Zusammenfassung

Alle Infos zum Unwetter-Chaos in Österreich

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Der Kampf zur Beseitigung der Hochwasserschäden ist am Sonntag in der Steiermark, Kärnten und dem Südburgenland weitergegangen.  

Am Sonntag sorgten nachströmendes Wasser und durchnässte, abrutschende Hänge ständig für neue Feuerwehr-Einsätze und Evakuierungen. Langsam kristallisierte sich das enorme Ausmaß der Schäden an Häusern, Straßen und landwirtschaftlichen Flächen in den Bundesländern Kärnten und Steiermark heraus.

Hochwasser-Experte: ''Schlimme Lage noch nicht vorbei''
Ausnahmezustand: 5.000 Feuerwehrleute im Unwetter-Einsatz

Auch ein Todesopfer gab es in Kärnten zu beklagen. Laut Kärntner Landeskommunikation war es am Sonntagnachmittag traurige Gewissheit: Man müsse nach dem Starkregen mit Hochwasser ein erstes Todesopfer beklagen. Der Mann aus dem Bezirk St. Veit hatte sein Fahrrad auf dem seit Freitag durch ein Absperrband gesperrten Glanradweg aus Raggasaal kommend in Richtung Karnburg geschoben. Dort war ein an den Radweg angrenzendes Feld durch die Regenfälle stark überflutet. Das dort abfließende Wasser floss in die Glan. Der Mann dürfte laut Polizei die durch die Überflutung entstandene Strömung in den Fluss unterschätzt haben, wurde plötzlich vom Wasser mitgerissen und fiel in die Glan. Ein in der Nähe befindliches Ehepaar sah dies und alarmierte die Einsatzkräfte. Bei einer Suchaktion von Polizeistreifen, Feuerwehr und Wasserrettung wurde der Vermisste gegen 14.50 Uhr im Bereich Karnburg leblos im Wasser treibend gesichtet und von der Wasserrettung Krumpendorf geborgen. Es wurden sofortige Reanimationsmaßnahmen durch das Rote Kreuz und den anwesenden Notarzt durchgeführt. Der Mann wurde ins Klinikum Klagenfurt gebracht, wo er aber starb.

In Kärnten waren weiterhin fünf von zehn Bezirken von den Überschwemmungen betroffen. Während sich die Lage in den neuralgischen Orten St. Paul im Lavanttal und Viktring bei Klagenfurt stabilisierte, der Krisenstab der Stadt von "erstmals einer leichten Entspannung der Situation" sprach, mussten in der Gemeinde Brückl (Bezirk St. Veit) 20 Haushalte mit rund 50 Personen wegen eines befürchteten Hangrutsches evakuiert werden.

Die fünfte Sitzung des Kärntner Krisenstabs mit LH Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ) ergab, dass 14 Zivilschutz-Warnungen und zwei Alarmierungen immer noch aufrecht waren. Die Regenmengen der Nacht waren laut Meteorologen leicht unter den Befürchtungen. Am Nachmittag wurden aber punktuell Schauer und auch Gewitter erwartet, hauptsächlich im Süden und Südosten des Bundeslandes.


Unwetter im südlichen Österreich
© APA/ERWIN SCHERIAU
× Unwetter im südlichen Österreich

Tausende Feuerwehrleute im Einsatz

Der Hydrographische Dienst des Landes erwartete einen deutlichen Hochwasserrückgang an den meisten Pegeln mit Ausnahme an der Glan und an der unteren Gurk. Hier sind die Höchstwerte zwar erreicht, der Rückgang geht aber nur sehr langsam vor sich. Ebenso verhält es sich bei den Seewasserständen, wie die Landeskommunikation mitteilte. Die Grundwasserstände und damit auch die Gefahr durch Hangrutschungen bleiben hoch. Derzeit unter Kontrolle ist die Situation beim Treimischer Teich in Klagenfurt-Viktring. Nach wie vor sehr hoch ist der Wasserstand am Gösselsdorfer See.

Grafenstein
© APA/GERD EGGENBERGER
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Immer noch im Dauereinsatz stehen die Feuerwehren: In Summe wurden am Samstag 1.430 Einsätze mit 220 alarmierten Feuerwehren registriert. Viele Einsätze sind nach wie vor in Arbeit. Mit Mitternacht standen noch 20 Feuerwehren im Einsatz, diese Zahl stieg aber mit den einlaufenden Schadensmeldungen wieder an. In der Gemeinde Völkermarkt Ortsteil Unterbergen wurden mehrere Gebäude stark vermurt. Es mussten 42 Personen aus 15 Häusern auf Anordnung des Landesgeologen evakuiert werden. Der betroffene Bereich wurde abgesperrt. Durch einen weiteren Erdrutsch traten bei einem Gebäude in Langegg Risse auf, mit Hilfe der Feuerwehr wurden die zwei Bewohner evakuiert, sie fanden bei Verwandten vorübergehend Aufnahme. Weitere Evakuierungen aufgrund von Hangrutschungen gab es in mehreren betroffenen Bezirken.

