Evakuierungen in Kärnten und Steiermark

Hochwasser-Experte: ''Schlimme Lage noch nicht vorbei''

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In den Überschwemmungsgebieten Südösterreichs stabilisierte sich die Lage aufgrund nachlassenden Regens. ''Es deutet sich Entspannung an'', wenngleich die schlimme Lage noch nicht vorbei sei, so Hochwasserkoordinator Christoph Schlacher.

Am Samstag mussten dennoch wieder Evakuierungen vorgenommen werden, u. a. im Kärntner Bezirk St. Veit. In der Steiermark und Kärnten standen am Samstag je rund 2.500 Feuerwehrleute im Einsatz, gesamt rund 5.000 Kräfte. Die beiden Landesregierungen bzw. die Bundesregierung sicherten rasche Hilfe zu. Es gehe vom "Dauerregen zum Schauerregen" über, hieß es in der Steiermark.

In den Kärntner Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt waren gefährdete Gebäude evakuiert und Hochwasserschutzelemente aufgestellt worden. Kritisch war die Lage einige Zeit auch in Viktring, einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt. Hier konnte die Lage inzwischen laut Stadtkommunikation stabilisiert werden. Die Zivilschutzwarnung hier wurde allerdings vorsorglich erneuert. Der Damm beim Treimischer Teich wurde rechtzeitig entlastet und damit eine Überschwemmung im Ortsteil verhindert. Der Rekabach ist ebenfalls stabil, ebenso die Lage bei den Hallegger Teichen. In Viktring gab es auch einen Stromausfall, weshalb einige Geschäfte im Zentrum schlossen. Die Behörden der Landeshauptstadt wiesen darauf hin, dass das Kanalnetz an der Grenze der Belastbarkeit sei. Die Bevölkerung wurde gebeten, kein Wasser in den Känale zu pumpen.

Unwetter in Österreich
© APA/ERWIN SCHERIAU
× Unwetter in Österreich

Zivilschutzwarnung in mehreren Orten

In Lavamünd, zwei Campingplätzen am Gösselsdorfer See bzw. Turnersee und in der Ferlacher Ortschaft Waidisch wurden Menschen in Sicherheit gebracht. In Kärnten wurde für neun Gemeinden in den Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg Zivilschutzwarnung gegeben, in den Gemeinden St. Paul im Lavanttal und Loibach Zivilschutzalarm. An zahlreichen Stellen in Unterkärnten rutschten Hänge ab und verlegten Straßen. Das Rote Kreuz im Bezirk St. Veit evakuierte zusammen mit der Feuerwehr bis zu 50 Personen aus dem Bereich St. Filippen. Diese werden in einem Gasthof in der Nähe untergebracht, ein Kriseninterventionsteam stand bereit.

Der Regen fiel in der Nacht auf Samstag nicht ganz so stark aus wie befürchtet - am Vormittag war er in manchen Teilen der Steiermark und Kärntens laut Wetterberichten in leichten Regen bzw. Nieseln übergegangen. Rund 2.500 Feuerwehrleute und 120 Bundesheer-Soldaten waren im Einsatz, unterstützt von einem 70-köpfigen Katastrophenhilfszug der Feuerwehr aus NÖ.

Überschwemmungsgebiet in Südösterreich
© APA/FEUERWEHR-APFELBERG/THOMAS ZEILER (Symbolbild)
× Überschwemmungsgebiet in Südösterreich

Der NÖ Landesfeuerwehrverband hat Angaben vom Samstag zufolge "nach Anforderung vier weitere Großpumpen nach Kärnten" entsandt. Es handelt sich um Gerätschaften der FF Brunn am Gebirge, Markt Piesting, St. Pölten Stadt sowie Neunkirchen Stadt. Fünf Pumpen waren bereits am Freitag ins südliche Bundesland transportiert worden. Im Einsatz sind Helfer aus Amstetten, Brunn am Gebirge, Horn, Markt Piesting, Laa a. d. Thaya, Neunkirchen Stadt, St. Pölten Stadt, Rutzendorf und Weitra Stadt.

Grenzüberschreitende Hilfsaktionen

Trotz all der Einsätze gab es noch Zeit für grenzüberschreitende Hilfsaktionen: Im slowenischen Mežica half die Besatzung eines Notarzteinsatzfahrzeuges aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Rettungskräfte konnten ein 14 Tage altes Baby wohlbehalten gemeinsam mit seiner Mutter ins Klinikum Klagenfurt bringen.

In der Steiermark herrschte für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark Zivilschutzwarnung, in nun 15 steirischen Gemeinden Katastrophenalarm. In der Nacht auf Samstag mussten u. a. 27 Bewohner eines Seniorenheims in Leibnitz evakuiert werden, wie der Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, Harald Eitner, bei einer Lageeinweisung für LH Christopher Drexler (ÖVP) und LHStv. Anton Lang (SPÖ) bekannt gab. Für Evakuierte wurden zwei Notschlafstellen in Leibnitz bzw. Gosdorf eingerichtet, mit 120 bzw. 100 Plätzen, so der Leiter der Landeswarnzentrale, Günter Hohenberger. In Leibnitz wurde eine Feldküche des Roten Kreuzes errichtet. In der Steiermark stand das Bundesheer seit Freitagabend mit rund 120 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz.

