FALL DER WOCHE

Dreifach-Killer stellte sich in Linz - SIE starben im Horror-Haus

Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beleidigung, Drohungen, Lärm, Alkohol und Drogen. Das ist die Liste der Vergehen und Delikte, die sich über Jahre hinweg in einem Mehrfamilienhaus in Zwiesel zugetragen haben. Jetzt ist der Horror völlig eskaliert. 

Bayer, OÖ. Drei Bewohner wurden in dem Luftkurort im bayrischen Wald bestialisch ermordet. Für uns wurde der Fall evident, weil sich der Killer nach Oberösterreich absetzte. Doch wie konnte es soweit kommen - wo doch bereits 2016 eine Reportage eines Online-Magazins detailliert ausführte, wohin die Reise führte? Detailliert wurden da alle Vorkommnisse eines Jahres dokumentiert: Los ging's im April, als ein "erheblich Alkoholisierter mit einer Bierflasche nach einem Hausmitbewohner warf". Nach mehreren Einsätzen wegen lauter Musik zeigte der Besitzer der Liegenschaft einen Mieter wegen Beleidigung an, der revanchierte sich mit einer Gegenanzeige - ebenfalls wegen Beleidigung. Im Juni wurde ein Bewohner mit der Faust ausgeknockt, Tage später veriet er bei einer Kontrolle im Krankenhaus, dass der andere außerdem gedroht habe, ihn abzustechen.

Bayern Mord
© Mike Vogl

Gerümpel Zwiesel
© Mike Vogl

Weitere Einsätze wegen Gewaltausbrüchen zwischen den Bewohnern aus der Alko-, Punk- und Streuner-Szene - die hier offenbar magnetisch angezogen werden - folgen. Ein besonders ekelhafter Vorfall zeigt, was hier alles möglich ist bzw. noch sein wird: Ein Bewohner wird wegen einer Schnittwunde am rechten Ringfinger im Spital genäht. Als er zum Arzt gehen will, zieht ihm ein wenig gut gesonnener Mieter im Suff gegen seinen Willen mit einer Pinzette die Fäden. Bei einem Polizeieinsatz im September zuckt ein Pärchen völlig aus, beschimpft und verletzt die Beamten. Alkohol ist immer im Spiel, hier waren es - bei der Frau - zwei Promille.

Abschließend meint das Magazin da Hog`n, dass alle Personen im Haus an den Troubles irgendwie beteiligt sind – "mal als Beschuldigte, mal als Geschädigte. Da geht’s querbeet. Manchmal würde die Situation eskalieren – und manchmal vertragen sich hinterher alle wieder. Die Situation gestalte sich nicht nur für die Polizei schwierig, sondern insbesondere auch für die Nachbarn. Ständiger Lärm, ständige Gewalt, ständiger Alkoholkonsum – und obwohl alle, inklusive des Bürgermeisters davon wissen, geht die Situation neun Jahre so weiter, bis die Situation nicht mehr nur eskalierte, sondern explodierte, als einer der Bewohner, der Slowake Martin L. zunächst eine junge Frau tötete und zerstückelte und verstaute ihre Teile zwei Wochen lang, während alle Welt die 26-Jährige suchte, im Kühlschrank.

Zwiesel

Der Verdächtige vor einem Einkaufszentrum in Zwiesel mit einem teuren Rad. Auf dem Grundstück stehen mehrere teure Bikes herum, Besitzverhältnisse: ungeklärt.

© zVg

Zwiesel

Zum ausgeschilderten Verbot Cannabis auf deutschen Bahnhöfen zu rauchen, hat Martin L. nur diese eindeutig ablehnende Geste übrig.

© Facebook

Bewohner haben den ganzen Ort tyrannisiert

Am vergangenen Sonntag dann ermordete er aus ebenso noch nicht geklärten Motiven zwei Nachbarn, ein Pärchen aus der Goth-Szene, sie 22, er 56. Ihre Leichen lagen zwischen alten Sofas, kaputten Fenstern und Fahrrädern ungeklärter Herkunft. Um den Fall zu klären, werden sich die Ermittler noch tagelang durch Gerümpel und Unrat wühlen müssen. Anwohner geben an, am Sonntag Schreie gehört zu haben, maßen dem aber keine größere Bedeutung bei, da es wie gesagt seit Jahren ständig so zuging: "Die haben ja den ganzen Ort tyrannisiert!"

Bahnhof 3fach-Killer

Hier beim Bahnhof Linz lag der Verdächtige - psychisch beeinträchtigt oder voll betrunken - und weinte.

© Mike Wolf

Tatwaffe ein ausgeborgter Winkelschneider

Aufgeflogen ist das Gemetzel im Horror-Haus, weil der mutmaßliche Schlächter von Zwiesel, der mit dem Zug über Passau nach Österreich geflohen war und wohl in Linz in einen Zug in Richtung Wien und weiter in seine Heimat umsteigen wollte, beim Zwischenstopp am Bahnhof in der OÖ-Landeshauptstadt im Vollrausch das schlechte Gewissen packte. Hemmungslos weinend kauerte er am Gehsteig und ließ sich von niemandem beruhigen. Als die alarmierte Polizei vor Ort kam und das Häufchen Elend wegen seines psychischen Zustands in eine Spital brachte, gestand es dort aus heiterem Himmel, drei Menschen getötet zu haben.

Tatsächlich fanden Polizisten an seiner Wohnadresse im Landkreis Regen eine 22-Jährige und einen 56-Jährigen tot auf - beide lebten ebenfalls in dem bekannten, heruntergekommenen Gebäude. Eine dritte Leiche konnte erst tags darauf identifiziert werden. Der mutmaßliche Täter, der seine Opfer mit einem ausgeborgten Winkelschneider zerstückelt haben soll, wurde festgenommen -  ist derzeit in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses untergebracht. Er soll nach Deutschland ausgeliefert werden, die Überstellung ist bereits beantragt.

Zwischenzeitlich haben die österreichischen Ermittler auch mit den Vernehmungen des Mannes begonnen. Dazu mussten sie einiges an Geduld aufbringen, "weil er so betrunken war."

Neu von der Polizei in Bayern am Freitag bekannt gegeben wurde, dass das erste Opfer wohl schon Juni getötet worden war, die beiden anderen Mitte Juli. Die Leichen der beiden Frauen waren laut den Ermittlern in der Wohnung versteckt. Bei einer der beiden seien Körperteile abgetrennt worden. Manche davon hätten Ermittler in einem Gebüsch am Stadtrand  von Zwiesel in einem Gebüsch nahe eines Radwegs gefunden, wo sie mutmaßlich abgelegt worden waren.

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