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Schon dritter Fall

Dritter Häftling auf der Flucht

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Knalleffekt bei der Suche nach zwei getürmten Häftlingen (16 und 35) aus Gerasdorf und Stein - wie jetzt bekannt wurde, hat sich bereits vergangene Woche ein dritter Häftling unerlaubt aus dem Staub gemacht: Die Frau, die in Schwarzau eingesessen war, floh ebenfalls bei einem Spitalsaufenthalt.

NÖ. Schwarze Serie der Peinlichkeit für den heimischen Strafvollzug: Binnen weniger Tage konnten, wie jetzt bekannt und zerknirscht bestätigt wurde, drei Insassen bei der Überstellung bzw. bei Ausfahrten ins Krankenhaus flüchten - wobei ein Fall zunächst vertuscht wurde, beim zweiten zeigt der jugendliche Delinquent den Verfolgern mit geknackten Handschellen und mit einem Drogenjoint in der Linken über Instagram die lange Nase, im dritten Fall führen die Spuren ins Islamisten-Milieu. Und wie reagiert die Justiz? Mit extremer Zurückhaltung, was persönlichkeitsbezogene Daten (der Gesuchten) betrifft und der Feststellung, dass aufgrund der aktuellen Geschehnisse "alle Justizwachebeamten dazu angewiesen sind, von ihnen durchgeführte eskortierte Besuche bei Ärzten und Spitälern nur noch unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen  durchzuführen".

Spital Wiener Neustadt

2 Justizinsassen konnten aus dem Krankenhaus Wiener Neustadt entkommen.

© zVg
× Spital Wiener Neustadt

Über die erste Causa ist Folgendes bekannt: Bereits vergangene Woche soll eine Insassin des Frauengefängnisses Schwarzau im Bezirk Neunkirchen aus dem Landesklinikum Wiener Neustadt entkommen sein. Die Bewachung wurde abgezogen, weil die Inhaftierte wegen einer schweren Erkrankung stationär aufgenommen wurde. Kurze Zeit später verließ sie das Spital und tauchte unter. Das Spitalspersonal schlug Alarm. An die Öffentlichkeit tauchte die Story erst, als danach zwei weitere Häftlinge nach einem ganz ähnlichen Muster ausgebüxt sind.

Justizsprecher: "Kein Kommentar"

Am Montag türmte ein 16-jähriger afghanischer Häftling, der in der Justizanstalt Gerasdorf nur noch bis Jänner eine Haftstrafe absitzen muss, während eines Spitalbesuches in Wiener Neustadt. Mit den Handschellen drauf lief er seinen Bewachern (bei Jugendlichen waren sie bisher in Wärter in Zivil), die sportlich mit dem jungen athletischen Burschen nicht mithalten konnten, einfach auf und davon. Völlig irre: Nach bzw. auf der Flucht postete er etliche Videoclips auf seinem Instagram-Account. Dort winkt er mit seinen Handschellen wie mit Trophäen,  zeigt sich ungeniert beim Cannabis-Konsum und lässt Gangsterrap mit Untertiteln erschallen, wobei er mit diverse Pistolenmarken huldigt. Dass er der Gesuchter ist, zeigt der Teenie mit geposteten Zeitungsberichten und Tränen lachenden Smileys. Die Justiz dazu: "Kein Kommentar".

Getürmter Häftling

Suche nach Häftling in der Wachau.

© Doku NÖ
× Getürmter Häftling

Spitalschmäh macht die Runde

Nur wenige Stunden später entkam Dienstagabend in der Wachau ein Häftling aus dem Hochsicherheitsgefängnis Krems-Stein (in dem viele prominente Mitinsassen wie z.B. Josef Fritzl sitzen) wieder mit dem Spitalsschmäh, der derzeit offenbar besonders leicht über die Bühne geht: Ein 35-jähriger Tschetschene, der eine langjährige Haftstrafe wegen schweren Raubes ausgefasst hat, wurde zu einer MRT-Untersuchung ins Universitätsklinikum Krems gebracht. Dort gelang dem Mann, der mit Namen und als Person schon mehrmals bei Terrorermittlungen in der Islamisten-Szene aufgetaucht ist und auch deshalb als gefährlich einzustufen ist, die Flucht. Der angeblich kampferprobte Insasse soll ebenfalls einfach auf und davon gesprintet ein und wie der junge Afghane ebenfalls Handfesseln tragen.

Hatte Tschetschene Helfer?

Seit Dienstag 21.45 Uhr ist die Suche nach dem Tschetschenen im Gange. Beteiligt sind rund 200 Beamte, Hubschrauber, Drohnen sowie Diensthunde. Abgetaucht war der "Kaukasus-Krieger"  kurz vor 17.30 Uhr, er wurde später in den Weinbergen und  Wäldern rund um Krems vermutet, dürfte aber Helfer gehabt haben, die ihn mit dem Auto in die Community nach St. Pölten oder Wien und möglicherweise bereits ins Ausland gebracht haben.

Allgemeines Unverständnis vor allem vom Seiten der Einheimischen herrscht über die Informationspolitik der Justiz. Eine Betroffene spricht Klartext: "Ich könnte überall auf den Gesuchten treffen und wüsste nicht einmal, dass die Person gesucht wird. Dabei wäre es in Zeiten des Internets ganz einfach, ein Foto des offenbar gefährlichen Mannes mit einer entsprechenden Warnung zu veröffentlichen". 

Jetzt stellt sich nur noch eine Frage: Wann gelingt dem nächsten Häftling die Flucht?

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