Dank Augenzeugen können aber immer öfters Pistenrowdys ausgeforscht werden.
Mit der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen sind Alpinpolizisten oftmals nach einem Skiunfall mit Fahrerflucht
konfrontiert. Keine beziehungsweise unzureichende Personenbeschreibungen, große Skigebiete und nur schwer ausmittelbare Zeugen stellen dabei die größten Probleme dar, erklärte der Leiter der Alpinpolizei in Landeck, Stefan Jungmann.
Ermittlungserfolge
Dennoch könnten immer wieder Wintersportler ausgeforscht werden, die sich nach einer Kollision auf der Piste aus dem Staub gemacht haben, ohne sich um den Verletzten zu kümmern oder ihre Daten bekannt zu geben. "Das erfordert viel Ermittlungsarbeit und ist nicht immer von Erfolg gekrönt", erklärte Jungmann.
Falls ein Skiunfall mit Fremdverschulden bei der Polizei angezeigt wird, dann ist das ein Fall für die Alpinpolizei: "Wenn wir an die Unfallstelle kommen, ist der Verletzte aber oft schon von der Pistenrettung oder einem Notarzthubschrauber abtransportiert worden", schilderte Jungmann. Dann seien die Beamten auf die Angaben von Pistenrettern oder etwaigen Zeugen angewiesen. Und falls sich dann herausstellt, dass es einen Zweitbeteiligten an dem Unfallgeschehen gegeben habe, werde nach demjenigen gefahndet.
Fotos
Ob so eine Fahndung von Erfolg gekrönt ist, hänge vor allem von der Personenbeschreibung ab, meinte der Alpinpolizist: "Wichtig sind Details der Skikleidung oder andere Auffälligkeiten". In immer mehr Fällen könnten die Ermittler aber auf Foto- und Videomaterial zugreifen. "Viele Wintersportler sind mittlerweile mit einer Helmkamera ausgestattet".
Etwaige Fotos und Personenbeschreibungen werden dann an Liftmitarbeiter und Pistenretter weitergegeben sowie an den Liftstationen ausgehängt. Zusätzlich werden die Informationen manchmal in den regionalen Infokanälen veröffentlicht, die in den Hotels empfangen werden können. Zudem werde bei den ansässigen Ärzten nach etwaigen Unfallopfern recherchiert, erklärte Jungmann: "Denn oft ist der Zweitbeteiligte selbst verletzt". Sobald ein Verdächtiger ausgemittelt wird, überprüfen die Alpinpolizisten dann anhand der Liftkarte, ob sich der Betreffende zum Unfallzeitpunkt in dem Gebiet aufgehalten hat und ob seine Angaben damit übereinstimmen.
Ein Drittel der Unfälle, die unter die Kategorie Fahrerflucht fallen, seien aber keine im eigentlichen Sinn. "Denn viele Wintersportler würden, nachdem sie sich um den Verletzten gekümmert haben und die Pistenrettung da ist, wieder weiterfahren - ohne böse Absicht", betonte der Alpinpolizist: "Dann sprechen wir von fahrlässiger Körperverletzung eines Unbekannten und nicht von Im-Stich-Lassen eines Verletzten".
Mangelnde Zivilcourage
Außerdem beklagte der Alpinpolizist die mangelnde Zivilcourage vieler Pistenteilnehmer. Viele würden nicht helfen oder sich nicht als Zeugen melden, meinte Jungmann: "Die Zivilcourage ist noch weniger gegeben als auf der Straße".
Auch die Spurenlage stelle die Ermittler vor Probleme. "Denn oft sind bis zu hundert Leute über die Unfallstelle gefahren, bis wir dort sind", sagte er. Aber die strafrechtliche Bewertung liege ohnedies bei der Staatsanwaltschaft.