Flüchtlings-Krise ohne Folgen

2015 sogar weniger Tuberkulose-Fälle in Österreich

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Flüchtlinge brachten keine größeren Gefahren für österreichische Bevölkerung.

Die im vergangenen Jahr von manchen Politikern geäußerten Ängste rund um Tuberkulose sind haltlos. Es gab in Österreich mit 583 neu registrierten TBC-Erkrankungen um drei Fälle weniger als 2014. Dies stellte am Dienstag der im Gesundheitsministerium zuständige Abteilungsleiter Bernhard Benka bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie in Wien fest.

"Eigentlich sind die Zahlen nicht sehr aufregend. Sie sind sogar gesunken", sagte Benka. Dies, obwohl 2015 der Großteil der 890.000 schließlich in Deutschland angekommenen Kriegsflüchtlinge Österreich passiert haben und in Österreich etwa 90.000 Menschen aus den derzeit ärmsten Ländern der Welt Asylanträge gestellt haben. Eine größere Gefahr für die heimische Bevölkerung hätten eingeschleppte Infektionen insgesamt nicht dargestellt.

Freilich, ganz ohne Auswirkung blieben die Ereignisse nicht: So fiel der Anteil der in Österreich Geborenen an den Ersterkrankten von 36 Prozent (2014) auf 31,6 Prozent im Jahr 2015. Der Anteil der außerhalb der WHO-Europaregion Geborenen (sie umfasst auch die zentralasiatischen Länder und Russland; Anm.) stieg von 28 Prozent auf 37,7 Prozent. Während Syrien und auch der Irak zu den Ländern mit einer geringen TB-Häufigkeit zählen, gilt das laut dem Experten natürlich nicht für Staaten wie Afghanistan, wo es seit Jahrzehnten kein funktionierendes Gesundheitswesen mehr gibt. Auch die Zahl der Patienten mit resistenter TB hat beispielsweise von 27 im Jahr 2012 auf zwölf Fälle im vergangenen Jahr abgenommen. Man nimmt auch an, dass sich TB-kranke Flüchtlinge die Infektion oft gar nicht aus ihrer Heimat mitbringen, sondern erst auf den oft jahrelangen Fluchtbewegungen und in Massenquartieren zuziehen.

Die Pressekonferenz fand aus Anlass der bevorstehenden Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) am kommenden Wochenende in Wien statt. Dort geht es thematisch vor allem um Lungenkrebs, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Asthma, Lungenentzündungen, Schlafapnoe und das Rauchen. "30 Prozent der Patienten auf unseren Lungenabteilungen sind Patienten mit Lungenkrebs. 15 Prozent sind operabel", stellte der Präsident der Gesellschaft, Meinhard Kneussl (Wiener Wilhelminenspital) fest.

Bei der Schlafapnoe, an welcher Personen mit mehr als fünf Atemstillständen pro Minute in der Nacht im Schlaf leiden, hat sich in Sachen Führerscheingesetz mit 1. August dieses Jahres Wesentliches geändert. Der Chef der Lungenabteilung am Salzburger LKH, Michael Studnicka, verwies, darauf, dass mit der Umsetzung einer EU-Direktive bei der gesundheitlichen Begutachtung von Führerscheinkandidaten auch nach Schläfrigkeit am Tag bzw. Schlafapnoe-Symptomen nachgefragt werden muss. Für betroffene Lkw-Berufsfahrer gibt es in Zukunft jährliche Kontrolltermine, für Pkw-Lenker alle drei Jahre. Die Betroffenen zeigen vor allem Tagesmüdigkeit und haben gleichzeitig ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. "Rund zehn Prozent der Verkehrsunfälle mit Todesfolge werden durch Müdigkeit am Steuer verursacht. Die Hauptursache davon ist die Schlafapnoe", sagte der Experte. Patienten sollten im Schlaflabor untersucht mit Geräten versorgt werden, welche per Überdruck via Atemmaske auch im Schlaf die sonst zusammenfallenden Atemwege offen halten.

Darauf, dass Babys und Kinder von rauchenden Eltern vom Anbeginn des Lebens "tabakkrank" sein können, verwies Angela Zacharasiewicz von der Kinderabteilung vom Wiener Wilhelminenspital. Die Schädigung setze bereits im Mutterleib ein und betreffe auch die epigenetische Steuerung der Aktivität von Erbanlagen. Neben der inhalativen Belastung als Passivraucher von Tabak konsumierenden Eltern gibt es - per Experiment nachgewiesen - auch eine Nikotinbelastung über die Haut. "Gesunde nichtrauchende Männer wurden mit einer Atemmaske (zum Schutz vor der Aufnahme von Rauchinhaltsstoffen und Nikotin über die Atmung; Anm.) mit kurzen Hosen drei Stunden lang in eine Rauchkammer gesetzt", berichtete Angela Zacharasiewicz. Fazit: Die Männer wiesen bis zu 60 Stunden lang im Blut eine Nikotinbelastung auf. Das funktioniert offenbar auch über verrauchte Kleidung.

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