Bundesheer
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Laut dem Hochwasserkoordinator des Landes, Christoph Schlacher, seien von 19 betroffenen Rückhaltebecken in der Südoststeiermark fast alle voll. Im südweststeirischen Raum seien von 30 Rückhaltebecken zehn "im Vollstau". Von den Flüssen habe bisher nur die Sulm die rote Hochwassermarke erreicht. "Es deutet sich Entspannung an", wenngleich die schlimme Lage noch nicht vorbei sei. Die Wetterlage dürfte sich nun drehen, es weise einiges darauf hin, dass sich eine Staulage über dem Ausseerland entwickeln könnte.

Hohenberger: "Feind" ist ein Genua-Tief

Hohenberger zufolge sei der "Feind" ein Genua-Tief, das über den Großraum nordöstliches Italien, Slowenien und eben Kärnten und die Steiermark ziehe. "Glücklicherweise haben sich die Prognosen zu großen Niederschlagsmengen in der Nacht auf Samstag nicht bewahrheitet. Gestern hatten wir in manchen Bereichen der Südsteiermark bis zu 170 Liter Regen pro Quadratmeter, nun sind 30 bis 50 Liter dazugekommen", so der LWZ-Chef. "Im Moment sieht es so aus, als ob wir vom Dauerregen zum Schauerregen übergehen", sagte Hohenberger. Diese Regenmengen galten auch für Kärnten, wo am Freitag an manchen Stellen Rekord-Niederschlag von bis zu 200 Liter pro Quadratmeter gefallen waren.

Unwetter Steiermark
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Die beiden steirischen Landesspitzen, Drexler und Lang, betonten die unglaublichen Leistungen der Einsatzkräfte, allen voran der Feuerwehrleute. "Wir können nur froh sein, dass wir mit diesen so eine starke Stütze der Gesellschaft haben", sagte Drexler. SPÖ-LHStv. Lang sagte: "Wir waren gestern voll Sorge wegen drohender weiterer heftiger Regenfälle, das ist Gott sei Dank nicht so gekommen. Das Land wird rasch und unbürokratisch helfen", versicherten Lang und Drexler.

Bundesregierung stellt Mittel aus Katastrophenfonds bereit

Die Bundesregierung hat am Samstag angekündigt, Geld aus dem Katastrophenfonds für die vom Hochwasser heimgesuchten Regionen bereitzustellen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte: "Die Menschen in den betroffenen Regionen können sich auf uns verlassen." Vizekanzler Werner Kogler: "Die verheerenden Unwetter im Süden des Landes zeigen uns, mit welcher Wucht die Klimakrise auch Österreich trifft." Laut Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) stünden "aus dem Katastrophenfonds ausreichend finanzielle Mittel bereit".

Hochwasser Kärnten
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Kärntens LH Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ) begrüßten die Ankündigung der Bundesregierung. "Es gilt jetzt, rasch eine Bestandsaufnahme zu machen und zu eruieren, wo die Bundesmittel im Sinne der schwer getroffenen Bevölkerung eingesetzt werden können", waren sich Kaiser und Fellner einig. Auch von Seiten des Landes werde alles getan, um die Betroffenen in allen Bereichen bestmöglich zu unterstützen. Der Kärntner Landeskrisenstab tagte am späten Nachmittag zum vierten Mal.

Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt. In den Bezirken Jennersdorf, Güssing und Oberwart waren nach Angaben der Landessicherheitszentrale (LSZ) noch einige Einsätze im Gange, die etwa Pumparbeiten betrafen. Die Pegel würden fallen. Es seien nur mehr geringe Mengen an Niederschlag zu erwarten, sagte ein LSZ-Sprecher. Das Bundesheer unterstützte mit rund 140 Soldaten aus der Kaserne Güssing die Einsatzkräfte. Sie halfen den örtlichen Feuerwehren in der Bezirksstadt und entlang der Strem bis in die Nachtstunden beim Errichten von Hochwassersperren und beim Befüllen der dafür notwendigen Sandsäcke.

Wartezeiten vor dem Karawankentunnel

In Sachen Verkehr blieb die Situation laut ÖAMTC vor dem Karawankentunnel (A11) angespannt: In beiden Richtungen betrug die Wartezeit teilweise zwischen einer und eineinhalb Stunden. In Slowenien war die Hochwasser-Situation anhaltend kritisch. Der ÖAMTC appellierte an Reisende, auch bei Verkehrsbehinderungen auf Autobahnen zu bleiben. In den Kärntner Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg waren die kleineren Grenzübergänge zu Slowenien nach wie vor nicht passierbar, auch der Loiblpass (B91) blieb geschlossen.

In Slowenien waren zahlreiche Landesteile von katastrophalen Überschwemmungen betroffen, darunter auch Vororte der Hauptstadt Ljubljana. Besonders kritisch war die Lage in der Region Koroška in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Überschwemmungsgebieten Kärntens und der Steiermark.

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