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© LPD Kärnten
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Von Kärntner Feuerwehren wurden weiterhin mehrere slowenische Orte, die nur von Kärnten aus erreichbar waren, versorgt. Mache Schadereignisse wirkten sich auch grenzüberschreitend aus - so war die Lavamünder Straße (B80) an der Staatsgrenze in beiden Richtungen gesperrt, weil auf slowenischer Seite eine Brücke beschädigt wurde.

In der Steiermark sanken in den meisten betroffenen Gebieten die Pegel der Flüsse und Bäche. Jener der Mur stieg jedoch deutlich an, wie eine Übersicht der Landesregierung Steiermark zeigte. Sowohl in Graz als auch in Mureck an der slowenischen Grenze wurden höhere Pegel gemessen. Dies wurde vor allem im Nachbarland Slowenien mit großer Sorge gesehen. Dort war nämlich am Samstag bereits ein Damm gebrochen, mehrere Orte mit hunderten Bewohnern mussten vorsorglich evakuiert werden.

SANKT JOHANN IM SAGGAUTAL
© APA/ERWIN SCHERIAU
× SANKT JOHANN IM SAGGAUTAL

SANKT JOHANN IM SAGGAUTAL
© APA/ERWIN SCHERIAU
× SANKT JOHANN IM SAGGAUTAL

Die steirische Landesspitze zeigte sich nach den Terminen in der Region betroffen von den Schäden, die in manchen Gebieten aufgetreten sind. Das Ausmaß sei zur Zeit noch nicht abschätzbar, so LH Christopher Drexler (ÖVP) und LHstv. Anton Lang (SPÖ) unisono. Man werde sich für eine rasche Unterstützung von besonders betroffenen Privathaushalten wie auch der betroffenen Gemeinden einsetzen. Laut dem dafür auch zuständigen Lang dürften die Schäden an Gemeinde-, Landes- und Bundesstraßen enorm sein. Es werde dauern, bis man hier nach den Kontrollen des im Dauereinsatz befindlichen Straßendienstes einen Überblick habe.

SANKT JOHANN IM SAGGAUTAL
© APA/ERWIN SCHERIAU
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Sicherungs- und Aufräumarbeiten

Die Wetterlage hatte sich jedenfalls in den Katastrophengebieten - in der Steiermark war laut Kommunikation Steiermark eine weitere Gemeinde, das südsteirische Gamlitz - zum Katastrophenfall erklärt worden - beruhigt. Die - nicht mehr so starken - Regenfälle zogen ins Oberland ab. Laut dem Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes, Thomas Meier, waren in der Nacht auf Sonntag noch rund 500 Feuerwehrleute im Einsatz. Diese Zahl stieg jedoch wieder aufgrund einlaufender Schadensmeldungen "auf über 1.000 locker", wie Meier zur APA sagte. Schäden und Einsatzanforderungen kämen nun punktuell in allen steirischen Bezirken vor, nicht nur im Süden. "Ein Teil der Arbeit ist erledigt, aber es kommen viele Sicherungs- und Aufräumarbeiten hinzu", sagte der Sprecher.

Bei all der Beseitigung großer Schäden fanden die abgekämpften Feuerwehrleute auch Zeit für Hilfe im Kleinen: Die Angehörigen der Wehr Fladnitz im Raabtal beseitigen am Freitagnachmittag im Ortsteil Bachergraben einen umgestürzten Baum. In Inneren des hohlen Stammes entdeckten sie drei Eichhörnchenbabys. Sie wurden in die Obsorge des Vereins "Kleine Wildtiere in großer Not" nach Graz-Mariatrost gegeben.

Die Caritas Kärnten stellt aus ihrem Katastrophenfonds rund 100.000 Euro zur Verfügung. "Der Katastrophenfonds ist dafür da, um schnelle und unbürokratische Soforthilfe an besonders betroffene Familien ausschütten zu können", sagte Caritasdirektor Ernst Sandriesser. Man sei seit Freitag im engen Austausch mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie den pfarrlichen Netzwerken betroffener Regionen, um aktiv die Hilfe seitens der Caritas anzubieten.
  

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