Prozess in Graz

93-jährige Drogenärztin verurteilt

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Die Medizinerin hatte mehr als 22.000 Tabletten ohne Rezept abgegeben.

Eine 93-jährige Ärztin aus der Obersteiermark ist am Donnerstag am Straflandesgericht Leoben wegen der vorschriftswidrigen Abgabe von mehr als 22.000 Tabletten Drogenersatzstoff verurteilt worden. Die Beschuldigte fasste 18 Monate - sechs davon unbedingt - aus, ging aber in Berufung, weshalb das Urteil nichts rechtskräftig ist.

Seit 70 Jahren Suchtärztin
Schon mehrmals hatte die rüstige Medizinerin ins Gericht kommen müssen, denn die Verhandlung wurde seit April vergangenen Jahres bereits mehrmals vertagt. Von 2005 bis 2009 soll die Nervenärztin, die nach eigenen Angaben seit 70 Jahren in der Suchttherapie tätig ist, an zehn Personen zigtausende Tabletten verschrieben haben. Dabei handelte es sich um Schlafmittel, Tranquilizer und Psychopharmaka. Die Richterin konfrontierte die Frau mit der Tatsache, dass die Verschreibungen dieser Mittel um 80 Prozent zurückgingen, wenn die Frau auf Urlaub war. "Das ist klar, das kann kein anderer verschreiben, ich bin Drogenärztin", war die Antwort bei der ersten Verhandlung.

Gegen Entzugserscheinungen
Sie habe die Medikamente verschrieben, damit ihre Patienten keine Entzugserscheinungen bekommen würden, rechtfertigte sich die Beschuldigte. Außerdem gab sie an, mehrere Rezepte seien - zumindest bezüglich der Mengenangabe - gefälscht worden. Dass ihr manche Patienten die Rezepte mit einem Trick herausgelockt hatten, bestritt sie gar nicht: "Ich bin zu leichtgläubig", so die 93-Jährige.

Nach dem Schuldspruch am Donnerstag hat ihr Verteidiger sofort volle Berufung eingelegt. Die Ärztin meinte, sie wolle weiterhin ordinieren.

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