Die Geschichte der krebskranken Olivia Pilhar ging um die Welt. Jetzt bewarb sie sich beim Model-Contest und erzählt in MADONNA über ihre Zukunftspläne.
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Tagebuch des Krebsmädchens"
Mehr als 30
Grad im Schatten, laute Party-Sounds und mehr als 3.000 aufgeregte
Maturanten in Feier-Laune mitten in Antalya. Und: Modechef Adi Weiss auf der
Suche nach Kandidaten für den nächsten großen MADONNA-Model-Contest. Ein
Mädchen sticht ihm sofort ins Auge: „Sie wirkte etwas schüchtern, aber das
konnte ihrer einzigartigen Ausstrahlung nichts anhaben. Im Gegenteil – sie
wirkte wie Kate Moss in ihren Anfängen.“ Der Model-Experte zögert keine
Sekunde, als die 19-Jährige zum Casting kommt, und lädt sie prompt zum
Shooting ein. Als die Redaktion kurz darauf die Anmeldeformulare auswertet,
kann sie es kaum fassen: Auf einem Sheet steht da „Olivia Pilhar“
geschrieben.
Flucht in die Hoffnung: Ja, sie ist es. Jenes
Mädchen, dessen furchtbare Krankheitsgeschichte vor inzwischen 13 Jahren um
die Welt ging. Im Alter von nur fünf Jahren wurde bei der
Niederösterreicherin ein sogenannter Wilms-Tumor, eine spezielle Art von
Nierenkrebs, festgestellt – die Diagnose schockiert nicht nur ihre Eltern.
Nachdem die Ärzte dem kleinen Mädchen eine Chemotherapie verordneten, begann
jene erbitterte Flucht der Pilhars, die für Zündstoff in den Medien sorgte.
„Als
wir in einer solchen Therapie stehende Kinder im Spital sahen, packte uns
schieres Entsetzen“, begründen Olivias Eltern ihre Vorgehen heute auf ihrer
Homepage. Bei dem umstrittenen Ryke Geerd Hamer und seiner „Germanischen
Neuen Medizin“ sucht die Familie schließlich nach einem alternativen Ausweg.
Als Erika und Helmut Pilhar das Sorgerecht entzogen wird, flüchten sie mit
der Kleinen nach Spanien. Erst nach intensiven Verhandlungen kehren sie mit
Olivia nach Österreich zurück, wo der inzwischen Sechsjährigen der
mittlerweile mehrere Kilo schwere Tumor gegen den Willen der Eltern entfernt
wird.
Geheilt
Szenen, an die sich das heute
so glückliche und hübsche Mädchen ungern erinnert. „Ich will das alles
hinter mir lassen“, erklärt sie im Gespräch mit MADONNA. Tatsächlich scheint
die Zeit nicht nur ihre physischen, sondern auch ihre psychischen Narben
ziemlich verheilt zu haben. „Es geht mir sehr gut – vor allem, weil ich
meine Matura in der Modeschule erfolgreich abgeschlossen habe“, so das
selbstbewusste Mädchen, das nach wie vor in Maiersdorf lebt, woher sie und
ihre drei Geschwister (12, 17 und 20) stammen.
„Meine Mitschüler
und auch meine Freunde kennen meine Geschichte“, erzählt Olivia Pilhar. „Sie
alle stehen hinter mir.“ Ihre Schulfreundinnen waren es auch, die die 1, 74
Meter große Beauty überzeugten, beim MADONNA-Model-Contest mitzumachen. „Ich
bin bei uns in der Modeschule schon einige Male auf dem Laufsteg gewesen“,
so die Maturantin, die noch keine konkreten beruflichen Pläne hat. „Meine
Freundinnen meinten, ich hätte doch so eine gute Figur. Ich soll es
probieren.“
Zweifel an der Zwangs-OP
Gedanken
an die Zwangsoperation, die ihr das Leben rettete, hat sie immer seltener.
Aber wie kann man das alles verarbeiten? Wer hat sie dabei psychologisch
unterstützt, fragen wir sie. „Eigentlich habe ich mich ganz allein damit
auseinandergesetzt – und ein Tagebuch geschrieben. Das hat mir sehr
geholfen“, antwortet Olivia, die trotz allem bezweifelt, dass die
Zwangsoperation sinnvoll war. Warum, möchte sie nicht erklären: „Ich will
nicht, dass die Diskussion wieder aufkommt und dass wieder schlecht geredet
wird über uns.“ Eines Tages will sie aber vielleicht ihre Sicht der Dinge
veröffentlichen. Jetzt hat Olivia Pilhar jedoch ausschließlich ihre Zukunft
im Visier.
Und die könnte zweifelsohne in einer Karriere als
Top-Model enden. „Ich mache mir keine großen Hoffnungen, aber schön wäre es
natürlich schon“, schmunzelt die 19-Jährige bescheiden. Sie habe auch
deshalb so lange gezögert, sich bei dem Bewerb anzumelden, weil „ich ja
diese relativ große Narbe von der Operation habe“. Eine Narbe, die eine
unglaubliche Geschichte erzählt. Und die zu ihr gehört wie ihr strahlendes
Lächeln.