Summe ­gerade für die Volksschulen 2.500 fertige LehrerInnen, die auf Wartelisten in den Landesschulräten stehen. Teilweise werden diese zwar inzwischen einen anderen Job gefunden haben, aber sie haben eine LehrerInausbildung gemacht, weil sie das gerne tun und weil sie gerne mit Kindern arbeiten wollen. Diese wollen wir natürlich sehr schnell adressieren und sie in ihren erlernten Beruf bringen. Weitere wollen wir mit dem bereits geschaffenen Quereinsteigerstudium ansprechen. Wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die daran interessiert sind. Und ganz neu ist, dass wir insbesondere für die Volksschulen Menschen ansprechen wollen, die aus Berufsfeldern kommen wie Sozialarbeiter, sprich diejenigen, die mit jungen Menschen sowieso schon gearbeitet haben, die einschlägig ausgebildet sind und die sich jetzt im pädagogischen Bereich weiterbilden wollen. Denen wollen wir anbieten, dass sie berufsbegleitend ein Studium machen können und sofort zusätzlich zum Klassenlehrer an Volksschulen zum Einsatz kommen. All das ist eine Challenge, ein ehrgeiziges Ziel, aber was ist die Alter­native? Zu warten ist ­keine!


Für die zusätzlichen Lehrer brauchen Sie noch  300 Millionen Euro Budget. Ist das realistisch?
Hammerschmid:
Für das erste skizzierte Maßnahmenpaket braucht es keine budgetären Mittel, dieses ist gedeckt. Die 300 Millionen brauchen wir in der Tat für die 5.000 zusätzlichen PädagogInnen. Dies­bezüglich gilt es jetzt mit dem Finanz­minister zu verhandeln – und das werde ich jetzt auch tun. Denn wir können nicht warten, wir müssen handeln.


Wie förderlich oder hinderlich ist der Wahlkampf in dieser Thematik?
Hammerschmid:
Wäre es nach mir gegangen, würden wir nicht wählen. Ich bin gekommen, um zu arbeiten! Aber das war ja nicht meine Entscheidung, sondern wurde von der ÖVP herbeigeführt. Mein Wille ist es, weiterzuarbeiten. Es geht um die Kinder. Es geht darum, dass unsere Schulen besser ausgestattet sind. Wahlkampf hin oder her!

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