Nachbarn getötet

Doppelmord: Polizei geht von Affekthandlung aus

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Laut Cobra-Chef Treibenreif war Tat "nicht von langer Hand geplant"

Die Polizei geht im Fall des mutmaßlichen Todesschützen von Stiwoll von einer Affekthandlung aus. "Die Tat dürfte nicht von langer Hand vorbereitet gewesen sein", sagte der Direktor für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif, am Donnerstag in dem weststeirischen Ort. Die Fahndung blieb bisher ergebnislos, ein Polizist verletzte sich bei der Suche. In NÖ gab es Hinweise auf den flüchtigen Täter.

Keine Komplizen
Man habe Profiler im Einsatz, es seien Handydaten und andere Kommunikation ausgewertet worden. Aufgrund der Ergebnisse gehe man davon aus, dass der Mann weder Komplizen noch Fluchthelfer habe und die Tat nicht genau geplant gehabt habe. "Wir gehen von einer sogenannten eruptiven Tat aus", sagte der Generalmajor bei Pressegesprächen am Kirchplatz von Stiwoll. Die Umgebung von Stiwoll werde sektorweise abgesucht. "Wir hoffen, dass er in der Gegend gefunden wird, aber es gibt auch noch die nationale und die internationale Fahndung."

Es handle sich laut Treibenreif um ausgesprochen schwieriges Gelände, das teils Mittelgebirgscharakter aufweist - Wälder, steile Waldberge, Gräben, tiefe Einschnitte und Bachläufe. "Man darf sich die Suche nicht wie einen Spaziergang durch einen Wald vorstellen - ein Polizist hat mit Helm, Schutzweste, Sturmgewehr, Pistole und Ausrüstung an die 20 Kilogramm zu tragen. Unsere Leute müssen außerdem sehr vorsichtig vorgehen", sagte Treibenreif. "Wir haben mehrmals 'Mantrailing'-Hunde beim aufgefundenen Kleinbus angesetzt, das hat nichts ergeben." Auch wurden mehrfach Leichenspürhunde eingesetzt - für den Fall, dass der mutmaßliche Todesschütze Suizid verübt haben könnte - was aber auch nicht weitergeführt habe.

Wie die Suche nun weitergehe, konnte Treibenreif am Donnerstag noch nicht sagen. Die Einsatzfähigkeit mit einer Stärke zwischen 300 und 400 Kräften könne lange aufrechterhalten. Wenn der Gesuchte nicht gefunden wird, werden für die nächsten Wochen weitere Maßnahmen und Taktiken überlegt: "Der Schutz der Personen wird aber auf jeden Fall weitergeführt."

Polizist verletzt
Am Donnerstagnachmittag verletzte sich ein Polizist bei der nochmaligen Durchsuchung eines Gebäudes schwer - der steirische Beamte war durch eine verdeckte Heuluke gebrochen, er wurde mit einer Fraktur ins Spital geflogen. Bisher sind laut Polizei rund 50 Objekte durchsucht worden. Rund 300 Polizisten standen im Einsatz, dazu Hubschrauber mit Wärmebildkameras und gepanzerte Fahrzeuge.

Auch die Exekutive in Niederösterreich verzeichnete zahlreiche Hinweise. Seit der Veröffentlichung des Fahndungsfotos gingen "täglich mehrere Hinweise" ein, sagte NÖ-Polizeisprecher Johann Baumschlager. Er bestätigte einen "Bezirksblätter"-Bericht, wonach der Gesuchte vor einigen Tagen an einer Tankstelle in Tulln gesehen worden sein soll.

Dem Bericht zufolge soll ein Kunde den Verdächtigen bei einer Tankstelle erkannt haben, der 66-Jährige soll dort einkaufen gewesen sein. "Wir haben alle Maßnahmen gesetzt", erklärte Baumschlager. Ein Objekt in Tulln sei durchsucht worden, die Spezialeinheit Cobra sei dabei im Einsatz gewesen. Bisher verlief die Suche negativ.

Die Polizei gehe jedem Hinweis über den eventuellen Aufenthaltsort des Gesuchten nach, "wir unterstützen die Kollegen in der Steiermark", betonte Baumschlager. Bisher sind viele Hinweise laut dem Sprecher aber nicht unmittelbar, sondern erst ein bis zwei Tage nach der angezeigten Sichtung eingegangen - so auch bei der Wahrnehmung in Tulln, über die die Polizei am Donnerstag informiert wurde. Am Dienstag war nach mehreren Hinweisen eine Alarmfahndung nach dem 66-Jährigen im Bezirk Amstetten ergebnislos verlaufen.
 

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